Süße Belohnung für junge Stadtradler
Die Bodelschwinghschule Murrhardt hat sich beim Stadtradeln im Kreis unter den Förderschulen den ersten Platz erstrampelt. Als besondere Anerkennung für die Kinder, Jugendlichen und die Schulgemeinschaft stattet das Landratsamt samt Eiswagen der Schule einen Besuch ab.

© Stefan Bossow
Mit einem Lächeln serviert: Die Kinder und Jugendlichen bekommen am Eiswägele von Cornelia Probst ihre Portion im Becher oder in der Waffel. Die Belohnung vom Landratsamt haben sie sich mit dem ersten Platz beim Stadtradeln erarbeitet. Fotos: Stefan Bossow
Von Christine Schick
Murrhardt. Cornelia Probst hat sich mit ihrem quietschpinken Eiswägele auf dem Hof der Bodelschwinghschule in der Murrhardter Weststadt einen Platz gesucht und trifft noch letzte Vorbereitungen. Insofern können die Kinder und Jugendlichen, Lehrerinnen und Lehrer sowie Schulbegleitungskräfte, die sich ebenfalls im Hof versammeln, schon erahnen, dass am Donnerstagvormittag eine süße Auszeit jenseits des Unterrichts winkt. Da liegen sie auch völlig richtig: Paula Baumgärtner, die beim Landratsamt dem neu geschaffenen Amt für Klimaschutz vorsteht, und Mascha Bilsdorfer, die das neue Dezernat für Klimaschutz, Mobilität und Bürgerservice leitet, sind gekommen, um der Bodelschwinghschule ein großes Lob auszusprechen und sie für ihr Engagement beim Stadtradeln zu belohnen.
Mascha Bilsdorfer macht mit ein paar Zahlen klar, wie beachtlich sich die Schule ins Zeug gelegt hat: Die 29 Teams haben 6300 Kilometer zurückgelegt, das entspricht 51 Kilometern pro Schüler und in Bezug auf die anderen Förderschulen im Rems-Murr-Kreis der Spitzenposition, also dem ersten Platz. Die Dezernentin unterstreicht, wie beachtlich dieses Engagement ist, das unterschiedliche Formen umfasst – von begleitenden gemeinsamen Fahraktionen von Lehrerinnen und Lehrern mit den Kindern und Jugendlichen bis hin zu Touren in der Freizeit. „Das ist eine ganz, ganz tolle Leistung“, sagt Bilsdorfer und schlägt die Brücke zu ihrem Team: „Für uns vom Landratsamt ist es ganz wichtig, etwas fürs Klima zu tun.“ In diesem Sinne habe sich auch die Bodelschwinghschule sprichwörtlich auf den Weg gemacht.
Auch insgesamt ist einiges zusammengekommen: Bei den 46 Schulen, die mit von der Partie waren, haben sich 2850 Personen aufs Rad geschwungen und 413726 Kilometer aus eigener Kraft zurückgelegt. Das entspricht einer Ersparnis an 67 Tonnen CO2. Um das für die Schülerinnen und Schüler greifbarer zu machen: „Damit hätte man 100-mal nach Mallorca und zurück fliegen können“, sagt Bilsdorfer.
Der 16-jährige Louis steuert beim Mountainbikefahren 344 Kilometer bei
Auch von Sonderschulrektorin Miriam Kamm und ihrer Stellvertreterin Stefanie Drach-Minuth gibt es ein dickes Lob an die Schülerinnen und Schüler. Ganz besonders zählen konnte die Bodelschwinghschule dabei auf Louis, der mit 344 Kilometern nicht unerheblich zur guten Gesamtbilanz beigetragen hat. „Mittags nach der Schule bin ich 30 Kilometer, am Wochenende auch schon mal 80 bis 100 Kilometer gefahren“, erzählt der 16-Jährige. Mit seinem Mountainbike ist er viel im Wald bei seinem Wohnort in der Nähe von Neulautern unterwegs und trainiert das ganze Jahr sowohl auf längeren Strecken als auch auf Parcours mit Schanzen und anderen Elementen. „Mein Lehrer hat gefragt, ob ich beim Stadtradeln dabei bin.“ Eine gute Idee.
Stefanie Drach-Minuth berichtet, dass es viele weitere helfende Hände beziehungsweise Füße gab, angefangen von den Erstklässlern, die auf dem Schulhof ihre Runden gedreht haben, um Kilometer zu sammeln und dabei das Fahren einfach auch zu lernen und sicherer zu werden. Mit der entsprechenden Begleitung durchs Kollegium. Dazu muss man wissen, dass es an der Schule eine Fahrrad-AG und eine Fahrradwerkstatt gibt, die sich auch ganz praktisch fürs Stadtradeln engagieren konnten. Mit Spenden war es der Schule außerdem möglich, einige neue Räder, unter anderem auch ein Tandem anzuschaffen, das auf einen körperbehinderten Mitfahrer ausgerichtet ist. Die Konrektorin erzählt, dass das Thema zudem verstärkt in den Unterricht integriert wurde, beispielsweise bei der Freizeit- und Spielplatz-AG. Nicht zu vergessen die Familien und Mitglieder aus dem Kollegium, die außerhalb der Schulzeit Touren bestritten haben oder mit dem Rad zur Arbeit gefahren sind. Zudem gab es für Kinder und Jugendliche, die nicht aufs Rad steigen konnten, ebenso Angebote – beispielsweise mit Dreirad, Rollstuhl oder Cityroller unterwegs zu sein und einiges auszuprobieren.
Dann fällt der Startschuss und die Schülerinnen und Schüler können sich für ihr Belohnungseis einreihen. Cornelia Probst hat einiges zu tun und die Schlange mausert sich schnell zum langen Bandwurm, aber der Vormittag wird einfach auch im Sinne dieser süßen Auszeit genutzt.
All das, insbesondere das Engagement beim Stadtradeln, ist für die Bodelschwinghschule alles andere als selbstverständlich, wenn man weiß, dass das sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum, das geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche aus dem ganzen Kreis betreut, immer noch mit einer viel zu dünnen Personaldecke kämpft. Bereits 2022 hatte sich die Situation deutlich verschlechtert, sodass die Schule reagieren musste (wir berichteten). Nach Gesprächen mit Eltern und dem Schul- und Landratsamt war man übereingekommen, am Montagnachmittag den Unterricht zu verkürzen und im Schulterschluss mit dem Landratsamt für die Schüler zu sorgen, bei denen die Eltern auf eine Betreuung angewiesen sind.
Engagement für Extraaktionen ist fürs Lernklima und die Motivation wertvoll
Miriam Kamm und Stefanie Drach-Minuth berichten, dass sich die Situation nicht verbessert hat und die Schule ähnlich wie im Vorjahr mit gewissen Einschränkungen zurechtkommen muss. Dazu gehören immer noch die Unterrichtsverkürzung am Montagnachmittag und zusätzlich ein Aufstocken der Klassengrößen um je einen Schüler, wobei die teils intensive Begleitung zu bedenken ist. „Es fehlen nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, sondern es fehlt auch das Betreuungspersonal. Einige Stellen in der Schulbegleitung sind noch offen“, erläutert Miriam Kamm.
Rektorin und Konrektorin sind dankbar für die Unterstützung der Eltern, des Schul- und Landratsamts und dafür, dass alle quasi an einem Strang ziehen. Ansonsten wären solche Extras auch nicht möglich. „Das Schulradeln und besondere Aktionen wie die Projektwoche Europa sind aber auch wichtig als besondere Höhepunkte im Schulalltag, die das Lernklima fördern und die Freude am Lernen aufrechterhalten“, sagt Drach-Minuth.

© Stefan Bossow
Rektorin Miriam Kamm (rechts) bekommt von Paula Baumgärtner die Urkunde über die besondere Leistung beim Wettbewerb überreicht. Bei der Verleihung sind auch Mascha Bilsdorfer und Bürgermeister Armin Mößner (von links) mit dabei.
Startschuss Die Bodelschwinghschule ist bereits 2021 beim Stadtradeln eingestiegen, als sich die Stadt Murrhardt bei der kreisweiten Aktion eingereiht hat. Schon damals hat sie unter Mithilfe ihrer Fahrrad-AG und Fahrradwerkstatt gespendete Räder hergerichtet und neue Modelle angeschafft.
Teams Hinter den Teams der Bodelschwinghschule stehen viele weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Nicht selten haben die Kinder und Jugendlichen auch ihre Eltern und Familien motiviert, in die Pedale zu treten.
Kategorien Mit der Einführung einer Extrasparte Schulradeln hat das Landratsamt auch drei Unterteilungen vorgenommen. Extra gerechnet wurden die Leistungen von weiterführenden Schulen, Grundschulen und Förderschulen. Damit die Größe der Schule nicht automatisch zu einem Sieg führt, wurde nochmals differenziert und ein Durchschnitt der Kilometer pro Schüler errechnet, um einen guten Vergleich für alle Schulen zu haben.
Aktion Der Rems-Murr-Kreis hat vom 2. bis 22. Juli beim Stadtradeln teilgenommen. Ein ähnlicher Zeitraum ist auch für das kommenden Jahr angepeilt.