Gaza-Konflikt

Saudis verstehen sich auf Trump-Deals

Die Arabische Staaten legen beim Gipfeltreffen in Kairo einen eigenen Plan für Gaza vor. Beim Umgang mit Trump haben sie den Europäern einiges voraus.

Kronprinz Mohammed bin Salman erweist sich im Umgang mit Donald Trump als gewiefter Diplomat.

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Kronprinz Mohammed bin Salman erweist sich im Umgang mit Donald Trump als gewiefter Diplomat.

Von Thomas Seibert

Donald Trump hat nicht nur Europa geschockt, sondern auch seine arabischen Verbündeten. Die Araber lehnen Trumps Plan ab, zwei Millionen Palästinenser aus dem Gazastreifen zu deportieren, und besprachen am Dienstag bei einem Gipfeltreffen in Kairo einen eigenen Gaza-Plan. Der arabische Plan kommt Trump in einigen Details entgegen. Mit Pragmatismus halten sich die Araber die Möglichkeit offen, mit Trump im Gespräch zu bleiben. Beim Umgang mit dem unberechenbaren US-Präsidenten haben sie den Europäern einiges voraus.

Gipfelgastgeber Ägypten legte laut Medienberichten bei dem Treffen in Kairo einen Plan für Gaza vor, der den Verbleib der Palästinenser in dem Küstenstreifen vorsieht, den Wiederaufbau von Gebäuden und Infrastruktur in fünf Jahren und die Einsetzung einer Technokraten-Regierung. Wer für den 53 Milliarden Dollar teuren Wiederaufbau bezahlen soll und welche Rolle die Hamas in Zukunft in Gaza spielen soll, blieb zunächst offen.

Ein paar Köder für Trump

Zunächst sollen in sechs Monaten die rund 50 Millionen Tonnen Schutt weggeschafft werden. In den anschließenden viereinhalb Jahren sollen 400 000 Wohnungen, Hafenanlagen, Hotels, ein Technologie-Zentrum und ein Flughafen entstehen. Eine Friedenstruppe aus arabischen Ländern und UN-Soldaten soll die Sicherheit in Gaza garantieren.

Der arabische Plan soll vor allem eines: Trump und Israel von der Massendeportation von Palästinensern abbringen und die Vision einer Zweistaaten-Lösung – einem friedlichen Nebeneinander von Israel und einem künftigen Palästinenserstaat – zumindest auf dem Papier erhalten. Trump hatte gesagt, die USA wollten Gaza übernehmen und in eine „Riviera des Nahen Ostens“ ohne palästinensische Bevölkerung verwandeln.

Die radikale Abkehr der USA von bisher gemeinsamen Grundsätzen habe die arabischen Staaten weniger überrascht als die Europäer, sagt Sebastian Sons, Experte für die Golf-Region bei der Bonner Denkfabrik Carpo. „Am Golf ist und war man auf Trump besser vorbereitet“, sagte Sons unserer Zeitung. Mit den vorgesehenen Strandhotels in Gaza und farbigen Darstellungen der Zukunft des Küstenstreifens, die mit künstlicher Intelligenz entworfen wurden, orientiert sich der arabische Plan teilweise am Stil des US-Präsidenten.

Die Araber hätten aus Trumps erster Amtszeit gelernt, meint Sons. Zu diesen Lehren gehört, dass sich die Araber schon seit Jahren bemühen, ihre Abhängigkeit von den USA zu mindern. Seit Trumps ersten vier Jahren im Weißen Haus „ist größerer Realismus eingekehrt“, sagt Sons. „Die USA werden nicht mehr als der Partner wahrgenommen, der sie mal waren.“

Die Araber gehen die Konflikte pragmatisch an

Amerika ist zwar nach wie vor beim militärischen Schutz der arabischen Staaten unverzichtbar. Die USA haben zehntausende Soldaten und starke Luftwaffen- und Marineverbände am Persischen Golf stationiert, um arabische Staaten gegen den Iran zu schützen und die Schifffahrtsrouten des Welthandels offen zu halten. Trump demonstrierte zum Schrecken der Araber im Jahr 2019 jedoch, dass auf ihn nicht unbedingt Verlass ist. Damals blieben die USA untätig, als Ölanlagen in Saudi-Arabien von den iranisch unterstützten Huthi-Rebellen angegriffen wurden.

Saudi-Arabien reagierte, indem es seine Beziehungen zum Iran normalisierte, um Spannungen auch ohne die USA abbauen zu können. Diese Distanzierung ermöglicht es den Arabern heute, den USA in Gaza die Grenzen zu zeigen: Saudi-Arabien und andere US-Partner in der Region wiesen Trumps Deportationsplan unmissverständlich zurück. „Man ist aber auch offen, um mit Trump im Gespräch zu bleiben“, sagt Sons. „Dieser Pragmatismus ist etwas, was man am Golf sehr gut verstanden hat.“

Die arabischen Staaten wissen auch, dass Trump an Investitionen aus den reichen Golf-Staaten interessiert ist. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman verspricht Trump, er wolle 600 Milliarden Dollar in den USA anlegen. Zudem unterhalten alle reichen arabischen Staaten eigene Entwicklungsprojekte, die amerikanischen Unternehmen gewinnbringende Aufträge bescheren könnten.

Saudi-Arabien hat darüber noch einen politischen Hebel, den es im Umgang mit der US-Regierung ansetzen kann, wie Sons sagt: Trump strebt einen Friedensvertrag zwischen den Saudis und den Israelis an. Kronprinz Mohammed bin Salman ist grundsätzlich dafür, macht der US-Regierung aber deutlich, dass eine Aussöhnung mit Israel für Saudi-Arabien nur in Frage kommt, wenn es eine Perspektive für die Gründung eines Palästinenser-Staates gibt. Trumps Partner am Golf verstehen etwas von Deals.

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Erstellt:
4. März 2025, 15:17 Uhr

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