Stadtwerke schreiben rote Zahlen
Geschäftsführer Rainer Braulik informiert den Werksausschuss über die Lage des Eigenbetriebs der Stadt Murrhardt. Der vorläufige Jahresabschluss 2022 weist ein Minus von rund 885000 Euro aus. Die Folgen des hohen Gaspreises und drei unbesetzte Stellen machen dem Team zu schaffen.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Das Team der Stadtwerke steht vor einer ganzen Reihe an Herausforderungen. Dies verdeutlichte der Bericht der Geschäftsführung, vorgetragen von Geschäftsführer Rainer Braulik mit Ergänzungen von Betriebsleiter Michael Schünzel, in der jüngsten Sitzung des Werksausschusses. Das inzwischen vorliegende, vorläufige Ergebnis des in Kürze fertiggestellten Jahresabschlusses 2022 fällt wie erwartet schlecht mit einem Minus von rund 885000 Euro aus. Dabei spielen laut Braulik zwei Sonderfälle eine entscheidende Rolle: Die einmaligen Zinsvorfälligkeitsentschädigungen bei der Neuaufstellung verschiedener Darlehen schlagen mit minus 520681 Euro zu Buche, hinzu kommt der extrem hohe Gaspreis, aus dem ein Minus von rund 240000 Euro bei der Wärmeerzeugung und ein Minus von rund 270000 Euro beim Gasvertrieb resultieren. Dann haben Feuchtigkeitsschäden zu Sporen- und Pilzbefall an Putz und Sockel der Fassade des Stadtwerkebetriebsgebäudes geführt. Es müssen 2024 mindestens 30000 Euro zusätzlich im Wirtschaftsplan für die erforderliche Behandlung mit pilzabtötenden Chemikalien und den Neuverputz vorgesehen werden.
Die Abrechnungen der Gaspreisbremse bringen das Team weiter an die Belastungsgrenze, denn bei fast allen Verträgen muss manuell nachgearbeitet werden. Trotz wiederholter Ausschreibung von drei Stellen ist es noch nicht gelungen, Fachkräfte einzustellen. Bei den Stadtwerken erfolgte eine externe Sicherheitsüberprüfung zur Abwehr von Angriffen auf die Datenverarbeitungssysteme. Daraufhin habe man erste Maßnahmen wie die Sicherung von Netzwerkanschlüssen umgesetzt, so der Geschäftsführer. Eine dauerhafte zentrale Überprüfung von Zugriffsversuchen auf alle Geräte mithilfe einer Software ist in Vorbereitung. Hinzu kommen Schulungen des gesamten Teams, um Angriffe von außen zu erkennen und sich davor zu schützen. Insgesamt bestehen keine gravierenden Sicherheitsmängel, auch dank eines eigenen Serverschranks. Wegen des gemeinsamen Netzwerks mit der Stadtverwaltung werden noch punktuelle Verbesserungen benötigt. Laut Gesetz müssen Stadtwerke und Kläranlage als kritische Infrastrukturen künftig alle zwei Jahre dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik eine Dokumentation zum Stand der Cybersicherheit vorlegen, verdeutlichte Rainer Braulik. Er kündigte an, dass er nach Ablauf seiner dritten Amtsperiode zum 30. März 2026 nicht mehr als erster Beigeordneter der Stadt und Geschäftsführer der Stadtwerke zur Verfügung stehen wird. Des Weiteren wurden laufende, fertige und anstehende Arbeiten und Dienstleistungen in den Arbeitsbereichen der Stadtwerke erläutert.
Wasserversorgung Noch immer müssen viele, teils große Wasserrohrbrüche kurzfristig mit hohem Aufwand repariert und neue Hausanschlüsse gelegt werden. Bei der Sanierung der Karlstraße ist der Düker (Druckleitung, die unter Fluss, Straße oder Tunnel verläuft) in die Murrgasse fertig, die Wasserleitung liegt bis zur Schippertstraße, der Anschluss an die Hauptleitung in der Hörschbachstraße erfolgt in Kürze. Probleme gab es mit dem Düker bei der Graubrücke bis zum Regenüberlaufbecken und Baugebiet Raidhalde mit Unterquerung der Bahnlinie. Auf Nachfrage von Hartmann Widmaier (MDAL/Die Grünen) erklärten Bürgermeister Armin Mößner und Betriebsleiter Schünzel, dass die vermutlich aus den 1960er-Jahren stammende, schadhafte Fallleitung vom Hochbehälter Wolkenhof kurzfristig komplett erneuert werden muss, die geschätzten Kosten betragen etwa 130000 Euro. Die Neuverlegung der Wasserleitung in Fornsbach an der Brückenstraße im Zusammenhang mit dem Neubau der Bushaltestelle hat begonnen. Ein wegen großer Schäden stillgelegter Teil einer Ringleitung am Ende der Justinus-Kerner-Straße muss wiederhergestellt werden. Die Sanierung des Hochbehälters Wolkenhof ist abgeschlossen.
Gasversorgung Zum 1. Januar 2024 werden die Gastarife neu kalkuliert, wobei der Arbeitspreis von durchschnittlich 17,5 Cent pro Kilowattstunde mit sieben Prozent Mehrwertsteuer auf etwa 15,5 Cent mit 19 Prozent Mehrwertsteuer sinkt. Der Beschaffungspreis ist laut Braulik aber weiter über dreimal so hoch wie in den Jahren bis 2020. Auch die Gasnetzentgelte, Beschaffungsneben- und Abrechnungskosten sind deutlich höher. Eine Gasmangellage im Winter sei trotz aktuell gut gefüllter Gasspeicher nicht auszuschließen, vor allem wenn es über längere Zeit sehr kalt wäre, darum sei Erdgas sparen weiter wichtig, betonte der Geschäftsführer. Beim Gasnetz ist die Umstellung von Nieder- auf Mitteldruck im Bereich Riesberg, Gartenstraße und Kirchrain abgeschlossen, in der Karlstraße erhalten die Hausanschlüsse Schieber für deren spätere Stilllegung.
Wärmeversorgung Künftig bieten die Stadtwerke zweimal im Jahr Infoveranstaltungen zum Anschluss ans Wärmenetz in der Festhalle an (Termine unter www.stadtwerke-murrhardt.de). Für die kommunale Wärmeplanung stellen die Stadtwerke einen Förderantrag beim Land: Ist dieser bewilligt, sollen Fachbüros Angebote abgeben. Die Bauarbeiten zur Erweiterung des Heizwerks Brunnen II in Fornsbach sind zu rund 70 Prozent fertig. Die neue Hackschnitzelheizung wurde Anfang Oktober geliefert, aktuell ist die Rampe im Bau, der Kamin soll im November und der neue Speicher im Dezember kommen. Die Anlage soll noch vor Jahresende in Probebetrieb gehen. Die Verlängerung der Hauptleitung von der Hörschbach- zur Brennäckerstraße soll am 13. November beginnen. Ab dem 20. November muss die Hörschbachstraße mindestens zwei bis voraussichtlich vier Wochen lang voll gesperrt werden. Aktuell sind Hausanschlüsse im Klosterhof, im Plauener Weg und in der Justinus-Kerner-Straße im Bau.
Parken Noch heuer wird parallel zu den Parkscheinautomaten das digitale Parken per Smartphone mit der Park-App der Firma Parkster auf den Park-and-rideParkplätzen an den Bahnhöfen Murrhardt und Fornsbach, den meisten Parkflächen in der Innenstadt sowie am Waldsee eingerichtet. 2024 startet das digitale Parksystem im Parkhaus Graben mit der Firma Peter Park. Der Vollserviceparkraumbewirtschafter deckt mit seinen Dienstleistungen alle Bereiche von der kameragestützten Zufahrtskontrolle über moderne Kassenautomaten bis zur Nachverfolgung von Nichtzahlern ab. Peter Park hat im Frühjahr ein neues Vollserviceangebot vorgelegt und dafür 7000 Euro kalkuliert, berechnet wird zudem eine fünfprozentige Beteiligung an den Umsätzen im Parkhaus. Dadurch reduzieren sich die Kosten von ursprünglich 25000 auf 17600 Euro. Mit dem neuen System der schrankenlosen Ein- und Ausfahrtskontrolle im Parkhaus entfällt die Kontrolle durch das Team des städtischen Vollzugsdiensts.
Freibad Die Sanierung und Umgestaltung rund ums Kinderbecken kam sehr gut an, die Mehrkosten relativierten sich mit der günstigeren Vergabe der Betonsanierungsarbeiten im 50-Meter-Becken. Aktuell rechnet man mit Investitionsmehrkosten von rund 180000 Euro, wofür deutlich mehr Leistungen als geplant umgesetzt werden.