Technikwerkstatt trifft Kreativität
Beim Projekt „MakerBox“ gestalten Sechstklässler der Murrhardter Walterich-Gemeinschaftsschule Kunstobjekte aus alten Elektroteilen. Bei dem Workshop begleiten sie zwei Medien- und Kunstreferenten der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Die Mädchen und Jungen der Klasse 6b an der Walterich-Gemeinschaftsschule haben ihr Klassenzimmer in eine Werkstatt verwandelt. Überall liegen oder stehen teils noch ganze, teils bereits auseinandergenommene alte Elektro- und Elektronikgeräte, LEDs, kleine Motoren sowie Spielzeug verschiedenster Art. Mit spürbar viel Spaß, voller Eifer und Kreativität arbeiten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen zusammen, um daraus allerlei „Kunstwerke“ wie Roboter zu gestalten.
Die Materialien und Werkzeuge haben sie von Eltern, Lehrkräften sowie den Medien- und Kunstreferenten Mareike Baumeister und Fabian Kühfuß von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ) Baden-Württemberg bekommen. Mit Klassenlehrerin Katharina Richter leiten sie das Projekt „MakerBox“: Im zweitägigen Workshop können die Mädchen und Jungen nach Herzenslust experimentieren, erfinden und Technikkunstwerke gestalten. Dabei lernen sie zugleich die Grundlagen von Elektrotechnik und Upcycling, entwickeln eigene künstlerisch-technische Objekte, entscheiden, wie diese aussehen sollen und welche Technik sie dazu benötigen.
Die Jugendlichen arbeiten mit Lötkolben und Klebepistolen an unterschiedlichsten Elementen, die zu schade sind, um sie wegzuwerfen. Die entstehenden Arbeiten zeigen deren persönliche Stärken und Talente und motivieren sie dazu, sich weiter mit Technik zu beschäftigen. „Ich habe diesen Workshop ausgewählt, damit die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen praktisch handwerklich zusammenarbeiten können. Sie untersuchen Geräte verschiedenster Art, wie sie funktionieren, und bauen aus verschiedenen Teilen ein neues Kunstwerk“, erklärt Klassenlehrerin Katharina Richter. Dabei seien die Mädchen und Jungen sehr kreativ. „Sie haben selbstständig überlegt, welche Objekte sie aus welchen Teilen bauen und welche Möglichkeiten es dafür gibt.“ So soll es Licht- oder Blinkeffekte sowie Bewegungen wie Drehungen geben. Zudem werden die Arbeiten als Figur mit aufgeklebten oder -gemalten Gesichtern gestaltet und nach der Fertigstellung in einer Vitrine im Schulhaus ausgestellt. „Dieser Workshop fördert die Kreativität der Jugendlichen und bietet ihnen darüber hinaus auch Berufsorientierung“, so Richter. Denn dabei befassen sie sich mit Technik und Handwerk und bauen Schaltkreise genau nach Schaltplänen, damit sie auch funktionieren. „Das ist für Sechstklässler etwas Besonderes“, denn erst in Klasse 7 startet der Physikunterricht. Hinzu kommt der Aspekt der Nachhaltigkeit, indem wertvolle Materialien durch Upcycling wiederverwendet werden. Aus Sicherheitsgründen funktionieren alle Objekte mit Batterien, ohne Kabel oder Stecker.
Mädchen und Jungen sind gleichermaßen mit vollem Einsatz bei der Sache. Gita, Meral, Carlotta und Grace bauen einen fahrbaren Roboter aus Teilen eines Druckers, einem Wasserkocher als Körper und einem Spielzeugauto als fahrbarem Untersatz. Auch Lina, Lenja, Luis und Ben bauen einen Roboter, dazu verwenden sie Gummireifen, Druckerteile, Zahnrädchen, Schrauben, Staubsaugerbürsten, eine Lampenhalterung und eine Taschenlampe. Fabian Kühfuß erklärt und zeigt bei Schaltkreisen, wie sie funktionieren, zudem gibt er wichtige Sicherheitshinweise fürs Löten und Isolieren von dünnen Drähten als „Leitungen“.
Der Kunst- und Medienreferent ist begeistert: „Der Workshop ist für die Jugendlichen sehr spannend und aufregend. Mit leuchtenden Augen entdecken sie dabei eine neue Welt mit dem Fokus auf kreativ-künstlerischem Arbeiten, die Technik ist Mittel zum Zweck.“ Sein Anliegen ist es, dass die Mädchen und Jungen „Eigeninteresse bilden und sich weiterentwickeln, keine Angst vor dem Auseinanderbauen haben, um in die Gerätegehäuse zu schauen, und erahnen, welche Möglichkeiten diese Art von Arbeit eröffnet“. Ein weiteres Ziel des Workshops ist, dass die Schülerinnen und Schüler mit Blick auf den Klimaschutz spielerisch viel für den Alltag lernen: Es geht darum, etwas nicht gleich wegzuwerfen, wenn es nicht mehr funktioniert, sondern zu reparieren oder wiederzuverwenden. „Im Idealfall werden aus den Mädchen und Jungen die Ingenieurinnen und Ingenieure beziehungsweise Technikexperten von morgen.“ Der Medienreferent ist beeindruckt, welch „wahnsinnige Leistung“ sie erbringen, obwohl Theorie und Praxis sehr komplex sind, auch weil das durch die LFK und die Landesmedienanstalt geförderte Projekt ihnen „einen kreativen Lernfreiraum“ im Schulalltag eröffnet.