Hockey-Krimi in Paris

Silber! Aber Hockey-Herren scheitern dramatisch im Penalty-Schießen

Das deutsche Hockey-Nationalteam hat bei den Olympischen Spielen in Paris Silber gewonnen – das Endspiel um Gold aber verloren. Wegen einer Schwäche ausgerechnet im Penalty-Schießen.

Enttäuschte deutsche Hockeyspieler nach dem Endspiel bei den Olympischen Spielen von Paris.

© IMAGO/Pro Shots/IMAGO

Enttäuschte deutsche Hockeyspieler nach dem Endspiel bei den Olympischen Spielen von Paris.

Von Dirk Preiß

Was ein Hockey-Krimi, was ein am Ende furioses und spannendes Finale – das für die deutsche Nationalmannschaft allerdings kein Happyend hatte. Statt wie die Niederländer wild jubelnd über den blauen Platz des Stade Yves-du-Manoir zu hüpfen, sanken die deutschen Spieler enttäuscht zu Boden. Es gab noch ein paar Tumulte – die aber nichts mehr daran ändern konnten: Die deutschen Hockeyherren haben das fünfte Olympia-Gold nach 1972, 1992, 2008 und 2012 denkbar knapp verpasst.

Die Entscheidung fiel gegen die Niederländer erst im Penaltyschießen – in dem nur ein einziger deutscher Schütz erfolgreich war. Zu wenig. Am Ende verlor das Team des Bundestrainers André Henning den Shoot-out mit 1:3 und muss sich mit der Silbermedaille begnügen. Wie einst 1936, 1984 und 1988. „Wir könnten nicht enttäuschter sein“, sagte der Bundestrainer André Henning, „es war ein hartes, lange taktisch geprägtes Match.“

Lange Zeit war ja nicht viel passiert im Nordwesten von Paris. Moritz Fürste, der deutsche Olympiasieger von 2008 und 2012, hatte das in Paris obligatorische Startzeremoniell des Endspiels zwischen dem amtierenden Weltmeister (Deutschland) und dem Europameister (Niederlande) übernommen. Danach fieberte er auf der Tribüne mit – und sah eine Partie, in der zunächst wenig Entscheidendes passierte.

Die Niederländer dominierten zunächst zwar die Partie, kamen aber so gut wie nie gefährlich vor das deutsche Tor. Irgendwann änderten sich das Verhältnis der Spielanteile ein wenig, aber auch das Team des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) tat sich schwer, Chancen herauszuspielen oder Strafecken zu provozieren. Mit einer Ausnahme – die aber nicht genutzt werden konnte.

Torlos zu Halbzeit, torlos auch nach dem dritten Viertel – doch dann nahm das olympische Hockeyfinale endlich Fahrt auf. Und wurde teilweise kurios.

Ausgleich auf kuriose Weise

Erst nutzten direkt nach der Viertelpause die Niederländer einen abgefälschten Ball im deutschen Kreis. Es folgte ein kurzes Zuspiel, dann der Treffer durch Thierry Brinkman (46.). So, wie die Partie bis dahin gelaufen war, musste man aus deutscher Sicht von einer bitteren Vorentscheidung ausgehen. Aber das Team bewies dann das, was es schon im ganzen Turnier ausgezeichnet hatte: Willensstärke – vor allem in den Schlussphasen der Partien.

So rettete erst Gonzalo Peillat unfassbar für seinen bereits geschlagenen Torhüter Jean-Paul Danneberg – dann hatte der gebürtige Argentinier, der 2016 noch mit seinem Heimatland Olympiasieger in Rio geworden war, auf der Gegenseite, die große Chance zum Ausgleich.

Nach einer starken Aktion von Niklas Wellen bekam das deutsche Team eine Strafecke zugesprochen. Aber: Spezialist Peillat traf den Ball nicht richtig. Große Chance verpasst? Von wegen! Thies Prinz schnappte sich den Ball und schoss ihn flach ins linke Eck (50.). Ausgleich, 1:1 – und als die Niederländer kurz vor Schluss ebenfalls eine Strafecke vergeben hatten, war klar: Die Entscheidung fällt im Penaltyschießen.

Das eigentlich gut begann fürs deutsche Team. Keeper Jean-Paul Danneberg, erst 21 Jahre alt, hielt gleich den ersten holländischen Versuch. Auch den zweiten ließ er nicht passieren. Doch Niklas Wellen, Hannes Müller (zweimal wegen eines erfolgreichen Videobeweises) und Thies Prinz brachten den Ball eben auch nicht im Tor unter. Beim Oranje-Team trafen dann Thierry Brinkman und Thijs van Dam. Justus Weigand verkürzte für Deutschland zwar noch einmal – Duco Telgenkamp machte dann aber Gold für die Niederlande klar.

Schwaches Shoot-out des deutschen Teams

„Wir haben eine Sache, die wir normalerweise gut können, heute nicht gut gemacht“, sagte Henning zum Penaltyschießen, beklagte zwei aus seiner Sicht umstrittene Zeitstrafen für sein Team während der 60 Minuten – am Ende der ersten fiel das 1:0 für die Niederländer. Er gratulierte aber am Ende auch dem Kontrahenten „zu einem großartigen Turnier.“

Immerhin: Nach den medaillenlosen Spielen von Tokio haben die Hockey-Herren in Paris wieder Edelmetall gewonnen. In der Vorrunde hatte die deutsche Mannschaft die Holländer noch mit 1:0 besiegt – ein Erfolg, der nach dem Endspielkrimi von Paris am Ende aber nicht mehr viel Wert war.

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Erstellt:
8. August 2024, 21:16 Uhr

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