Train à Grande Vitesse
TGV – Frankreichs Superzug
Der französische Train à Grande Vitesse war der Vorreiter in Europa. Seit 1981 eingesetzt, verbindet er auf fast schnurgeraden Schienen die wichtigsten Städte Frankreichs. Er war und ist der Stolz der Grande Nation und verkörpert ihr technologisches Selbstverständnis.
Von Markus Brauer
Nationales Symbol, technologisches Vorzeigeobjekt, Vehikel der Wirtschaft: Von Anfang an war der TGV für Frankreich mehr als nur irgendein neuer Zug. Nicht weniger als die „ausgezeichnete Technologie, die Qualität der Industrie und das Können der Unternehmen“ Frankreichs sollte er beweisen. So formulierte es der damalige Präsident Valery Giscard d’Estaing im Jahr 1981, als die erste TGV-Strecke von Paris nach Lyon eingeweiht wurde.
Daten und Fakten zum Schienen-Klassiker TGV:
Der französische Train à Grande Vitesse – Hochgeschwindigkeitszug – war der Vorreiter in Europa. Die TGV sind eine Marke der französischen Staatsbahn SNCF und gehören zu den schnellsten Schienenfahrzeugen der Welt. Sie verbindeen auf fast schnurgeraden Schienen die wichtigsten Städte des Landes.
- Der erste TGV ging 1981 von Paris nach Lyon in Betrieb. Die Höchstgeschwindigkeit im normalen Betrieb beträgt etwa 320 bis 350 Kilometer in der Stunde.
- Die mehr als 400 Kilometer von Paris bis Lyon schafft der Zug mit teilweise über 300 „Sachen“ in weniger als zwei Stunden. Er ist einfacher, leichter und schlanker als der deutsche ICE.
- Bei einer Testfahrt zwischen Paris und Straßburg stellte der TGV im Jahr 2007 einen Weltrekord für Hochgeschwindigkeitszüge auf: 574,8 Stundenkilometer.
- Auch auf deutschen Strecken sind TGV unterwegs: Von zehn deutschen Städten aus gibt es Direktverbindungen nach Paris, darunter Frankfurt am Main, Mannheim und München.
- Für den TGV wurden vor allem in Frankreich viele eigene Schnellfahrstrecken gebaut. Die Gesamtlänge dieser Lignes à grande vitesse (LGV) umfasst rund 7000 Kilometer. Davon sind 2734 Kilometer Neubaustrecken für hohe Geschwindigkeiten (Stand: September 2022). Die französische Staatsbahn SNCF setzt die TGV im regulären Hochgeschwindigkeitsverkehr auf zwölf inländischen LGV ein.
- TGV sowie deren Geschwisterzüge Thalys und Eurostar verkehren außer in Frankreich auch in Deutschland, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Großbritannien, Luxemburg, Italien und Spanien.
- Beim TGV sitzen die Radsätze zwischen den Wagen und nicht unter ihnen, was dem Zug eine Stabilität wie durch eine Wirbelsäule gibt.
- Der TGV ist Weltmeister im Export. Von Spanien über Belgien bis USA (Texas) fuhr der TGV der Konkurrenz aus Deutschland (Siemens), Japan (Mitsubishi) und Schweden/Schweiz (ABB) davon. Auf dem TGV basierende Züge verkehren in Südkorea (KTX) und Spanien (Renfe).
- Warum ist der TGV für Frankreich so wichtig? Zunächst war Anfang der 1980er Jahre das Autobahnnetz damals noch schlecht entwickelt und das Land wollte mobile Bürger, die schnell und bequem das Land bereisen konnten. Für die erste Strecke von Paris nach Lyon, 426 Kilometer lang, brauchte man mit dem TGV schon zu seiner Einführung gerade mal eine Stunde und 40 Minuten. In dieser Zeit ist man mit dem Auto manchmal erst aus dem Verkehrsgewühl des Pariser Ballungsraums heraus. Außerdem wollte Frankreich, das auch das Überschallflugzeug Concorde entwickeln ließ, seine eigenen Verkehrs-Technikkonzerne fördern.
Info: Tempo-Meilensteine bei der Bahn
Rekorde Die erste Eisenbahnstrecke der Welt datiert aus dem Jahr 1825. Damals verband George Stephenson Stockton und Darlington in England mittels Schienen. Die Strecke war für den Transport von Kohle vorgesehen. Die Wagen wurden von Dampflokomotiven geschleppt. Seitdem hat sich die Höchstgeschwindigkeit für Schienenfahrzeuge erheblich gesteigert. Hier einige Rekorde:
- 1835: Der Adler erreicht auf der ersten deutschen Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h.
- 1889: In Baltimore (USA) kommt eine E-Lok auf Tempo 185.
- 1903: Bei Schnellfahrten von elektrischen Triebwagen auf einer Militärbahnstrecke bei Berlin erreicht ein AEG-Fahrzeug 210,3 km/h.
- 1931: Ein Schienenzeppelin stellt zwischen Berlin und Hamburg mit 230,2 km/h einen neuen Weltrekord auf.
- 1936: Eine stromlinienverkleidete Schnellzuglok schafft auf der Strecke Berlin-Hamburg Tempo 200,4 km/h.
- 1946: In den USA stellt ein Schnellzug mit 226 km/h den inoffiziellen Weltrekord für Dampflokomotiven auf.
- 1954: Eine französische E-Lok erreicht auf der Strecke von Dijon nach Beaune 243 km/h.
- 1963: Ein japanischer Shinkansen-Schnellzug rast mit Tempo 256.
- 1969: Ein Luftkissenzug (Aerotrain) wird auf dem Versuchsgelände Gometz bei Paris mit 450 km/h gemessen.
- 1985: Beginn der Probefahrten mit neuen ICE-Schnelltriebwagen (Intercity-Experimental) - bei einer Fahrt zwischen Gütersloh und Hamm werden 317 km/h erreicht.
- 1985: Der Transrapid stellt auf der Versuchsstrecke im Emsland mit 412,6 km/h einen Weltrekord für Magnetschwebebahnen auf.
- 1988: Rekordfahrt des ICE mit 406,9 km/h zwischen Würzburg und Fulda.
- 1990: Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV kommt auf 515,3 km/h.
- 2003: Die japanische Magnetschwebebahn Maglev erreicht 581 km/h.
- 2007: Der TGV bricht seinen eigenen Rekord und fährt in Ostfrankreich 553 km/h und am folgenden Tag 574,8 km/h.
ICE
Der 1991 in Betrieb genommene Intercity-Express ist das Flaggschiff der Deutschen Bahn. Mit bis zu 300 Stundenkilometern verbindet er die wichtigsten Städte, seit 2007 fährt er auch grenzüberschreitend. Jährlich werden rund 80 Millionen Reisende befördert. Der ICE "Sprinter" gilt als besonders schnell. Ohne Stopp schafft er die Strecke Frankfurt-Berlin in dreieinhalb Stunden.