Tipps für Nagelsmann von den Meistern
Fußball-Europameisterschaft Die E-Jugend-Fußballer der SKG Erbstetten haben ausgetüftelt, wie Julian Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft im letzten Gruppenspiel gegen die Schweiz aufstellen sollte.
Von Lars Laucke
Bislang läuft es für die deutsche Fußballnationalmannschaft ja hervorragend bei der Europameisterschaft im eigenen Land: zwei Spiele, zwei Siege – da hat Bundestrainer Julian Nagelsmann wohl vieles richtig gemacht. Das finden auch die Jungs der E-Jugend der SKG Erbstetten. Das Spiel gegen Ungarn haben sie alle zusammen im Besprechungsraum am SKG-Platz angeschaut. Und da war es sicher fast so laut wie im Stadion, keine Frage! Sie sind zufrieden mit der DFB-Elf. Dennoch: Ein paar Änderungen hätten sie für das letzte Gruppenspiel gegen die Schweiz am Sonntagabend in Frankfurt schon gerne gesehen. Und wer wollte den Nachwuchskickern die Kompetenz absprechen, sind sie doch erst kürzlich Meister der Kreisstaffel 03 geworden – ein Titel, den Julian Nagelsmann noch nicht gewonnen hat.
Manuel Neuer bleibt die Nummer eins, nur einer ist für Marc-André ter Stegen
Das 4:2:3:1-System wollen die SKG-Jungs nicht antasten. Schließlich hat das bislang super funktioniert, die Deutschen haben zwei klasse Spiele abgeliefert. „Außer in den ersten Minuten gegen Ungarn“, so die einhellige Meinung. Ebenso einig sind sie sich bei der Nummer eins. Gab es im Vorfeld des Turniers noch Diskussionen, so ist jetzt für die Jungs klar: Manuel Neuer ist und bleibt im Tor. Nur Konrad findet, dass Marc-André ter Stegen eine Chance bekommen sollte. „Außenseiter“, meint einer der Teamkollegen. „Nein, er hat nur eine eigene Meinung“, stellt Trainer Tim Greiner klar.
Keine zwei Meinungen gibt es bei den Außenverteidigern: Maxi Mittelstädt links und Joshua Kimmich rechts kommen auf die Tafel. Das größte Problem: Wie schreibt man Mittelstädt? „Mit ä und dt am Ende“, hilft der Coach. Die erste Änderung möchten die Jungs in der Innenverteidigung vornehmen: Der Stuttgarter Waldemar Anton soll rein, die räumliche Nähe zum VfB ist deutlich zu spüren. Aber wer muss weichen: Antonio Rüdiger oder Jonathan Tah? „Rüdiger hat die beste Grätsche“, lautet ein Argument, „Tah räumt hinten alles weg“, ein anderes. Nach kurzer Diskussion und basisdemokratischer Abstimmung trifft es den Noch-Leverkusener, Champions-League-Sieger Rüdiger bleibt drin.
Keine Diskussion gibt es zu Toni Kroos, der hat seinen Stammplatz sicher. Aber Robert Andrich als zweiter Sechser, den wollen die Erbstettener nicht mehr sehen. Doch wer soll für ihn rein? Chris Führich? „Nein, der muss auf der linken Außenbahn spielen!“ Doch da ist doch Jamal Musiala. Dann den nach rechts? Aber was ist dann mit Florian Wirtz? Die Diskussion um den zweiten Sechser wird nach hinten gestellt, das Pferd von der Spitze weg aufgezäumt. Denn hier gibt es keine Diskussion: Niklas Füllkrug macht den Mittelstürmer. Nicht Denis Undav? „Der ist gegen Ungarn nur orientierungslos in der Gegend rumgelaufen“, heißt es aus der einen Ecke. „Aber er hat ja nur zehn Minuten spielen dürfen“, kommt es aus der anderen Ecke. Doch es bleibt dabei: Der VfB-Stürmer muss wieder auf die Bank – zumindest nach dem Willen der Erbstettener Jungs.
Robert Andrich muss auf die Bank, Niklas Füllkrug wird die Sturmspitze
Da Musiala und Wirtz im linken und rechten offensiven Mittelfeld unantastbar sind, bleibt jetzt nur noch die Frage nach der Position im Zentrum und dem zweiten Sechser. Die Diskussionen gehen hin und her: Undav als Zehner? Und Gündogan? Der ist schließlich der Kapitän. Hitzige Diskussionen, willkommen in der Welt des Bundestrainers! Am Ende wird abgestimmt und das Ergebnis ist zumindest ungewöhnlich: Kai Havertz spielt im Zentrum hinter der Spitze, Ilkay Gündogan macht den zweiten Sechser neben Toni Kroos. Die Aufstellung steht, Herr Nagelsmann: Bitte übernehmen!
Für die E-Jugendlichen der SKG Erbstetten ist klar: Deutschland kommt ins Finale, ob nun mit dieser Aufstellung oder einer anderen. Lediglich zwei der Jungs glauben, dass die DFB-Elf vorher ausscheidet. „Sie verlieren gegen Spanien“, meint Elias, Lio sieht dagegen die Engländer als Stolperstein. Und wer könnte sonst noch gefährlich werden? Italien finden die einen, Portugal die andern. „Portugal doch nicht. Ronaldo ist so schlecht geworden“, hält Jakob dagegen. Und er muss es wissen, ist er doch selbst ein Toptorjäger. Klar ist: Sie alle drücken den Deutschen die Daumen. Einzig Teamkollege Giuseppe hält wahrscheinlich zu Italien, doch der ist an diesem Tag nicht da. So oder so: Mitfiebern werden sie alle auch weiterhin, allerdings wohl nur vor dem Bildschirm. Stadionbesuche sind nicht geplant. „Mein Onkel hat wohl drei oder vier Karten für ein Spiel“, sagt Jakob. Ob er womöglich eine davon abbekommt? Kurzes Schulterzucken, Zuversicht sieht anders aus. Dann wird es wohl doch wieder der Besprechungsraum auf dem SKG-Gelände. Da ist es schließlich fast so laut wie im Stadion.