Tarifabschluss der IG Metall
Rund fünf Prozent mehr in der Textilindustrie
In der westdeutschen Textil- und Modeindustrie herrscht nun wieder Arbeitsfrieden. Die IG Metall hat einen Tarifabschluss für die nächsten gut zwei Jahre durchgesetzt.

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In der Textilindustrie können sich die Beschäftigten über höhere Einkommen freuen.
Von Matthias Schiermeyer
Für die rund 100 000 Beschäftigten der westdeutschen Textil- und Modeindustrie gibt es einen Tarifabschluss: Nach einer Einigung des Gesamtverbandes Textil+Mode und der IG Metall in der vierten Runde steigen die Tarifeinkommen in den kommenden 27 Monaten um 4,9 Prozent, mindestens 140 Euro. Die Warnstreiks sind damit beigelegt – zuvor hatten sich insgesamt 22 000 Beschäftigte an Aktionen beteiligt.
Nach einer Einmalzahlung von 275 Euro im Juli 2025 erhalten die tariflich Beschäftigten zwei Erhöhungen ihrer Monatsentgelte: ab August 2,0 Prozent und mindestens 60 Euro mehr, ab Oktober 2026 weitere 2,9 Prozent und mindestens 80 Euro. Für Auszubildende steigt die Vergütung parallel um einmalig 137,50 Euro sowie um 25 und 35 Euro monatlich. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 27 Monate bis Ende Mai 2027.
Vorteile in den unteren Einkommensstufen
„Viele unserer Unternehmen haben im dritten Jahr der Rezession keine Spielräume für Lohnerhöhungen“, sagte im Anschluss der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Markus Simon. „Dennoch ist es uns gelungen, ein Gesamtpaket zu schnüren, das gerade noch verantwortbar ist, den Beschäftigten ein Lohnplus und den Unternehmen Planbarkeit auf eine lange Laufzeit bringt.“
„Dieses Tarifergebnis macht die Beschäftigung in den Betrieben zukunftsfähig“, lobte die IG Metall-Verhandlungsführerin Miriam Bürger. „Mehr Geld ist die nötige Antwort auf die gestiegenen Preise.“ Die Mindestbeiträge stellten Beschäftigte mit unterdurchschnittlichem Einkommen besser. „Wer weniger als 3000 Euro im Monat hat, erhält mit der sozialen Komponente künftig überproportional mehr.“ Die Tarifparteien haben demnach auch eine Gesprächsverpflichtung über tarifliche Vorteile exklusiv für IG Metall-Mitglieder vereinbart.
Die Altersteilzeit wird ausgeweitet
Als Erfolg verbucht die Gewerkschaft auch die Ausweitung der Altersteilzeit: Mit einer erhöhten Quote von 2,5 Prozent können nun mehr ältere Beschäftigte vorzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Zudem erhöht sich die Aufzahlung durch die Arbeitgeber in den Jahren bis 2026 um insgesamt 50 auf dann 800 Euro. „Die bessere Altersteilzeit ist die richtige Antwort auf die Belastungen älterer Kolleginnen und Kollegen“, sagte Bürger.
Das Tarifergebnis gilt unmittelbar für 51 000 Beschäftigte mit Tarifvertrag in der westdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie. Insgesamt arbeiten in der Branche 100 000 Beschäftigte bei traditionellen Textilherstellern, Automobilzulieferern sowie Hygiene-/Medizinprodukteherstellern. Diese Industrie ist Deutschlands zweitgrößte Konsumgüterindustrie und bei technischen Textilien Weltmarktführer.