Neue Regel
Sommerreifenpflicht in Italien
Die Winterreifenpflicht ist Autofahrern bekannt – aber Italien führt zum 15. April nun auch eine Sommerreifenpflicht ein. Bei Zuwiderhandlung droht ein saftiges Bußgeld.

© dpa-tmn/Markus Scholz
Ist es der richtige Sommereifen für die Osterferien in Italien?
Von Michael Maier
Da sage noch einmal jemand, Deutschland sei ein übermäßig bürokratisches Land: Italien scheint uns bei der Regelungswut noch zu schlagen, denn ab dem 15. April 2025 gelten südlich des Brenners neue Vorschriften für die Bereifung von Kraftfahrzeugen. Die wichtigste Änderung betrifft die Verwendung von Winterreifen während der Sommermonate – kein Aprilscherz.
Zwischen dem 16. Mai und dem 15. Oktober dürfen Winter- oder Ganzjahresreifen in Italien nur noch verwendet werden, wenn ihr Geschwindigkeitsindex mindestens dem im Fahrzeugschein eingetragenen Wert entspricht. Vom 15. April bis zum 15. Mai gilt vorerst noch eine Übergangszeit, in der Verstöße toleriert werden.
Geschwindigkeitsindex und Reifendaten
Der Geschwindigkeitsindex ist auf der Reifenseitenwand als Buchstabe direkt hinter der Reifendimension angegeben, zum Beispiel „175/65 R14 82T“. In diesem Fall müssen die verwendeten Reifen einen identischen oder höheren Geschwindigkeitsindex aufweisen als im Zulassungsschein mit dem Buchstaben „T“ vermerkt.
Die zulässigen Reifen und der Geschwindigkeitsindex für ein Auto oder Motorrad sind in den Zeilen 15.1 und 15.2 der Zulassungsbescheinigung Teil I eingetragen. Bei älteren Fahrzeugscheinen finden sich diese Informationen unter den Ziffern 20 bis 23. Aufgeführt sind sowohl der Geschwindigkeitsindex, der als Buchstabe angegeben wird, als auch ein Tragfähigkeitsindex als Zahl. Der Tragfähigkeitsindex legt fest, wie stark ein Rad belastet werden darf, und wird in der Praxis eher selten benötigt.
Geschwindigkeitsindex für Reifen
Der Geschwindigkeitsindex (auch Speed Index oder SI genannt) gibt dagegen die maximal zulässige Geschwindigkeit an, für die ein Reifen ausgelegt und zugelassen ist. Er wird als Buchstabe auf der Reifenflanke angegeben und ist für die Verkehrssicherheit von Bedeutung. Die wichtigsten Geschwindigkeitsindizes sind:
- L = 120 km/h
- M = 130 km/h
- N = 140 km/h
- P = 150 km/h
- Q = 160 km/h
- R = 170 km/h
- S = 180 km/h
- T = 190 km/h
- H = 210 km/h
- V = 240 km/h
- W = 270 km/h
- Y = 300 km/h
Viele Winterreifen werden allerdings mit einem niedrigeren Geschwindigkeitsindex hergestellt, meist Q oder T, da bei winterlichen Bedingungen ohnehin nicht mit hohen Geschwindigkeiten gefahren werden kann. Bei Sommerreifen für PKW sind die Indices H, V und W am häufigsten. Der im Fahrzeugschein eingetragene Index stellt dabei die Mindestanforderung für Italien dar - Reifen mit einem höheren Index dürfen immer verwendet werden.
Sommerreifen-Ausnahme für Motorräder in Italien
Diese Vorschrift gilt für alle Kraftfahrzeuge und deren Anhänger - unabhängig vom Herkunftsland. Einzige Ausnahme sind Motorräder. Auch Urlauber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz müssen sich an diese Regelung halten. Bei Verstößen drohen empfindliche Bußgelder zwischen 431 und etwa 1.700 Euro. In schweren Fällen kann sogar das Fahrzeug sichergestellt werden, bis vorschriftsmäßige Reifen montiert sind.
Übergangsfrist und Ganzjahresreifen in Italien
Es gibt eine Übergangsfrist bis zum 15. Mai 2025, in der noch keine Strafen verhängt werden. Danach soll die neue Regelung konsequent durchgesetzt werden. Eine Ausnahme besteht nur für die Wintermonate von Oktober bis Mai, wo Reifen mit Schneeflockensymbol bis einschließlich Geschwindigkeitsindex Q (160 km/h) erlaubt sind.
Als Alternative können in Italien auch Ganzjahresreifen mit M+S-Kennzeichnung verwendet werden, sofern sie den vorgeschriebenen Geschwindigkeitsindex erfüllen. Ein Reifenwechsel in Italien ist mit etwa 1.000 Euro allerdings recht kostspielig. Experten empfehlen daher, die Bereifung bereits vor Antritt einer Italienreise zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Warum Sommerreifenpflicht in Italien?
Warum Italien eine derart absurd anmutende Regel einführt? Begründet wird es – wie fast immer in solchen Fällen – mit dem Totschlagargument „Sicherheit“. Weitere Nachfragen müsste man wohl an den rechtspopulistischen Verkehrsminister Matteo Salvini von der Lega Nord richten, obwohl sich die Schwesterpartei der AfD ansonsten immer sehr lautstark für eine „Entbürokratisierung der EU“ stark macht.