Quempassingen in Kirchenkirnberg: Gemeinsames Musizieren im Kerzenschein

Beim traditionellen Quempassingen in Kirchenkirnberg sorgen Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Musikschule Schwäbischer Wald/ Limpurger Land, Kirchenchor, Frauenchor „Con spirito“ und Kammerorchestermitglieder für besinnliche Stimmung.

Uwe Matti leitete das Quempassingen in der evangelischen Kirche in Kirchenkirnberg, bei dem sich Musiker, Sänger und das Publikum gemeinsam in Weihnachtsstimmung gesungen haben. Foto: Elisabeth Klaper

© Elisabeth Klaper

Uwe Matti leitete das Quempassingen in der evangelischen Kirche in Kirchenkirnberg, bei dem sich Musiker, Sänger und das Publikum gemeinsam in Weihnachtsstimmung gesungen haben. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Kirchenkirnberg. Eine besondere, erwartungsfrohe vorweihnachtliche Stimmung zeichnet das traditionelle Quempassingen im Kerzenschein am zweiten Advent aus. Seit über 40 Jahren erklingen in der evangelischen Kirche in Kirchenkirnberg alte und neue, gut und kaum bekannte Advents- und Weihnachtslieder in unterschiedlichen Besetzungen sowie Instrumentalwerke. Heuer lockte es eine große Schar von Besucherinnen und Besuchern an, darunter viele Familien mit Kindern.

„Wir machen kein Konzert, das gemeinsame Singen und Musizieren mit den Zuhörerinnen und Zuhörern steht im Mittelpunkt“, betonte Uwe Matti. Ziel sei es, diesen eine Freude zu bereiten und sie dazu zu motivieren, auch selbst im Advent zu Hause zu singen, sagte der Leiter der evangelischen Kirchenmusik in Kirchenkirnberg, der die Veranstaltung ins Leben rief und Regie führte. Dazu bereicherten Auftritte von Mädchen und Jungen mit Lehrkräften der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land das facettenreiche Programm. Sie verdeutlichten, wie gut deren Unterrichtsarbeit ist und dass es weiterhin viele musikalische Nachwuchstalente gibt.

Unterschiedliche Musikgruppen und Solisten treten auf

Großen Eindruck machten zwei von Musikschulleiterin Judith-Maria Matti am Orgelpositiv oder Klavier begleitete Soli. Auf der Blockflöte gestaltete Noah Windmüller graziöse barocke Werke von Jacques Aubert und Georg Weißel. Einen modernen, ernst-meditativen Kontrast zu den weihnachtlichen Melodien bildete „Cantilena“ von Warren Benson, feinsinnig von Amelie Wurst auf dem Altsaxofon vorgetragen.

Viel Freude machte der gelungene Premierenauftritt einer Blockflötengruppe aus Fichtenberg, die Eva-Maria Weiß leitet, unter anderem mit „Joseph, lieber Joseph mein“ vom ersten evangelischen Kantor Johann Walter. Ebenso eine von Susanne Bosch geleitete Blockflötengruppe aus Gschwend mit bekannten weihnachtlichen Volksweisen. Hinzu kam ein Gitarrentrio um Gitarrenlehrer Aldo Simoni, das unter anderem den traditionellen Gospelsong „Amazing Grace“ darbot.

Die Mitglieder des kleinen, aber feinen Kirchenchors Kirchenkirnberg, darunter nur zwei Männerstimmen, meisterten mit vollem Einsatz und Bravour verschiedene Werke. So die kunstreich ausgearbeitete Motette „Frohlocket, ihr Völker auf Erden“ von Felix Mendelssohn Bartholdy zusammen mit den Kammerorchestermitgliedern. Ebenso „Freut euch von Herzen“ von Josef Michel, das mit barocker Struktur und wiegendem Rhythmus an alpenländische Weihnachtsweisen erinnerte.

Klangschön und empfindungsreich präsentierte der von Judith-Maria Matti geleitete Frauenchor „Con spirito“ das vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammende Adventslied „Maria durch ein Dornwald ging“ und das beschwingte Weihnachtsgospel „Sunny Light of Bethlehem“ von Lorenz Maierhofer. Das Instrumentalensemble aus Mitgliedern des Kammerorchesters Murrhardt brachte mit eleganten barocken Tänzen aus Festmusiken von Georg Friedrich Händel etwas von der prächtig-festlichen Atmosphäre am britischen Königshof in die evangelische Kirche in Kirchenkirnberg.

Auch das Publikum wirkt gesanglich zum Quempassingen mit

Mit dem Publikum studierte Uwe Matti zwei Kanons nach altbekannten Liedern ein und die meisten Gäste sangen gerne mit: „Es kommt ein Schiff geladen“ und „Nun singet und seid froh“. Das klappte gleich so gut, dass harmonische Wohlklänge die Kirche erfüllten. Hinzu kamen weitere Lieder zum Mitsingen, darunter das kaum bekannte „Erfreute Weihnachtsnacht“ von Samuel Beyer nach der Melodie „Nun danket alle Gott“. Den Höhe- und Schlusspunkt bildete das gemeinsam gesungene und musizierte „Quempas“, wozu alle Mitwirkenden einen großen Schlusschor bildeten.

Die Tradition des Quempassingens entstand wohl in der Zeit des Frühbarocks: Damals sangen mehrere Kindergruppen in den Kirchen im Wechsel Advents- und Weihnachtslieder, erzählte Uwe Matti. Der Name „Quempas“ kommt von dem in jener Epoche entstandenen lateinisch-deutschen Weihnachtslied „Quem pastores laudavere“ (Den die Hirten lobeten sehre) von Michael Praetorius.

Zuvor bekamen die Besucherinnen und Besucher von Kindern und Erwachsenen brennende Kerzen und sangen beim jubelnden Refrain mit: „Gottes Sohn ist Mensch geborn, hat versöhnt des Vaters Zorn“. Mit tosendem Beifall dankten sie den Sängerinnen und Sängern, Musikerinnen und Musikern für das wunderschöne Erlebnis.

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Erstellt:
10. Dezember 2024, 06:00 Uhr

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