SG Sonnenhof: Klare Kante auf und neben dem Platz

Großaspachs Abwehrroutinier Kai Gehring verlangt im Abstiegskampf von sich und seinen Mitstreitern Geschlossenheit und eine breite Brust.

Setzt in der SG-Defensive auch mit 34 Jahren noch wichtige Zeichen: Kai Gehring. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Setzt in der SG-Defensive auch mit 34 Jahren noch wichtige Zeichen: Kai Gehring. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

„Wir müssen noch einiges an Punkten holen. Wo, das ist mir egal, aber ich fahre mit der Überzeugung nach Gießen, dass wir die drei Zähler dort mitnehmen.“ Nicht nur auf dem Platz gibt Kai Gehring den Vorkämpfer. Auch verbal zeigt der 34-Jährige klare Kante. Mittlerweile seit fast neun Jahren im Großaspacher Trikot. Der gebürtige Göppinger ist der aktuell dienstälteste Fußballer der Schwaben. Das Kellerduell morgen ab 14 Uhr beim Regionalliga-Drittletzten FC Gießen ist sein 304. Pflichtspiel für die SG.

Als der 1,93 Meter große Innenverteidiger im Juli 2013 zum ersten Mal mit dem Klub aus dem Fautenhau um Punkte kämpfte, da stand für die Schwaben ein Auswärtstrip nach Hessen an. 1:0 gewann das Team des damaligen Trainers Rüdiger Rehm die Regionalliga-Partie in Baunatal und stieg zehn Monate später in die Dritte Liga auf. Gut achteinhalb Jahre später heißt der SG-Coach Hans-Jürgen Boysen und Gehring kämpft mit Aspach im hessischen Gießen gegen den Abstieg aus der Regionalliga.

„Damals war der Kern des Teams lange zusammen, hatte lange denselben Trainer und war richtig eingespielt“, blickt der Abwehrroutinier auf seine und die gleichzeitig erfolgreichste Zeit des Vereins zurück. Dazu zählen für den Abwehrrecken neben der Aufstiegssaison 2013/2014 vor allem die sechs Drittliga-Runden. „Dass wir uns mit unserem niedrigen Etat damals so lange gehalten haben, dafür sollten andere viel Respekt haben“, erklärt Kai Gehring, der diesen Satz bereits das eine oder andere Mal angebracht und dabei des Öfteren gerne hinzugefügt hat: „Diese Leistung wird mir manchmal nicht hoch genug geschätzt.“

Mit mannschaftlicher Geschlossenheit der stärkeren Konkurrenz lange getrotzt

Warum im Mai 2020 dann trotzdem Schluss mit Drittliga-Fußball im Fautenhau war, hat für den Abwehrrecken viel damit zu tun, dass „der Kern nach und nach ausgehöhlt wurde“. Immer gingen gute Spieler, waren erfahrene Kräfte weg und „die vielen Wechsel haben einfach viel Eingespieltheit gekostet“. War die oftmals höhere Qualität der finanzkräftigeren Konkurrenz lange mit einem Mehr an Teamgeist und als Mannschaft auf dem Platz ausgeglichen worden, wurde dieses Plus von Saison zu Saison kleiner. Irgendwann war der Gang in die Regionalliga nicht mehr zu verhindern.

Dass sich die SG dort nun aber ebenfalls schon im zweiten Jahr so schwertut, das steht auch für den Routinier auf einem anderen Blatt: „Das ist sicher nicht das, was wir uns vorgestellt haben – in beiden Runden.“ Wobei der Defensivkämpe durchaus differenziert und die sportlichen Probleme der vergangenen Saison auch unter dem Stichpunkt Anlauf- sowie Gewöhnungsschwierigkeiten sieht. Das gilt zum Beispiel für den Faktor Motivation. „Es ist eben schon ein Unterschied, ob du bei 26 Grad bei Schott Mainz auf dem Kunstrasen spielst oder vor 15000 Zuschauern im Ostseestadion in Rostock“, erklärt Gehring und wirbt gleichzeitig um Verständnis. Der Routinier sagt aber auch: „Im ersten Jahr habe ich mir die Probleme noch gefallen lassen, fürs zweite Jahr gilt das nicht mehr.“ Selbst wenn er weiß, dass „in der Regionalliga sicherlich auch Fußball gespielt wird“.

Dennoch erwartet der Mann mit den nach Martin Cimander (373 Pflichtspiele) und Shqiprim Binakaj (364) drittmeisten Einsätzen für die SG, dass der Sechstletzte in den noch ausstehenden neun Saisonspielen den Ligaverbleib klarmacht. „Es muss noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft gehen, jeder muss für den anderen kämpfen und wir müssen die Aufgaben mit breiter Brust angehen“, empfiehlt er und ist sich sicher: „Personell sind wir ganz gut aufgestellt.“ Zwar seien Offensivmann Steven Lewerenz, der zu Beginn der Woche seinen Vertrag aus beruflichen Gründen aufgelöst hat (wir berichteten), ebenso wie der verletzte Stürmer Dominik Salz Verluste, aber „unser Kader ist breit genug“.

Ein Urteil, das er auch fällt, weil im Winter „Qualität dazugekommen ist“. Das gelte für Torjäger Sascha Mölders wie für Mittelfeldorganisator Manuel Konrad und auch Innenverteidiger Lamar Yarbrough, der wie Gehring und Lukas Müller Anspruch auf einen der beiden Posten in der Abwehrzentrale erhebt. Für den alten Haudegen kein Problem, schließlich „ist es immer gut, wenn man Konkurrenz hat“. Ein Satz, der für sein Selbstvertrauen spricht und dafür, „dass ich mich mit meinen 34 Jahren körperlich noch topfit fühle“. Heißt das, dass er seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag verlängert und damit in sein zehntes Aspacher Jahr geht? „Darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht und es hat auch noch keine Gespräche gegeben“, erzählt Gehring und fügt an: „Wenn es aber nach mir geht, dann muss die Dorfklubgeschichte für mich nach dieser Saison noch nicht zu Ende sein.“ Erst recht nicht, wenn Großaspach den Aufwärtstrend der jüngsten Vergangenheit in den nächsten Wochen fleißig bestätigt.

Vom ASV Eislingen über Franken, Hessen und das Saarland nach Großaspach

Jugend Mit Fußball begonnen hat Kai Gehring als Steppke beim ASV Eislingen. Von dort wechselte er in die Jugend des VfB Stuttgart und danach weiter zum SSV Ulm, mit dessen U 19 der gebürtige Göppinger dann in der Bundesliga spielte, ehe er im zweiten A-Jugend-Jahr zum 1. FC Nürnberg weiterzog. Auch dort war der Innenverteidiger in der A-Jugend-Bundesliga am Ball.

Aktive Beim Club spielte er dann zunächst mit der U 23 in der Oberliga Bayern und nach dem Aufstieg in der Regionalliga Süd. Einer seiner Mitstreiter bei der zweiten Mannschaft der Franken damals war der heutige VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo. Für Kai Gehring ging es nach zwei Jahren beim 1. FC Nürnberg II im Sommer 2009 weiter zum Drittligisten SV Wehen Wiesbaden. Eineinhalb Jahr später wechselte er dann im Januar 2011 innerhalb der Dritten Liga zum 1. FC Saarbrücken. Auch bei den Saarländern stand der Schwabe eineinhalb Jahre unter Vertrag, ehe im Sommer 2012 Schluss war. Danach war der Verteidiger ein Jahr lang ohne Verein und hielt sich in diesen zwölf Monaten unter anderem bei unterklassigen Vereinen fit.

Großaspach Im Juli 2013 unterschrieb Gehring beim damaligen Regionalligisten SG Sonnenhof und zählt seitdem im Fautenhau fast schon zur Einrichtung. In seinem ersten Jahr stieg er mit Aspach unter Trainer Rüdiger Rehm im Mai 2014 in die Dritte Liga auf und sechs Jahre später wieder in die Regionalliga ab. Mittlerweile hat er 303 Pflichtspiele für die SG Sonnenhof.

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Erstellt:
18. März 2022, 06:00 Uhr

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