Tierische Bestandteile in Produkten

Sieben Produkte, die überraschenderweise nicht vegan sind

Vegan leben heißt auf tierische Produkte in allen Lebensbereichen zu verzichten. Doch in vielen Alltagsprodukten verstecken sich tierische Bestandteile, was auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist. Hier sind sieben Produkte, die nicht vegan sind.

Einen veganen Lebensstil zu pflegen, ist nicht immer leicht, denn oftmals verstecken sich in den gewöhnlichsten Produkten tierische Bestandteile.

© IMAGO//Nailia Schwarz

Einen veganen Lebensstil zu pflegen, ist nicht immer leicht, denn oftmals verstecken sich in den gewöhnlichsten Produkten tierische Bestandteile.

Von René Wolff

Viele Menschen verzichten aus unterschiedlichen Gründen auf Fleisch, Käse, Milch, Honig oder andere tierische Produkte – sei es aus ethischen oder gesundheitlichen Überlegungen. Dass Lebensmittel wie Joghurt oder der mit Käse überbackene Nudelauflauf nicht vegan sind, ist offensichtlich. Doch oftmals verstecken sich tierische Bestandteile auch in Lebensmitteln, die auf den ersten Blick vegan erscheinen – oder sogar in Alltagsgegenständen.

In Beschreibungen von Lebensmitteln sind tierische Zutaten beispielsweise häufig durch kryptische Bezeichnungen wie etwa E 920, was für „Eiweiß aus Schweineborsten“ steht, getarnt. Teilweise müssen Bestandteile tierischen Ursprungs auch gar nicht erst angegeben werden, da sie nur im Herstellungsprozess verwendet werden und im Endprodukt nicht mehr direkt enthalten sind. Über die Lebensmittel hinaus werden Tiere sogar auch im Non-Food Bereich verwendet oder verarbeitet – eine Resteverwertung aus den Schlachtabfällen. Wir haben sieben Produkte zusammengestellt, in denen sich häufig tierische Bestandteile verstecken können.

1. Brot und Gebäck

Für Brot benötigt man eigentlich nur Hefe, Wasser, Mehl und Salz. Doch in der industriellen Produktion oder in Backmischungen wird häufig die Aminosäure L-Cystein als Mehlbehandlungsmittel eingesetzt. Es erhöht das „Gashaltevermögen“, sodass die Backwaren über längere Zeit ihre Form behalten. „Dadurch wird der Teig elastischer und lässt sich leichter kneten“, ist hierzu auf der Seite der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zu lesen.

Der Haken an dem Stoff: Er wird unter anderem aus Schweineborsten oder Federn gewonnen. L-Cystein kann auch synthetisch hergestellt werden, jedoch bleibt die Bezeichnung des Inhaltsstoffes auf der Verpackung dieselbe (E 920). Um sicherzugehen, dass Brot und Brötchen tatsächlich vegan sind, sollte man auf das Vegan-Label achten.

2. Zigaretten und E-Liquids

Raucher aufgepasst: Auch in Zigaretten steckt oft Schwein. Hämoglobin, ein Eiweißstoff aus Schweineblut, wird in manchen Fällen bei der Produktion von Zigarettenfiltern verwendet. Zudem kann nach Angaben von Ökotest auch Schellack im Glimmstengel enthalten sein – einem Klebemittel aus den Ausscheidungen von Schildläusen.

Bei E-Zigaretten und in Vapes kommt als Aromastoff teilweise Bibergeil (Castoreum) zum Einsatz, der aus dem Drüsensekret der Analdrüse des Bibers gewonnen wird. Bei der Amerikanischen „Food and Drug Administration“ ist Bibergeil als unbedenklicher Aromastoff zugelassen. Beispielsweise kommt er auch bei Vanille- und Erdbeeraroma zum Einsatz. Ebenso könnte das Liquid mit E120 gefärbt sein, dahinter verbirgt sich der von der EU-Zugelassene Farbstoff „Echtes Karmin“ der aus Schildläusen hergestellt wird. Über die Inhaltsstoffe kann man sich bei den jeweiligen Herstellern informieren.

3. Wein

Wein besteht zwar hauptsächlich aus pflanzlichen Zutaten, doch um ihn zu klären und von Trübstoffen zu befreien, kommen oftmals tierische Inhaltsstoffe zum Einsatz. „Bei der Klärung von Säften und Weinen wird häufig Gelatine verwendet“, klärt die Verbraucherzentrale auf. Gelatine wird aus Schlachtabfällen von Schwein oder Rind, Fischblasen oder Hühnereiweiß hergestellt. Es gibt jedoch auch tierfreie Alternativen wie Bentonit, eine Gesteinsmischung aus Tonmineralien. Da auf dem Etikett nicht angegeben werden muss, wie der Wein geklärt wurde, kann es helfen, gezielt nach Weinen mit dem Vegan-Label zu suchen.

4. Autoreifen

Dass tierisches Leder nicht vegan ist, leuchtet den meisten Autofahrern ein. Doch selbst wenn auf die Ledersitze im Auto verzichtet wird, könnten dafür die Autoreifen tierische Bestandteile enthalten. Eine Analyse des Umweltbundesamtes über Chemische Zusammensetzungen von Reifenmischungen zeigt: Viele Reifen enthalten Stearinsäure, die meist aus tierischen Fetten hergestellt wird. Dies gilt auch für Fahrradreifen. Stearinsäure wird dabei als Weichmacher verwendet und verbessert die Verschleißfestigkeit der Reifen. Wer sicherstellen möchte, dass seine Reifen vegan sind, sollte direkt beim Hersteller nachfragen.

5. Kondome und Gleitgel

Auch Kondome sind nicht immer vegan, obwohl sie vorwiegend aus Latexmilch des Kautschukbaums bestehen. In der Produktion von Latex-Kondomen wird häufig Casein verwendet, das Hauptprotein von Milch. Casein dient bei der Herstellung von Kondomen als Bindemittel und ist im fertigen Kondom nicht mehr enthalten. Auch Gleitgele, die sich teils auch auf den Kondomen befinden, können tierisches Glyzerin enthalten, das aus tierischen Fetten gewonnen wird. Es gibt jedoch vegane Alternativen, auf die man zurückgreifen kann.

6. Klebstoff

Klebstoffe werden oft mit Produkten tierischen Ursprungs. Oftmals steckt der Inhalt schon im Name Fischleim, Knochenleim oder Glutinleim – letzterer entsteht durch das Auskochen von tierischen Abfällen. Weitere Klebstoffe enthalten Casein das aus Kuhmilch gewonnen wird. Auch Etiketten auf Flaschen oder Gläsern, die gut und restlos entfernbar sein sollten, werden häufig mit caseinhaltigem Kleber angebracht. Damit werden Getränke und Konserven teils erst durch den Etikettenklebstoff zu nicht veganen Produkten. Die Information, ob caseinhaltiger Kleber verwendet wird, kann direkt bei den Herstellern eingeholt werden. Einige Getränkeproduzenten geben auf ihren Websites bereits Auskunft darüber.

7. Fotoabzüge und Fotofilme

Die analoge Fotografie erfreut sich wieder großer Beliebtheit. Doch in den Abzügen analoger Fotos oder Polaroids wird häufig Gelatine als Schicht auf Negativen und Fotopapier benutzt. Gelatine dient hier als Bindemittel für lichtempfindliche Silberhalogenide, durch die das analoge Bild entsteht. Gelatine wird aus dem Bindegewebe (vor allem Haut und Knochen) von Schweinen oder Rindern gewonnen. Bisher gibt es kaum vegane alternativen in der analogen Fotografie, heißt es auf verschiedenen Fotoplattformen.

Wer sich also vegan ernähren und leben möchte, sollte bei diesen sieben Produkten besonders aufmerksam sein und gezielt nach veganen Alternativen suchen.

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Erstellt:
7. August 2024, 20:36 Uhr

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