Nach Stopp in Stuttgart
Serbische Protest-Radler in Straßburg – Gespräche mit EU-Vertretern
Knapp zwei Wochen sind sie mit einem Ziel durch Europa geradelt: Serbische Studierende wollen auf die Missstände in ihrem Heimatland aufmerksam machen. Die EU darf nicht mehr wegschauen.

© /Valentin Schwarz
Am vergangenen Wochenende kamen die Radler aus Serbien auch in Stuttgart vorbei – nun sind sie in Straßburg angekommen.
Von red/KNA
Eine Gruppe serbischer Studenten, die aus Protest gegen die Regierung quer durch Europa geradelt ist, hat am Dienstagabend Straßburg erreicht. Am heutigen Mittwoch wollen die Studierenden Vertreter des Europarats und der Europäischen Union treffen, um auf die politische Situation in ihrer Heimat aufmerksam zu machen. In Serbien kommt es seit fünf Monaten zu Massenprotesten gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vucic.
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„Der Protest ist symbolisch, aber wichtig“, sagte Serbien-Experte Adnan Cerimagic von der European Stability Initiative in Berlin. „Er zeigt, dass junge Menschen in Serbien eine europäische Zukunft wollen. Die EU sollte das ernst nehmen - und den Mut dieser Generation nicht ignorieren.“
Auch laut Politologe Nikola Burazer in Belgrad könnte der Fahrrad-Protest ein Umdenken anstoßen: „Es wird sicherlich den Druck auf die EU-Institutionen erhöhen, die Lage in Serbien genauer zu beobachten und von einer Beschwichtigungspolitik gegenüber der serbischen Regierung Abstand zu nehmen.“ Seit fünf Monaten kommt es in Serbien zu den größten Demonstrationen in der Geschichte des Balkanstaats. Als Auslöser gilt das Bahnhofsunglück von Novi Sad, bei dem im vergangenen November 16 Menschen unter einem einstürzenden Vordach starben. Kritiker werfen den Regierungspolitikern Korruption und autoritäre Führung vor.
Infolge der anhaltenden Proteste gab Ministerpräsident Milos Vucevic im Januar seinen Rücktritt bekannt. Noch in dieser Woche soll ihm der politisch bisher unbekannte Arzt und Universitätsprofessor Duro Macut nachfolgen.