TSG Backnang gegen SG Sonnenhof: Vor Kurzem Teamgefährten, nun Rivalen

Von Heiko Schmidt

Wenn am morgigen Mittwoch um 18 Uhr im Backnanger Etzwiesenstadion der Anpfiff für das Oberliga-Derby ertönt, ist das für zwei Akteure ein besonderes Duell. Mert Tasdelen hat in den vergangenen beiden Jahren zusammen mit Flavio Santoro bei der TSG Backnang gespielt. Nun sind die beiden Gegner auf dem Spielfeld. Tasdelen wurde nämlich im Sommer vom Drittliga-Aufsteiger SSV Ulm verpflichtet und dann gleich an den Oberligisten SG Sonnenhof Großaspach ausgeliehen. Somit tragen beide Offensivspieler nun das rote Trikot, der eine das von der TSG und der andere das von der SG. Zumindest ist Rot die Heimfarbe. Morgen werden die Großaspacher mit Sicherheit in ihren gelben Auswärtsjerseys in Backnang auflaufen.

Beide Stürmer verbindet viel, waren sie doch nicht nur zusammen im gleichen Team, sondern auch beim jeweils gegnerischen Verein schon aktiv. Mert Tasdelen spielte von 2020 bis 2023 für die TSG. Hingegen stand Flavio Santoro von 2018 bis 2021 für die SG Sonnenhof Großaspach auf dem Platz. Beide blicken recht zufrieden auf ihre Zeit beim Kontrahenten zurück. „Ich bin froh, damals zur TSG gewechselt zu sein“, sagt Mert Tasdelen. Der 24-Jährige schiebt nach: „Ich bin dem Verein dankbar für alles. Das Familiäre hat mir dort sehr gut gefallen.“ Als Highlight sieht er den dritten Platz in der Oberliga-Saison 2021/ 2022 an. Auch Flavio Santoro ist mit seiner Zeit in Großaspach zufrieden. „In der Anfangszeit hat es besonders gut gepasst“, berichtet der 21-Jährige, der den Sprung über die SG-Jugend in die erste Mannschaft im Fautenhau schaffte. „Das ist nicht selbstverständlich.“ Sogar in der letzten Drittliga-Saison 2019/2020 brachte es Santoro bei der SG auf zwei Einsätze. Nach einem weiteren Jahr beim Sonnenhof wurde der Stürmer im Sommer 2021 an die TSG für ein Jahr ausgeliehen und anschließend von den Backnangern endgültig verpflichtet.

Beide Spieler sehen die Wechsel zum Gegner als wichtigen Schritt an

„Der Wechsel zur TSG war ein wichtiger Schritt in meiner Karriere“, gibt Santoro zu. Er nennt dieselben Vorzüge vom Etzwiesenverein wie Tasdelen. „Es ist wie eine Familie. Jeder unterstützt den anderen. Ich fühle mich sehr wohl“, so der 21-Jährige, der in seine dritte Saison bei den Backnangern geht. Ganz neu ist dagegen Mert Tasdelen bei den Großaspachern. Nach knapp einem Monat beim Klub aus dem Fautenhau hat sich der gebürtige Stuttgarter dort gut eingelebt. „Ich bin mit meinen Leistungen sehr zufrieden und habe in den ersten vier Oberliga-Partien schon sechs Scorerpunkte gemacht.“ In der Tat sorgt er als linker Flügelflitzer für viel Torgefahr und hat bereits zwei Treffer erzielt.

„Ich habe bislang den Schritt nach Großaspach nicht bereut und es ist die beste Lösung, meine Ausbildung als Kfz-Mechatroniker in Backnang mit dem Fußballspielen auf hohem Oberliga-Niveau zu verbinden.“ Und wie ist die sportliche Situation derzeit beim Oberliga-Spitzenreiter? „Bis jetzt spielen wir es souverän runter. Wir haben viel Qualität in der Mannschaft und sind auch in der Breite sehr gut aufgestellt. Auch die Intensität beim Spiel und beim Training ist hoch. Rundum ist alles top“, schätzt Mert Tasdelen ein. Die Ergebnisse mit vier Siegen und einem Torverhältnis von 15:2 aus den ersten vier Saisonpartien sprechen dabei für sich.

Der Lokalrivale TSG Backnang liegt bislang auch im Soll. Mit vier Punkten und 6:7 Toren steht der Etzwiesenklub auf Rang zwölf unter 16 Mannschaften, hält sich also von den Abstiegsplätzen fern. Allerdings sind die Ansprüche bei den Backnangern ganz andere als in Aspach. „Wir haben viele neue Spieler im Team“, sagt Flavio Santoro. Trotzdem hebt er hervor: „Wir sind eine geschlossene Mannschaft und wollen immer das Beste auf den Platz bringen.“ Deshalb war der 4:1-Erfolg am Samstag beim FSV 08 Bietigheim-Bissingen ganz wichtig, um nicht ganz tief im Tabellenkeller zu sein.

Natürlich schauen die beiden Stürmer auf die derzeitigen Resultate ihrer früheren Klubs. „Ich verfolge die Ergebnisse der TSG genau“, gibt Mert Tasdelen zu. Er war zudem beim Backnanger Saisonauftaktspiel gegen den Titelkandidaten 1. CfR Pforzheim, das 1:1 endete, als Zuschauer in den Etzwiesen. „Ich war positiv überrascht von der Leistung der TSG“, lobt der 24-Jährige seinen Ex-Verein und ist sich sicher: „Wenn sie konstante Leistungen auf den Platz bringen, dann kann die TSG eine solide Oberliga-Saison spielen. Schließlich gehört sie in diese Liga.“ Das hört Flavio Santoro gerne. Ihm kommt aber ebenfalls nur Gutes über seinen Ex-Klub über die Lippen: „Ich schaue natürlich schon auf die Ergebnisse der Großaspacher. Sie haben eine gute Mannschaft zusammen.“ Deshalb ist das morgige Match für ihn auf jeden Fall etwas Besonderes. „Wir sind heiß auf Mittwoch, hoffen auf das Quäntchen Glück auf unserer Seite und auf viele Zuschauer.“ Ebenfalls fiebert Mert Tasdelen dem Derby entgegen: „Ich freue mich sehr auf das Spiel und darauf, erstmals als gegnerischer Spieler in den Etzwiesen zu sein. Das wird schon ein komisches Gefühl.“ Klar ist aber auch, dass während der kompletten Minuten plus der möglichen Nachspielzeit der Fokus auf dem eigenen Team liegen wird. „Da ruht dann die Freundschaft, denn ich will gewinnen“, macht Tasdelen klar.

Er hält nämlich einen guten Kontakt zu seiner früheren Mannschaft, unter anderem zu Torhüter Marcel Knauß, zu Trainer Mario Klotz und auch zu Flavio Santoro. Letztgenannter verständigt sich dafür öfters mit früheren Weggefährten. Dazu zählen die Großaspacher Bastian Frölich, Elias Rahn und Torwart Maximilian Reule. „Mit ihnen bin ich ab und zu in Kontakt“, sagt Santoro.

Während Santoro auf ein 2:2 tippt, sagt Tasdelen einen 3:0-Sieg der SG voraus

Doch während der Partie gilt die volle Konzentration dem Geschehen auf dem Rasen. Da sind die Erwartungen von beiden Fußballern gegensätzlich. Das ist kein Wunder, spielen sie doch in den gegnerischen Mannschaften. Das macht sich auch bei den Tipps für das morgige Derby bemerkbar. „Wir spielen 2:2“, verkündet Flavio Santoro seine Vorhersage. Er sieht die Gäste als Favoriten an. „Wir haben keine Angst, aber Respekt vor den Großaspachern.“ Mert Tasdelen hingegen setzt auf einen 3:0-Erfolg der SG Sonnenhof. Mal schauen, welcher Tipp von den beiden Stürmern aufgeht. Oder vielleicht gibt es eine Überraschung in Form eines Backnanger Heimsiegs. Denn: „In der vergangenen Saison haben wir mit der TSG in beiden Spielen nicht schlecht ausgesehen“, erinnert sich Flavio Santoro.