Teilnehmerrekord bei Moped Masters
Das Mekka der Mopedszene ist an Fronleichnam in Großerlach bei der dritten Auflage der Veranstaltung des Vereins Munero Ready2Rallye. Die Gastgeber verzeichnen mehr jüngere und weibliche Zweiradenthusiasten.
Von Christoph Zender
Großerlach. „Start your engine, please!“ Nur vier englische Worte, die zum Starten der Motoren aufrufen, die aber in den Ohren von Motorsportlern wie Musik klingen. Als solche werden sich an Fronleichnam auch die rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten Munero Moped Masters gefühlt haben, als Ralf Oppenländer, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Munero Ready2Rallye, sie am Freizeitgelände in Großerlach auf die Strecke durch den Schwäbisch-Fränkischen Wald schickte. Dass bei dieser Art von Motorsport nicht die Geschwindigkeit im Vordergrund steht, sondern das genussvolle Reisen und das Erleben einer tollen Landschaft, wird mit Blick auf die Rahmenbedingungen schnell klar: Die Raritäten der Zweiradindustrie, deren Motoren zumeist nur zwei bis sieben PS leisten, müssen insgesamt 150 Kilometer bewältigen. Der Topografie des Naturparks geschuldet summieren sich zudem die Bergpassagen auf alpin anmutende 2500 Höhenmeter.
Nostalgische Erinnerung an die Jugend
Das dürfte nicht nur die Motoren an ihre Leistungsgrenze führen, sondern auch den einen oder anderen Fahrer schwächer motorisierter Mofas, der fehlende PS mittels Pedalkraft ausgleichen muss. Diesen spezifischen Herausforderungen zum Trotz scheint das Fahren eines Mopeds oder Mofas einen besonderen Reiz auszuüben. Während der Wettergott nur tief hängende Regenwolken über Großerlach zu schicken scheint, strahlen die Gesichter der passionierten Kreidler-, Simson-, Zündapp- und NSU-Fahrer umso heller. Vielleicht ist hierfür ein Gefühl verantwortlich, wie es Helmut Pohl als stolzer Besitzer einer silbergrauen Hercules MK2 beschreibt: „Auf dem Moped hole ich mir ein Stück weit die eigene Jugend zurück.“
Blickt man auf die demografische Zusammensetzung des Starterfelds, könnte diese These zutreffen: Mehrheitlich sind es die männlichen Vertreter der sogenannten Babyboomergeneration, die dem Mopedvirus verfallen zu sein scheinen. Wobei diese Bastion langsam zu wackeln beginnt, wie Ralf Oppenländer und Julian Holland von Munero zu berichten wissen. „Wir haben mittlerweile auch viele junge Männer in unserer Starterliste. Und, was uns ganz besonders freut, zunehmend mehr Frauen“, so Oppenländer und Holland. Was die Söhne der „Best-Ager-Väter“ daran reizt, bringen augenzwinkernd Nico und Ralf von „D’Fleggeböck“ aus Waiblingen auf den Punkt: „Man trifft überall die gleichen sympathischen Bekloppten.“ Und die beiden müssen es schließlich wissen, sind sie in Sachen Moped an vielen Wochenenden im Jahr in der gesamten Republik unterwegs.
Frauen mit Verkleidung unterwegs
Dagegen unterscheidet sich die Motivation der Mopedfahrerinnen doch recht deutlich von der ihrer männlichen Pendants. Daniela Schneider und Julia Zügel haben sich für ihre Premiere bei den Munero Masters etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Sie treten als Team „Golden Girls im Märchenland“ an. Ihre fahrbaren Untersätze und ihr fantasievolles Styling als Froschkönigin und Rotkäppchen sollten ihnen überall entlang der Strecke Aufmerksamkeit zuteil werden lassen.
Dass Kreativität sich schon bei der Wahl des Teamnamens zeigen kann, beweisen vier Vespa-Fahrerinnen aus Wüstenrot, die als „Zünd-Katzen extrem“ am Start sind. „Wir fanden, dass bei den vorangegangenen Ausfahrten viel zu wenige Frauen mitgemacht haben“, so Nadine von den „Zünd-Katzen“. Von da an war es für die vier nur noch ein kleiner Schritt, es ihren Partnern gleichzutun und sich auf die Zweiräder zu schwingen.
Der Siegerpokal wird traditionell unter allen Finishern ausgelost. Eine weitere Auszeichnung geht an den Teilnehmenden mit der längsten Anreise. Der Blick in die diesjährige Starterliste verrät, dass sich hierfür Karin Baumann-Scherer und Michael Weiß aus dem bayerischen Landkreis Ebersberg gute Chancen ausrechnen können. Mit ihrem italienischen Mopeddreirad „Ape“, das dem Paar zugleich als Schlafstatt dient, waren sie mit 14 PS rund acht Stunden bis nach Großerlach unterwegs. Diese überregionale Anziehungskraft der Munero Masters ist es auch, die den neuen Rathauschef Kevin Dispan freut. Anders als sein Vorgänger wollte er es jedoch nicht beim Schwenken der Startflagge belassen, sondern auch selbst am Gasgriff drehen. Glück für Dispan, dass der Vater ihm seine Honda Dax aus dem Jahr 1968 hierfür anvertraut hat. So wird der Bürgermeister im kommenden Herbst gleich auch einen Baum für sich selbst pflanzen können. Denn auch in diesem Jahr wird Munero der Gemeinde für jeden Teilnehmer einen Baum spenden und so einen Beitrag für die Umwelt leisten.
3. Munero-Moped-Masters in Großerlach
Das Mekka der Moped-Szene ist an Fronleichnam in Großerlach beim Verien Munero Ready2Rallye zu Gast.