Querungshilfe in Murrhardt stößt auch auf Skepsis
Nach langer Diskussion befürwortet die Mehrheit des Murrhardter Gemeinderats, eine provisorische Mittelinsel zum Überqueren der Straße zwischen dem Haus Margarete des Erich-Schumm-Stifts und dem Grundstück gegenüber, wo sich ein Discounter befindet, einzurichten.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Ein Verkehrsprojekt, das Bürgermeister Armin Mößner erläuterte, löste eine lebhafte Diskussion in der jüngsten Gemeinderatssitzung aus. Zwischen dem Pflegeheimneubau Haus Margarete, dem Bestandsgrundstück der Erich-Schumm-Stiftung und dem gegenüberliegenden Einkaufsmarkt gibt es vielfältige Fußwegeverbindungen. Ein Problem für Fußgänger ist das hohe Verkehrsaufkommen auf der Fornsbacher Straße und der Verbindungsstraße zum Obermühlenweg sowie zur Fritz-Schweizer-Straße.
Insofern besteht der Bedarf für eine sicherere Überquerung, wofür die Stadtverwaltung verschiedene Möglichkeiten untersucht hat. Am einfachsten umsetzbar ist eine barrierefreie Querungshilfe mit tastbaren Elementen für Sehbehinderte zwischen dem Grundstück der Erich-Schumm-Stiftung, dem Haus Margarete und dem Grundstück des Discounters, die jeweils durch die Fornsbacher Straße (Landesstraße 1066 sowie gleichnamige Verbindungsstraße in Richtung Feuerwehrhaus) getrennt sind. Das Vorhaben umfasst die Verlängerung des Gehwegs um die Kurve entlang des Discountergrundstücks in Richtung der Bestandsampel zwischen dem Discounter und Schumm-Grundstück. Hinzu kommt eine Mittelinsel auf der Verbindungsstraße zwischen Haus Margarete und dem Discounter.
Erich-Schumm-Stiftung will Verkehrssicherheit für Senioren
Das Projekt ist laut Mößner bereits mit der Polizei und der Verkehrsbehörde des Landratsamtes bei einer Verkehrsschau besichtigt und abgestimmt worden. Für den Winterdienst ist eine ausreichende Durchfahrtsbreite erforderlich ebenso die entsprechende Aufstellfläche auf der Mittelinsel von mindestens 2,5 Metern sowie die behindertengerechte Gestaltung der Zugangsbereiche. Die Erich-Schumm-Stiftung befürwortet eine sicherere Querungshilfe, und das Discounterunternehmen stimmt dem erforderlichen Grunderwerb im Kurvenbereich der Fornsbacher Straße zu.
Fachlich begleitet das Projekt das Ingenieurbüro Riker und Rebmann, ein Kaufvertragsentwurf für den Grunderwerb von rund 40 Quadratmetern für die Gehwegverlängerung liegt vor. Die Querungshilfe soll so geschaffen werden, dass ein Linksabbiegen aus der Verbindungsstraße auf die Landesstraße 1066 in Richtung Fornsbach weiter möglich ist und die bestehende Ampelinfrastruktur weiter genutzt werden kann. Die Stadt als Veranlasserin hat die Kosten zu tragen für den Grunderwerb und die Herstellung der Querungshilfe samt Verlängerung des Gehwegs im Kurvenbereich der Fornsbacher Straße. Sie belaufen sich auf rund 85000 Euro, so Mößner.
Aus den unterschiedlichen Einschätzungen der Fraktionssprecher entwickelte sich eine intensive Diskussion. „Mir wäre eine Zwei-Ampel-Lösung lieber gewesen“ – mit einer zusätzlichen Ampel zwischen dem Haus Margarete und dem Grundstück des Schumm-Stifts wegen der „Riesengemengelage“ des Verkehrs, sagte Elisabeth Zenker (SPD). „Die Querungshilfe ist ein Verkehrshindernis, eine Doppelampel wäre ideal“, stieß Fraktionsvorsitzender Edgar Schäf ins selbe Horn.
Nichts Halbes und nichts Ganzes?
Die Überquerung der Straßen sei gefährlich, doch die Mittelinsel werde die Verkehrssituation und die Ausfahrt vom Discounterparkplatz auf die Linksabbiegespur erschweren und zu Staus führen, gab Rolf Kirschbaum zu bedenken. Deshalb schlug der CDU/FWV-Stadtrat vor, die Mittelinsel nur provisorisch anzulegen und etwas in Richtung Stadtwerke zu verschieben. „Wir haben uns lange mit der Mittelinsel beschäftigt und um jeden Zentimeter gekämpft“, die vorgeschlagene Querungshilfe könne man provisorisch herstellen, sie sei der „größtmögliche Kompromiss“, erwiderte der Rathauschef.
„Wir tun uns schwer mit der Querungshilfe, sie ist in der Form fast nicht tragbar“, erklärte Brigitte Kübler. Denn abends herrsche oft eine unübersichtliche Situation durch viel Verkehr, und die Feuerwehr müsse weiter ungehindert ausfahren können. „Eine parallel geschaltete zweite Ampel mit Zebrastreifen“ zwischen den Gebäuden der Schumm-Stiftung „wäre weitaus besser“, so die UL-Stadträtin.
Auch Ralf Nentwich (MDAL/Die Grünen) sah die Planung kritisch: die Querungshilfe sei „nichts Halbes und nichts Ganzes“. Er schlug vor, die bestehende Ampel zwischen die Gebäude der Schumm-Stiftung auf die Höhe von Haus Margarete zu verschieben und „kreative Lösungen“ auszuprobieren.
Fraktionschef Gerd Linke plädierte hingegen für den Vorschlag der Stadtverwaltung: „Wir wollen was für die Fußgänger tun.“ Die Querungshilfe sei der kürzeste Weg, und alle Verkehrsteilnehmer sollten Rücksicht aufeinander nehmen.
Die Umwidmung zur Spielstraße als ungewöhnlicher Lösungsvorschlag
Man habe bereits alle Varianten mit den Verkehrsbehörden durchdiskutiert, und ein Zebrastreifen über drei Fahrspuren sei nicht möglich: „Aus unserer Sicht wird mit der Querungshilfe für alle ein direkter, kurzer Weg ermöglicht“, unterstrich der Rathauschef. „Die billigste Lösung wäre eine Spielstraße“, schlug Mario Brenner (CDU/FWV) vor, wofür aber laut Mößner bestimmte bauliche Voraussetzungen erforderlich sind. „Wir sollten es mit der Querungshilfe probieren und schauen, ob es funktioniert“, doch müsse man sich über die gesamte Verkehrssituation Gedanken machen wegen der Umgestaltung des Schweizer-Areals in ein Wohngebiet, verdeutlichte Fraktionskollegin Susanne Barreuther. Schließlich stimmten 13 Ratsmitglieder für die provisorische, etwas verlegte Querungshilfe, und sechs dagegen.