Polizeimeisterschaft im Judo: Raus aus der Uniform, rein in den Sportanzug

Die drei Länder Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz tragen in Backnang ihre Polizeimeisterschaften im Judo, Ju-Jutsu und Brazilian Jiu-Jitsu aus. Dabei erweisen sich die bundesligaerprobten TSG-Judokas in Sachen Organisation als hilfreiche Unterstützung.

Auf insgesamt drei Matten wurden in der Mörikesporthalle die Landesmeister ermittelt. Dabei gab es immer wieder spektakuläre Würfe und Kämpfe zu sehen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Auf insgesamt drei Matten wurden in der Mörikesporthalle die Landesmeister ermittelt. Dabei gab es immer wieder spektakuläre Würfe und Kämpfe zu sehen. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Es ist mehr als ein schöner Zeitvertreib, was die 86 Polizistinnen und Polizisten aus Baden-Württemberg, Bayern und Rheinland-Pfalz nach Backnang gebracht hat. Sich im Einsatz auf sein Können im Kampfsport und seine Stressresistenz in Drucksituationen verlassen zu können, kann „existenziell sein“, erklärt Marcel Kässmeyer bei der Begrüßung in der Mörikesporthalle. Wobei die Kolleginnen und Kollegen dem Mitglied des baden-württembergischen Polizeipräsidiums Einsatz diesmal nicht in Uniform, sondern im weißen oder blauen Sportanzug gegenüberstehen. Schließlich stehen sie nicht hier auf der Matte, um nach Recht und Ordnung zu schauen. Diesmal geht es um den Sieg bei der Polizei-Landesmeisterschaft im Judo, Ju-Jutsu sowie Brazilian Jiu-Jitsu.

Unter den Startern waren Frauen und Männer, die wie Alexandra Nußbaum vom Judo-Club Wiesbaden und Marvin Manthey vom Budo-Club Karlsruhe nicht zum ersten Mal in Backnang kämpften. Beide standen schon in der Ersten und Zweiten Bundesliga auf der Matte. Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich hatte den Organisatoren dann auch versichert: „Sie haben mit dem Austragungsort die richtige Wahl getroffen. Die TSG-Judokas sind mit für die größten sportlichen Erfolge in unserer Stadt verantwortlich.“ Auch aktuell würden Backnanger Männer und Frauen erfolgreich in der Bundesliga kämpfen. Die Frauen wurden vergangenes Jahr gar zum wiederholten Mal deutscher Mannschaftsmeister. Fakten, die Kässmeyer kannte. Er wusste, dass „hier Judospitzensport stattfindet“. Seine Beamtinnen und Beamten würden da aber nicht arg weit hinterherhinken: „Wir werden Kämpfe auf hohem Niveau sehen.“

Stetig sinkende Teilnehmerzahlengeben den Verantwortlichen zu denken

Deutlich weniger glücklich war der 36-Jährige mit der Teilnehmerzahl. Die sei in den vergangenen Jahren immer mehr zurückgegangen. „Wenn wir die Meisterschaften der Länder Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nicht zusammenlegen würden, wäre der Aufwand nicht mehr vermittelbar.“ Ein Grund für die mäßige Resonanz sei sicher Corona, „vielleicht auch der Wille, sich für so etwas zu engagieren“, erklärt der Mann vom Präsidium Einsatz. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Judo wie Ju-Jutsu nicht mehr wie einst zum Trainingsprogramm der Polizei gehört, wobei im sogenannten Abwehr- und Zugriffstraining einzelne Elemente beider Sportarten dabei sind. Überhaupt sei es im Polizeiberuf wichtig, fit zu sein, denn: „Wer eine Sportart betreibt, wer sich im Verein engagiert, der oder die ist körperlich und mental in der Lage, seine oder ihre Aufgabe professionell zu bewerkstelligen.“

Bestes Beispiel hierfür war bei den Titelkämpfen Christof Strobel. Der mittlerweile 41-jährige ehemalige TSG-Bundesliga-Kämpfer aus Winnenden war fast nur eiligen Schrittes in der Halle unterwegs. Mal musste der Kripobeamte schnell Ergebnis- und Wettkampflisten aushängen, dann war der ehemalige deutsche Polizeimeister im Judo kurz danach wieder als Trainer der baden-württembergischen Judokas gefragt. Hinzu kam noch die Aufgabe als Kontaktmann zwischen der Polizei und der TSG Backnang, die die Organisation mit ihrem Wettkampf-Know-how unterstützte.

Eben diese Verbindungen zwischen Strobel und den Vereinsverantwortlichen um Abteilungsleiter Alfred Holderle waren der Grund, weshalb die Titelkämpfe im Murrtal stattfanden. Schade nur, dass im Polizeiteam des Ländles mit Sarah Mehlau (Winnenden) eine für die TSG in der Bundesliga kämpfende Lokalmatadorin und Sieganwärterin fehlte, weil „sie wie auch die Heubacherin Lea Schmid nach einer Verletzung noch nicht so weit ist“, wie Rainer Ehrlich erzählte. Zusammen mit dem Backnanger Judourgestein und Vizepräsidenten des Württembergischen Judo-Verbands Gerd Lamsfuß war der Leistungssportdirektor der Judo-Arbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg vor Ort. Schließlich, so Lamsfuß, „ist es wichtig, dass wir unsere Spitzensportler mithilfe von Arbeitgebern wie der Landes-, aber auch der Bundespolizei oder der Bundeswehr absichern können“. Auch ihre Anwesenheit war deshalb eine Art Ehrensache und nicht nur ein Zeitvertreib.

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Erstellt:
22. Juni 2023, 06:00 Uhr

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