Sanierungsarbeiten starten demnächst

Gerüst an der Stadtkirche aufgebaut – Erster Schritt ist, Dachstuhl von Altlasten zu befreien, später werden Dach und Fassade überholt

Die evangelische Kirchengemeinde Murrhardt wird auch in Zukunft mit dem Bauen und Sanieren gut beschäftigt sein: Zum einen heißt es, den Kindergartenneubau im Klosterhof fertigzustellen (wir berichteten), zum anderen beginnt nun das große Projekt der Stadtkirchensanierung. Dach, Dachstuhl und Fassade des Gotteshauses müssen grundlegend überholt werden.

Die Flanke der Stadtkirche aufseiten der Walterichskapelle (links) ist nun eingerüstet. Da die Sanierung von Dach, Dachstuhl und Fassade schrittweise erfolgt, wird das Gerüst ebenso in Zeitabschnitten weiterwandern. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Flanke der Stadtkirche aufseiten der Walterichskapelle (links) ist nun eingerüstet. Da die Sanierung von Dach, Dachstuhl und Fassade schrittweise erfolgt, wird das Gerüst ebenso in Zeitabschnitten weiterwandern. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. Viele werden schon bemerkt haben, dass mittlerweile an der Seite der Walterichskapelle ein Gerüst an der Stadtkirche aufgestellt worden ist. Pfarrer Hans Joachim Stein berichtet, dass die Sanierung nun Anfang November starten soll. Der erste Schritt ist, den Dachstuhl von Altlasten zu befreien und zu reinigen. Dort muss Isoliermaterial aus den 1970er-Jahren und altes, gesundheitsschädliches Holzschutzmittel entfernt werden, genauso wie die Hinterlassenschaften tierischer Besucher wie Tauben oder Fledermäuse. Eine Arbeit, bei der die Fachleute sich entsprechend ausrüsten müssen. „Da brauchen sie Vollschutzanzüge, weshalb solche Projekte in der kühlen Jahreszeit laufen müssen. Im Sommer staut sich die Hitze unter dem Dach, das wäre zu schwierig“, erläutert der geschäftsführende Pfarrer.

Ist dieser Part über die Bühne gegangen, kann mit den Sanierungsarbeiten im engeren Sinne begonnen werden. Zum einen wird die Fassade an bestimmten Stellen auf Vordermann gebracht, zum anderen gibt es einiges an Dach und Dachstuhl zu tun. Ein Gutachten hatte festgestellt, dass eine Reihe von Balken, insbesondere die Balkenköpfe, der Dachkonstruktion eine Instandsetzung benötigen. Nicht zu vergessen das Dach selbst, das neu gedeckt wird. Nicht zuletzt die Biberschwänze machen es notwendig, dass das Projekt „Abschnitt für Abschnitt“ in Angriff genommen wird, damit der Dachstuhl keine statischen Probleme bekommt. Die jeweilige Stelle wird abgedeckt und mit einem provisorischen Schutz versehen, da sie der Witterung dann stärker ausgesetzt ist als sonst. Insofern wird auch das Gerüst entsprechend wandern. „Es wäre zu teuer gewesen, die Stadtkirche für den kompletten Zeitraum der Sanierung einzurüsten“, sagt Hans Joachim Stein.

Die Gemeinde geht davon aus, dass nach Abschluss der Reinigungsarbeiten im Dezember mit dem ersten Sanierungsabschnitt begonnen werden kann. Danach braucht es einen längeren Atem – gerechnet wird damit, dass das Projekt bis Ende Dezember 2020 dauert, dann das Gerüst voraussichtlich die Kirche umrundet hat und abgebaut werden kann. Hans Joachim Stein gibt zu bedenken: „Es ist natürlich auch klar, dass während der Arbeiten noch Überraschungen beziehungsweise Herausforderungen auftauchen können, die man so noch nicht auf dem Plan hatte“, sagt er. Sanierungsprojekte an so betagten Bauten können nie bis ins Letzte vorhergesagt beziehungsweise mit Sicherheit durchgeplant werden, auch wenn er hofft, dass alles wie gewünscht verläuft.

Die Stadtkirche bleibt während der Sanierungsphase zugänglich. Zwar ist ein bestimmter Bereich durch das Gerüst bis zu einem gewissen Grad abgeschottet, trotzdem möchte die Gemeinde, dass beispielsweise auch die Walterichskapelle für Murrhardter sowie Touristen offen bleiben kann.

Da davon auszugehen ist, dass die Firmen am Sonntag nicht arbeiten, können auch die Gottesdienste ganz normal stattfinden. Die Mädchen und Jungen vom Kindergarten Klosterhof und Oetingerhaus gehen freitags zum Gottesdienst, weshalb Pfarrer Hans Joachim Stein sich mit den Fachleuten absprechen möchte, um auch hier eine Regelung zu finden. Wenn sich all dies eingespielt hat, plant die Kirchengemeinde auch, zwischendurch die eine oder andere Baustellenführung anzubieten.

Info
Schäden zwingen zur Umplanung der Sanierung

Im Frühjahr 2017 wurde bekannt, dass das Ausmaß der Schäden an Dach, Dachstuhl und Fassade der Murrhardter Stadtkirche umfangreicher war als bisher angenommen. Somit war die evangelische Kirchengemeinde gezwungen, die Pläne für eine umfangreiche Innensanierung zurückzustellen und dafür den Schwerpunkt ein Stück weit nach außen und ins Dach zu verlegen. Die Kosten für das Projekt werden auf rund 1,9 Millionen Euro geschätzt. Unterstützung erhält die Gemeinde von der Landeskirche mit rund 900000 Euro sowie 181300 Euro aus dem Landesdenkmalförderprogramm.

Rücksicht nehmen muss die Kirche bei den Sanierungsarbeiten auch auf den Naturschutz. Da in den Seitenschiffen der Stadtkirche Zwergfledermäuse leben, dürfen von April bis September keine Arbeiten am Dachstuhl erfolgen. Insofern ist für die Aufgaben dort die Herbst- und Winterzeit reserviert.

Mit erledigt werden sollen auch noch kleinere Maßnahmen an den Türmen des Gotteshauses wie die Reparatur der Schallschutzläden (Sturmschäden) und die Instandsetzung der Balkone, deren Beton erneuert werden muss.

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Erstellt:
29. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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