Klimagipfel COP29

Reiche Staaten sollen fast 1000 Milliarden Euro jährlich zahlen

Im Kampf gegen die Klimakrise geht es darum, die Erde nicht weiter mit Treibhausgasen aufzuheizen. Doch dafür ist sehr viel Geld notwendig. In Baku geht es um kaum vorstellbare Summen. Aber wie sagte schon Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck: „Am Ende ist es nur Geld.“

Zum Auftakt der COP29 hat  die Weltwetterorganisation WMO die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen: Die vergangenen zehn Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.

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Zum Auftakt der COP29 hat die Weltwetterorganisation WMO die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen: Die vergangenen zehn Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.

Von Markus Brauer/dpa

Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan sehen sich reiche Länder wie Deutschland mit Geldforderungen in schwindelerregender Höhe konfrontiert. Mindestens 1 Billionen – das sind 1000 Milliarden Dollar (940 Milliarden Euro) pro Jahr erwarten allein die 45 ärmsten Entwicklungsländer von den Industriestaaten, um die Erderhitzung einzudämmen und ihre fatalen Folgen abzumildern.

Zum Vergleich: Die geplanten Gesamtausgaben des Bundeshaushalts für das Haushaltsjahr 2024 betragen rund 476,8 Milliarden Euro.

Klima-Staatssekretärin Jennifer Morgan sagte dazu in Baku, Deutschland stelle sich grundsätzlich der Verantwortung. Doch müssten alle Staaten zahlen, „die es sich leisten können“. Aus EU-Sicht stehen unter anderem China und die reichen Golfstaaten in der Pflicht, Klimahilfen zu zahlen. Nach der jahrzehntealten UN-Logik sind sie aber als Empfängerländer eingestuft.

In this Press Advisory, we urgently demand scaled up, new, additional, and easily accessible climate finance. Countries must submit 1.5 °C aligned climate action plans (NDCs). Read full Press Advisory :https://t.co/XciMWoss71#COP29#ClimateActionpic.twitter.com/SmLRYkSQuz — LDC Chair (@LDCChairUNFCCC) November 9, 2024

Wahlsieg von Trump überschattet Verhandlungen

Knapp 200 Staaten beraten in der früheren Sowjetrepublik Aserbaidschan zwei Wochen lang über die Eindämmung der Klimakrise und die Abfederung ihrer Folgen. Überschattet wird der Gipfel vom Wahlsieg Donald Trumps.

Der designierte US-Präsident hat schon angekündigt, aus dem zentralen Klima-Abkommen von Paris auszusteigen und den Klimaschutz in seinem Land zurückzudrehen, um die Öl- und Gasförderung zu erleichtern.

Vergangene zehn Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen

Gleich zum Auftakt der zweiwöchigen Mammutkonferenz COP29 hat die Weltwetterorganisation WMO die „Alarmstufe Rot“ ausgerufen. Die vergangenen zehn Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte, die drohende Klimakatastrophe gefährde die Gesundheit von Millionen Menschen, vergrößere die Ungleichheiten und erschüttere so die Grundlagen des Friedens. „Die Schwächsten sind am stärksten betroffen.“

„Wann legt ihr Geld auf den Tisch?“

Auch Umweltorganisationen erwarten, dass die reichen Industriestaaten jährlich mindestens eine Billion Dollar für Entwicklungsländer mobilisieren - zehnmal mehr als die aktuell zugesagten 100 Milliarden pro Jahr. Zur Finanzierung schlagen Klimaaktivisten Vermögenssteuern für Reiche oder Abgaben auf die Förderung von Kohle, Öl und Gas vor.

Die Chefin des Climate Action Network (CAN), Tasneem Essop, kritisiert die zögerliche Haltung der Geberländer: „Zu dieser Konferenz zu kommen und zu sagen, dass sie nicht über das Geld verfügen, ist inakzeptabel.“ CAN vereint weltweit Hunderte Klimaorganisationen.

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future sagt: „Der größte der Teil der Welt guckt auf Länder wie Deutschland und fragt: Wann legt ihr Geld auf den Tisch?“ Oxfam Australien machte darauf aufmerksam, dass allein die Zahl der von Klimakatastrophen im Pazifik betroffenen Menschen im letzten Jahrzehnt im Durchschnitt um 700 Prozent gestiegen ist.

Wer alles in Baku fehlt

Nach der ersten Plenumssitzung auf dem Gelände rund um das Olympiastadion folgen am Dienstag (12. November) und Mittwoch (13. November) Reden Dutzender Staats- und Regierungschefs. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Reise zur Klimakonferenz nach dem Aus für seine Ampel-Regierung abgesagt.

Ebenfalls nicht da: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Brasiliens Präsident Lula da Silva - von Noch-US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping ganz zu schweigen.

Handlungsdruck ist groß

In diesem Jahr hat sich der Planet erstmals um mehr als 1,5 Grad aufgeheizt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Es wird nach Berechnungen des EU-Klimadienstes wohl das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Today at #COP29 we release the latest #StateOfClimate global update and the message is clear: 2024 is on track to be hottest year on record as warming temporarily hits 1.5°C Full report: https://t.co/IRzRXXGPhlpic.twitter.com/RFGvyJi9CU — World Meteorological Organization (@WMO) November 11, 2024

Das 2015 auf der Pariser Klimakonferenz vereinbarte Ziel, die Erhitzung möglichst auf 1,5 Grad zu deckeln, gilt aber noch nicht als verfehlt, denn dafür sind längerfristige Durchschnittswerte maßgeblich. Aber selbst wenn alle Klimaschutzpläne der Staaten wirklich umgesetzt werden, steuert der Planet bis zur Jahrhundertwende auf eine Erhitzung um 2,6 bis 3,1 Grad zu, was große Teile der Welt unbewohnbar machen würde.

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Erstellt:
11. November 2024, 17:24 Uhr
Aktualisiert:
11. November 2024, 17:27 Uhr

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