Special Olympics: Eine Auszeichnung und eine Aufgabe

Serie Sport und Inklusion (Folge 1) Auf ihrem Weg zu den Special Olympics in Berlin ist am Mittwoch eine 35-köpfige Delegation der Bermudas in Backnang. Stadt und Vereine wollen den Host-Town-Tag nutzen, um behinderten Menschen das Leben hier künftig leichter zu machen.

Sind am Mittwoch im Murrtal zu Gast: Sportlerinnen und Sportler der Bermudas. In der Stadt haben Verwaltung, Vereine und Institutionen wie die Lebenshilfe oder die Paulinenpflege ein Jahr lang getüftelt, um ein gemeinsames Programm zu entwickeln. Foto: Rems-Murr-Kreis

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Sind am Mittwoch im Murrtal zu Gast: Sportlerinnen und Sportler der Bermudas. In der Stadt haben Verwaltung, Vereine und Institutionen wie die Lebenshilfe oder die Paulinenpflege ein Jahr lang getüftelt, um ein gemeinsames Programm zu entwickeln. Foto: Rems-Murr-Kreis

Von Uwe Flegel

Einerseits, so Maximilian Friedrich, ist es für Backnang eine Ehre, eine von drei Städten des sogenannten Host-Town-Programms an Rems und Murr zu sein. Andererseits weiß der Oberbürgermeister, dass es in Sachen Inklusion nicht damit getan ist, einen Tag lang Gastgeber für die 35-köpfige Delegation von den Bermudas zu sein. Die Kommune geht mit der Aktion, die im Rahmen der Special Olympic World Games in Berlin (17. bis 25 Juni) bundesweit stattfindet, auch eine Verpflichtung ein.

Das, was viele Beteiligte in der Stadtverwaltung, beim Kreisjugendring, bei der Lebenshilfe, in der Tausschule, bei der TSG Backnang 1846 und dem Verein für inklusive Aktivitäten (ViA) für die 19 Sportlerinnen und Sportler von der Karibikinsel sowie deren Betreuer und Betreuerinnen entwickelt haben, muss weitergeführt und ausgebaut werden. Ansonsten war die mehr als einjährige Vorarbeit nur ein ebenso netter wie anstrengender Zeitvertreib. „Wir sind in Sachen Inklusion sicher noch nicht an dem Punkt, an dem wir am Ende des Tages sein wollen“, weiß Friedrich. Er hofft, dass mit der ganztägigen Aktion kommenden Mittwoch in der Tausschule und auf dem Stiftshof ein Zeichen gesetzt wird, das auch noch zu sehen ist, wenn die neun Tage von Berlin längst Geschichte sind.

Auch die Sprache der Verwaltung soll und muss leichter verstehbar werden

Maximilian Friedrich jedenfalls hofft, dass das Host-Town-Programm auch in seiner Kommune hilft, neue Ideen zu bekommen und vielleicht sensibler im Umgang mit und für die Bedürfnisse von behinderten Menschen zu werden. Wichtig sei das zum Beispiel bei städtebaulichen Belangen, wozu der Bau von Sportstätten ja ebenfalls gehört, wie derzeit gerade im Fall der Karl-Euerle-Halle. Kerstin Drösler vom Sportamt der Stadt Backnang und Koordinatorin beim Host-Town-Programm nennt als Beispiel das Thema Leichte Sprache. „Behördendeutsch ist nicht immer einfach“, sagt sie und muss selbst schmunzeln. Ein Hinweis darauf, dass Anweisungen und Wegbeschreibungen so geschrieben und angebracht werden sollten, dass behinderte Menschen sie einfacher verstehen oder sehen – egal ob die Einschränkung geistige oder körperliche Hintergründe hat. Bei einem Urlaub in den USA hat Friedrich festgestellt, dass „dort in den Nationalparks fast alle Hinweise auch für Menschen mit Behinderung gemacht sind“.

Die Special Games in Berlin wie das Vorprogramm an Rems und Murr sollen nachwirken, damit solche eigentlichen Selbstverständlichkeiten künftig eben nicht mehr so oft vergessen werden. Oder, wie der Leiter des Sport- und Kulturamts Johannes Ellrott anmerkt, dass sich jeder stets bewusst macht: „Inklusion bedeutet das Gegenteil von exklusiv.“ Deshalb sei es auch so toll, dass in Backnang so viele Vereine, Institutionen und Menschen mithelfen, den inklusiven Sporttag inklusive einer Welcome-Party auf dem Stiftshof zu einem Erfolg zu machen. Zum Beispiel, indem möglichst viele Männer und Frauen aus Backnang und um Backnang herum das Willkommen fürs Team der Bermudas wörtlich nehmen und ab 12.30 Uhr in der Innenstadt dabei sind.

Das Sportangebot am Morgen in der Tausschule ist dagegen der Delegation von der Karibikinseln sowie den Schülerinnen und Schülern aus Backnang vorbehalten. Unter Federführung von Rektor Jochen Nossek sowie Melanie Andergassen, Lehrerin am der Tausschule und gleichzeitig Trainerin bei der TSG Backnang 1846 Turnen, wurde ein Programm mit verschiedenen Workshops unter Beteiligung der Jungen und Mädchen der Schule entwickelt. Dabei durchlaufen gemischte Backnang-Bermuda-Teams die einzelnen Stationen. Zu denen gehören Bubble Soccer ebenso wie ein kleiner Golfplatz, den der GC Marhördt vorbereitet, und eine Biathlon-Anlage, die mit Rolf Hettich ein Backnanger betreut, der einst als Bundestrainer der Nordischen Behinderten-Nationalmannschaft aktiv war.

Das alles hört sich an und liest sich so, als würden die Organisatoren und Planer im Murrtal sehr wörtlich nehmen, was sich Landrat Richard Sigel von der Aktion erhofft: „Der olympische Geist und Gedanke soll unsere Bemühungen um mehr Teilhabe von Menschen mit Behinderung weiter voranbringen.“ Auch deshalb ist der Kreis beim Host-Town-Programm gerne mit von der Partie, denn „neben der Kultur ist Sport ein ideales Medium, um Menschen zu verbinden“. Was am Mittwoch in Backnang einmal mehr bewiesen werden soll.

Serie Sport und Inklusion Unsere Zeitung begleitet das Host-Town-Programm mit einer Serie. Dabei beleuchten wir, was sich die Stadt von ihrem Engagement verspricht. Wir fragen den Verband Special Games, wie es um die Inklusion im Sport steht. Wir stellen drei Sportler aus dem Rems-Murr-Kreis vor, die in Berlin starten, wir berichten vom Host-Town-Tag in Backnang und fragen, was davon für die künftige Arbeit bleibt.
Das Programm in Backnang

Host-Town-Programm Insgesamt werden in Baden-Württemberg im Rahmen dieser Aktion 18 Delegationen in 23 Städten begrüßt. An Rems und Murr arbeiten der Kreis und die Städte Backnang, Waiblingen und Winnenden zusammen. Sie sind von Montag bis Donnerstag Gastgeber einer 35-köpfigen Delegation der Bermudas, für die es mehrere Veranstaltungen gibt. In Backnang findet am Mittwoch an der Tausschule zuerst ein Inklusionssportag mit Schülern und behinderten Menschen von den Bermudas statt. Ab 12.30 Uhr gibts auf dem Stiftshof eine öffentliche Welcome-Party mit Foodtruck und Mitmachaktionen für jedermann. Beim Bühnenprogramm für die Gäste aus der Karibik (Beginn 14.30 Uhr) mischen der Gebärdenchor Hands on Music, die Band The cool Chickpeas und die TSG-Tänzer mit. Zudem gibts eine Modenschau und ab 18.30 Uhr Party mit dem DJ-Team Plustwo.

Special Olympic Games Gegründet wurden sie von Eunice Kennedy Shriver in den USA. Dort fanden sie 1968 auch das erste Mal statt (Chicago). Berlin ist vom 17. bis 25. Juni der 16. Ausrichter der Sommerspiele insgesamt und gleichzeitig der erste deutsche Ausrichter. Im Winter gabs die World Games erst elfmal. In Berlin sind 26 Sportarten und zwei Demonstrationssportarten im Angebot.

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Erstellt:
12. Juni 2023, 06:00 Uhr

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