Sphärische Klänge, strahlende Stimmen

Die 30 Sängerinnen und Sänger des Kammerchors und Kirchenmusikdirektor Klaus Rothaupt an der Mühleisen-Orgel präsentieren vollendet Kompositionen von der Renaissance bis zur Gegenwart beim Weihnachtskonzert in der Murrhardter Stadtkirche.

Der Murrhardter Kammerchor unter der Leitung von Kantor Gottfried Mayer (rechts) beschert dem Publikum ein beeindruckendes Konzert in der Stadtkirche. Foto: Elisabeth Klaper

Der Murrhardter Kammerchor unter der Leitung von Kantor Gottfried Mayer (rechts) beschert dem Publikum ein beeindruckendes Konzert in der Stadtkirche. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Eine Sternstunde weihnachtlicher Musik aus verschiedenen Epochen und Stilen erleben die Zuhörerinnen und Zuhörer beim Weihnachtskonzert in der fast vollbesetzten Stadtkirche unter dem Motto „Seht der schönsten Rose Flor“. Die 30 Sängerinnen und Sänger des Kammerchors laufen unter der Leitung von Kantor Gottfried Mayer zur Topform auf. Jedes Chorwerk interpretieren sie mit ihren strahlenden, klangschönen Stimmen voller Hingabe und Singfreude und meistern souverän eine Vielzahl von hohen Herausforderungen verschiedenster Art.

Die Stimmen erfüllen nach und nach die ganze Stadtkirche, gehen regelrecht auf

Ein Höhepunkt ist die faszinierende, fantasievoll klangmalerisch gestaltete Komposition „Es ist ein Ros entsprungen“ des in Lappland geborenen schwedischen Musikers und Komponisten Jan Sandström von 1990. Sie bezieht sich auf die bekannte Vertonung von Michael Praetorius aus der Frühbarockzeit. Die Kammerchormitglieder erzeugen ein sphärisch-ätherisch schwebendes Klangpanorama: Nacheinander setzen erst leise, dann allmählich lauter die verschiedenen Stimmen ein. Sie wirken wie Strahlen aus Licht und Farben und vereinigen sich zu einer wunderschönen Harmonie, die immer vielfältiger und voluminöser wird und die gesamte Stadtkirche erfüllt. Darüber intoniert ein Soloquartett mit Annika von Bock (Sopran), Elisabeth Jetter (Alt), Peter Schäfer (Tenor) und Moritz Feuerstein (Bass) die bekannte Melodie wie eine Hymne. In „O Freude über Freude“ hat der zeitgenössische Komponist Wolfram Buchenberg Weihnachtslieder verschiedener Stile und Länder zu einem Tonkunstwerk arrangiert. Darin kommt die Weihnachtsfreude in teils innig besinnlichen, teils freudig jubilierenden und beschwingten Klangbildern zur Entfaltung. Mit vollem Engagement gestalten die Sängerinnen und Sänger stimmig die unterschiedlichen Charakteristika der Melodien: Stimmungsvoll bringen sie die Themen und Texte zum Ausdruck. Sie sind ideenreich in vielschichtiger Mehrstimmigkeit kreiert, verweben sich miteinander und gehen ineinander über. Dadurch verbinden sich die Lieder wie „O Freude über Freude“ oder „Freu dich, Erd’ und Sternenzelt“ gleichsam zu einem großen, facettenreichen Klangbogen.

Eine gelungene Verbindung aus Charakteristika der „alten“ und „modernen“ geistlichen Musik ist die sechsstimmige Bearbeitung von „Maria durch ein Dornwald ging“, arrangiert vom Sänger und Chordirigenten Ludwig Böhme. Feierlich und meditativ wirken die kunstvoll gestalteten „Kyrie eleison – Herr, erbarme dich“-Rufe, die mit den ebenso kunstreich ausgearbeiteten Liedstrophen verwoben sind. Der Gesang entwickelt sich immer klangnuancenreicher und voluminöser, hinzu kommen melodiöse Koloraturen und moderne, vielschichtige Akkorde. So verdichten sich die Chorstimmen gleichsam zum Dornwald, während hohe Oberstimmen Maria und die Rosen symbolisieren.

Eingängige Melodik und Klangfülle durch ineinandergreifende Stimmführung mit freudig wirkender, schwungvoller Rhythmik zeichnet die fünfstimmige Renaissancemotette „Übers Gebirg Maria geht“ von Johannes Eccard aus. Spätromantisch monumental und triumphierend mit reichen Abstufungen der Klangfarben und Lautstärken intoniert der Kammerchor Anton Bruckners „Die Wurzel Jesse ist erblüht“.

Den krönenden Abschluss der Chorvorträge bilden zwei feierliche Motetten zur Weihnachtszeit von Francis Poulenc. In „Als die Weisen den Stern sahen“ gestalten Rabea Vockeroth (Sopran), Elisabeth Jetter (Alt), Peter Schäfer (Tenor) und am Schluss auch Moritz Feuerstein (Bass) bezaubernd schöne Soli. Alle Kammerchorsängerinnen und -sänger bringen vereint den Jubel der Engel in „Heute ist Christus geboren“ in spätromantischer Klangvielfalt mit einigen modernen Details zum Ausdruck.

Kirchenmusikdirektor Klaus Rothaupt, langjähriger Bezirkskantor in Göppingen und seit Ende 2019 im Ruhestand, nutzt die Möglichkeiten der Mühleisen-Orgel zu stilvoller und klangfacettenreicher Gestaltung von festlichen Orgelwerken wie der kunst- und prachtvollen Fuge über das Magnificat von Johann Sebastian Bach. Reizvoll wirken verspielte Variationen aus traditionellen und modernen Elementen über die alte Weise „Nun komm, der Heiden Heiland“ des österreichischen Komponisten Anton Heiller aus dem 20. Jahrhundert. Erst dramatisch, dann feierlich und jubilierend erklingt Marcel Duprés Klangfantasie zur Geburt Jesu aus der Symphonie-Passion für Orgel. Mit enthusiastischem, lang andauerndem Beifall dankt das Publikum den Mitwirkenden für das grandiose Konzert.

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Erstellt:
20. Dezember 2022, 06:00 Uhr

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