Archäologische Funde in der Ägäis belegen

Schon vor 5200 Jahren vergifteten sich Menschen mit Blei

Im Römischen Reich wurde Blei im großen Stil abgebaut. Noch früher, um 3200 v. Chr., datieren die ersten nachweisbaren Bleiverschmutzungen durch den Menschen. Forscher wurden jetzt bei Bohrungen in der Ägäis fündig.

Blei ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Pb (lateinisch: plumbum) und der Ordnungszahl 82. Blei ist bereits seit der Antike bekannt.

© Imago/Panthermedia

Blei ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Pb (lateinisch: plumbum) und der Ordnungszahl 82. Blei ist bereits seit der Antike bekannt.

Von Markus Brauer

Bereits früh in der Antike wurde die Umwelt durch den Menschen mit Blei kontaminiert. Das zeigen Untersuchungen an Sedimentkernen vom Meeresboden und aus dem küstennahen Umland der Ägäis. Durchgeführt wurden die Analysen von einem Forschungsteam unter Leitung von Geowissenschaftlern der Universität Heidelberg.

Schon vor 5200 vergifteten sich Menschen mit Blei

Danach verursachte menschliche Aktivität in der Region bereits vor etwa 5200 Jahren eine Bleiverschmutzung der Umwelt – wesentlich früher als bislang bekannt. Zusammen mit den Ergebnissen von Pollenanalysen an den Sedimentkernen bietet diese Kontamination zugleich Einblicke in den sozioökonomischen Wandel im ägäischen Raum. Auch historische Ereignisse wie die Eroberung Griechenlands durch die Römer lassen sich daraus ablesen.

1200 Jahre älter als bisher bekannte Funde

Ein Kern aus einem Torfmoor lieferte dabei den Hinweis auf die früheste bekannte Umweltverschmutzung durch Blei. Datieren konnten die Wissenschaftler dieses Bleisignal auf einen Zeitpunkt vor etwa 5200 Jahren. Es ist damit rund 1200 Jahre älter als der bislang früheste Beleg für eine auf menschliche Aktivität zurückzuführende Kontamination der Umwelt mit dem Schwermetall.

„Weil Blei unter anderem bei der Herstellung von Silber freigesetzt wurde, ist der Nachweis steigender Bleikonzentrationen in der Umwelt zugleich ein wichtiger Indikator für sozioökonomischen Wandel“, sagt Andreas Koutsodendris von der Forschungsgruppe „Palynologie und Paläoumweltdynamik“am Institut für Geowissenschaften der Universität Heidelberg.

Die Studie ist in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlicht.

Bleikontamination und Vegetationsdynamik

In den von den Wissenschaftlern untersuchten Sedimentkernen sind neben Blei auch Pollen enthalten, mit denen sich die Vegetationsentwicklung im ägäischen Raum rekonstruieren lässt. Die Pollengehalte lieferten den Experten Hinweise auf die Art und Weise, wie das Land genutzt wurde.

Anstieg der Bleikonzentration um 150 v. Chr.

Ein signifikanter Anstieg der Bleikonzentration fand vor etwa 2150 Jahren statt, flankiert von einer starken Rodung der Wälder und zunehmender landwirtschaftlicher Nutzung, wie sich aus der Zusammensetzung der Pollenspektren ablesen lässt.

Von diesem Zeitpunkt an ist die Bleikontamination auch in Sedimenten aus dem Meeresboden der Ägäis nachweisbar – die weltweite früheste Dokumentation menschlich verursachter Bleibelastung im Ozean, wie Andreas Koutsodendris hervorhebt.

„Diese Veränderungen decken sich zeitlich mit der Eroberung des hellenistischen Griechenlands durch die Römer, die sich in der Folge dessen Ressourcenreichtum zu eigen machten“, erläutert der Heidelberger Archäologe Joseph Maran. So forcierten die römischen Eroberer unter anderem den Abbau von Gold, Silber und anderen Metallen, wofür im Zuge der Erzgewinnung und Erzverhüttung auch Holz benötigt wurde.

Zum Artikel

Erstellt:
30. Januar 2025, 18:32 Uhr
Aktualisiert:
31. Januar 2025, 07:26 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!