Immobilien und Energie

Suche Haus, das weniger Energie frisst

Steht eine Ölheizung im Keller, ist das Gebäude gedämmt? Das interessiert immer mehr Baden-Württemberger, die nach einer Immobilie Ausschau halten. Online-Portale reagieren darauf.

Immer mehr Menschen fragen nach der Energieeffizienz, wenn sie sich wohnlich verändern wollen.

© dpa/Tobias Hase

Immer mehr Menschen fragen nach der Energieeffizienz, wenn sie sich wohnlich verändern wollen.

Von Judith A. Sägesser

Für gut 1,2 Millionen Euro wird das Wohn- und Geschäftshaus in Stuttgart-Sonnenberg angeboten. Es hat sieben Zimmer, 187,21 Quadratmeter Wohnfläche und ein kleines Ladenlokal. Was man nicht findet: Infos zum Energieausweis. Der sei beantragt, steht in der Online-Annonce bei Immoscout24. Solche Anzeigen werden tendenziell seltener. Wir erklären, warum.

Energieeffizienz wird sichtbarer

Angaben zum energetischen Zustand eines Gebäudes gewännen an Relevanz bei Kaufentscheidungen, sagt ein Sprecher der Immobilien-Plattform Immoscout24 auf Nachfrage. „Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, möchten wir Informationen zur Energieeffizienz prominent und konsistent sichtbar machen.“

Anfang dieses Jahres sei „gezielt Platz für die Anzeige des Energieeffizienzlabels“ geschaffen worden. Bereits in der ersten Grobübersicht in der Suche wird neben dem Kaufpreis auch beispielsweise „A“ oder eben „F“ angezeigt – unterlegt mit der entsprechenden Farbe von Grün (am besten) bis Rot (am schlechtesten). Ende März sei die Zusatzinfo zur Energie nun vollständig in der neuen Suche eingeblendet, so der Sprecher. Wenn eben auch nicht immer – wie das Beispiel aus Stuttgart-Sonnenberg zeigt.

Energiefragen werden wichtiger

In Zeiten, in denen sich Haus- oder Wohnungseigentümer zunehmend Gedanken über Heizung und Sanierung machen, schauen Kaufinteressierte offenbar immer genauer hin, ob sich da etwa ein Öltank im Keller befindet oder wie gut Dach und Wände gedämmt sind.

Eine Auswertung des Immobilienmakler-Netzwerks Remax Germany hat ergeben, dass der Zustand des Gebäudes bei denjenigen, die sich wohnlich verändern wollen, eine große Rolle spielt – vor allem in Baden-Württemberg. 53 Prozent gaben einen besseren Gebäudestandard als Umzugsgrund an. Auf Deutschland heruntergebrochen waren es 31 Prozent. Niedrigere Wohnkosten gaben 48 Prozent Baden-Württemberger als Grund an, in ganz Deutschland 31 Prozent. Die Wohnkosten hängen mit der Energieeffizienz zusammen.

Fossile Energie wird teurer

Das Programm Zukunft Altbau, das vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert wird, warnt in einer aktuellen Mitteilung davor, dass die Kosten für fossile Heizenergien wie Öl und Gas tendenziell steigen werden. „In einem kaum gedämmten 150-Quadratmeter-Altbau und einem Verbrauch von 3000 Litern Heizöl können nach aktuellen Prognosen von 2025 bis 2040 Zusatzkosten von insgesamt knapp 25 000 Euro anfallen“, heißt es in der Mitteilung. Gründe sind freilich der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise, aber auch der steigende CO2-Preis sowie die für 2027 geplante Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf den Gebäude- sowie Verkehrssektor.

Sanierungsfällige Häuser werden mehr

Auf dem Markt wachse die Zahl der Gebäude, die sanierungsbedürftig sind laut einer Analyse von Immoscout24. Das bestätigt auch eine Untersuchung des Portals Immowelt: „Demnach hatten rund ein Drittel (36,8 Prozent) der im Jahr 2024 auf dem Portal zum Kauf inserierten Wohnungen und Einfamilienhäuser im Bestand eine Energieeffizienzklasse schlechter als E – zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es 28 Prozent.“ Dies wirkt sich aus auf den Preis.

„Eine Sanierung zur nächsthöheren Energieeffizienzklasse hebt den Wert von Einfamilienhäusern je nach Baualter um bis zu 17 Prozent“, sagt der Sprecher von Immoscout24. „Besonders Einfamilienhäuser der Baujahre 1979 bis 1990 können schon durch kleinere Sanierungsmaßnahmen einen höheren Preis erzielen.“ Laut einem Gutachten des Instituts für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen verbrauchen unsanierte Gebäude der schlechtesten Energieeffizienzklassen bis zu zehnmal mehr Energie als neuere Häuser.

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Erstellt:
24. April 2025, 11:38 Uhr
Aktualisiert:
24. April 2025, 16:15 Uhr

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