Ultraschnelle E-Autos
Porsche greift nach Luxus-Autobauer
Der kroatische E-Autohersteller Rimac baut verrückte E-Autos. Porsche ist an ihm beteiligt – nun soll er angeblich eine Übernahme anstreben. Das könnte die Strategie voranbringen, hätte aber auch einen Preis.
Von Klaus Köster
Es gibt Autohersteller, die waren mit teuren Hochleistungs-Elektroautos um einiges früher dran als die Deutschen. Zum Beispiel der kroatische Hersteller Rimac Automobili, der schon 2012 das Modell „Concept_One“ auf den Markt brachte. Es beschleunigte von Null auf 100 Stundenkilometer in 2,8 Sekunden und hatte eine Leistung von 1088 PS. „Der Rimac zeigt, wozu wir in der Lage sind“, sagte Firmengründer Mate Rimac damals.
Die Autoschmiede, die auf Antriebe spezialisiert war, interessierte bald auch den Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche. 2018 stieg Porsche bei dem Unternehmen mit zehn Prozent ein, drei Jahre später erhöhte man die Beteiligung bereits auf 24 Prozent. Kurz darauf erwuchs aus der Finanzbeteiligung ein Gemeinschaftsunternehmen. Bugatti Rimac gehört zu 45 Prozent Porsche und zu 55 Prozent der Rimac Group.
„Wir bündeln die starke Expertise von Bugatti im Hypercar-Geschäft mit der großen Innovationskraft von Rimac auf dem zukunftsträchtigen Gebiet der Elektromobilität“, erklärte Porsche-Chef Oliver Blume damals. „Bugatti bringt eine traditionsreiche Marke, ikonische Produkte, eine treue Kundenbasis und ein weltweites Händlernetz in das Joint Venture ein. Rimac steuert neben der Technologie neue Denkansätze für die Entwicklung und Organisation bei.“
Nun will Porsche möglicherweise aufs Ganze gehen und die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen übernehmen. Nach einem Bericht des „Manager-Magazins“ gibt es bei Porsche ungeachtet erfolgreicher Produktanläufe Unzufriedenheit mit dem Gemeinschaftsunternehmen. Bugatti Rimac schreibt rote Zahlen, ein neues vollelektrisches Fahrgeschoss namens Tourbillon liege hinter dem Zeitplan, auch die Organisation zeige Schwächen. Die volle Kontrolle soll den Zugriff der Stuttgarter herstellen.
Haupteigentümer bestätigt Gespräche
Während Porsche keinen Kommentar zu dem Thema abgeben will, lässt sich Mate Rimac mit der Aussage zitieren, unter den Eigentümern liefen „Gespräche über eine mögliche Transaktion“. Nach einem Dementi hört sich das nicht an.
Bugatti wurde einst unter dem vor fünf Jahren verstorbenen Ex-Volkswagen-Chef und Großaktionär Ferdinand Piëch dem VW-Konzern eingegliedert, passte dem späteren Konzernchef Herbert Diess aber nicht ins Konzept. Die Einbringung in das Gemeinschaftsunternehmen mit Rimac erschien als guter Weg, Bugatti elektronisch aufzurüsten. An diesem Konzept würde eine Mehrheitsübernahme durch Porsche nichts ändern. So ist es möglicherweise vor allem eine Frage des Preises.
Rimac sieht Ende der roten Zahlen kommen
Mate Rimac macht jedenfalls schon einmal klar, dass die Übernahme durch Porsche kein Selbstläufer ist. Es gebe weitere Interessenten neben Porsche, erklärte er. 2025 werde man wieder schwarze Zahlen schreiben; zudem seien die Verluste vor allem, durch hohe Investitionen angefallen – etwa in den Tourbillon. Das Unternehmen stehe „so gut da, dass ich den Rimac-Anteil am liebsten selbst erhöhen würde“.