TSG Backnang mit Gastspiel am Ort eines großen Triumphes

Erst drei Siege in Serie, zuletzt zwei Schlappen am Stück und morgen um 15.30 Uhr die Partie beim SSV Reutlingen: Im Stadion an der Kreuzeiche wollen die Oberliga-Fußballer aus dem Murrtal wieder punkten. Dort also, wo die TSG vor gut 32 Jahren zum bislang einzigen Mal den WFV-Pokal gewann.

Eine Sternstunde in der mittlerweile 104-jährigen Geschichte der TSG-Fußballer ist der WFV-Pokal-Triumph 1991. Nach dem 2:1 im Finale gegen den SSV Reutlingen wird in dessen Stadion an der Kreuzeiche ausgiebig gefeiert. Mit dabei: Udo Veith, Spielleiter Volker Hecht-Rost, Andreas Nickel, Andreas Ebert, Frank Welz, Markus Sailer, Jochen Bacher, Andreas Fried, Trainer Bob Augustyn (hinten von links), Armin Scheiffele, Alexander Suckut, Axel Bohmwetsch, Roberto Sadler, Klaus Petz, Jürgen Stecher und Andreas Belz (vorne). Foto: Bernd Strohmaier

Eine Sternstunde in der mittlerweile 104-jährigen Geschichte der TSG-Fußballer ist der WFV-Pokal-Triumph 1991. Nach dem 2:1 im Finale gegen den SSV Reutlingen wird in dessen Stadion an der Kreuzeiche ausgiebig gefeiert. Mit dabei: Udo Veith, Spielleiter Volker Hecht-Rost, Andreas Nickel, Andreas Ebert, Frank Welz, Markus Sailer, Jochen Bacher, Andreas Fried, Trainer Bob Augustyn (hinten von links), Armin Scheiffele, Alexander Suckut, Axel Bohmwetsch, Roberto Sadler, Klaus Petz, Jürgen Stecher und Andreas Belz (vorne). Foto: Bernd Strohmaier

Von Steffen Grün

Es ist ein Datum, mit dem alle TSG-Anhänger eine ihrer schönsten Erinnerungen verbinden. Zumindest die, die alt genug sind. Als Dieter Schaupp danach gefragt wird, was sich am 20. Mai 1991 abspielte, kommt die Antwort des 74-Jährigen wie aus der Pistole geschossen: „WFV-Pokal-Endspiel, oder?“ Korrekt. Der Traditionsverein aus Backnang, der das Finale 1966 in Biberach an der Riß gegen die Spvgg Lindau noch mit 3:5 verloren hatte, setzte sich dieses Mal gegen den SSV Reutlingen mit 2:1 durch. Und das als Verbandsligist gegen einen Oberligisten, der den Aufstieg in die Zweite Bundesliga in der Vorsaison nur knapp verpasst und die aktuelle Runde als Dritter abgeschlossen hatte – und im Stadion an der Kreuzeiche vor 1500 Fans zudem noch den Heimvorteil hatte.

„Ich war nicht dabei, weil ich im Urlaub war“, verrät Dieter Schaupp: „Das hat mich gewurmt, ich war damals sogar Vorsitzender.“ Fast entschuldigend fügt das Urgestein der Roten hinzu: „Der Urlaub war gebucht, mit dem Finaleinzug hatte ich nicht gerechnet.“ Kein Wunder, denn bereits der 4:2-Erfolg im Halbfinale am vorherigen Mittwoch gegen den damals auch in der Oberliga beheimateten FC Marbach war eine Überraschung. Erst recht Backnangs bislang einziger WFV-Pokal-Triumph in Reutlingen am Pfingstmontag 1991. „Ticker gab es damals noch nicht und Handys hatten Seltenheitswert“, erinnert sich Dieter Schaupp und erzählt, wie er vom Sieg durch die Tore von Armin Scheiffele per Foulelfmeter und dem anschließend zum Zweitligisten FC St. Pauli wechselnden Markus Sailer erfuhr: „Sofort nach dem Schlusspfiff hat mir Dieter Mauthe auf dem Festnetz in Italien angerufen.“

Backnangs Sportlicher Leiter betrachtet die jüngsten beiden Niederlagen differenziert

Seine Freude war riesig und das wäre am morgigen Samstag erneut so, wenn die TSG beim SSV Reutlingen gewinnen sollte. Der altgediente Funktionär ist wieder nicht vor Ort. Er weilt allerdings nicht im Urlaub, sondern er macht sich bei Auswärtsspielen mittlerweile generell rar. Die Möglichkeiten, trotzdem beinahe in Echtzeit im Bilde zu sein, sind mit Livetickern und Mobiltelefonen aber ganz andere als vor gut 32 Jahren. Dieter Schaupp nutzt es und drückt von zu Hause die Daumen beim Versuch des Fußball-Oberligisten aus den Etzwiesen, nach zuletzt zwei deutlichen Niederlagen (0:3 gegen Essingen, 0:4 in Villingen) in die Erfolgsspur zurückzukehren.

Dass es sich nach den vorherigen fünf Spielen, in denen die TSG unbesiegt geblieben war und dabei 13 Punkte erobert hatte, um zwei Enttäuschungen handelte, daraus macht Marc Erdmann kein Geheimnis. Der Sportliche Leiter der Murrtaler betrachtet die Partien allerdings differenziert, sah gegen Essingen „eine sehr gute erste Hälfte.“ Das Team habe sich vom frühen Rückstand durch einen Sonntagsschuss nicht beirren lassen, „wir hätten zur Pause das 1:1 verdient gehabt. Erst nach dem 0:2 kurz nach Wiederbeginn ist gegen einen keineswegs übermächtigen Gegner ein Bruch ins Spiel gekommen.“ In Villingen passierte dies viel früher, bereits ab dem 0:1 in der 16. Minute „war es deutlich zu wenig. Wir haben kaum Bälle gehalten und zu viele Fehler gemacht. Dadurch hatten wir hinten große Probleme und vorne nur sehr wenige Offensivaktionen.“ Der Tabellenzweite habe seine individuellen Qualitäten dann gut ausgespielt.

17 Punkte und der achte Platz sind für die TSG eine gute Zwischenbilanz

Marc Erdmann ist aber verständlicherweise weit davon entfernt, alles schwarzzumalen. Mit 17 Punkten nach zwölf Partien den achten Platz zu belegen, „das hätte ich vor der Saison sofort unterschrieben – und jetzt auch noch.“ Trotzdem ist es zugleich so, dass es in den nächsten Wochen darum geht, ob sich die TSG fürs Erste im gesicherten Mittelfeld festsetzt oder den Blick doch bald wieder nach unten auf die Abstiegszone richten muss. „Umso früher wir unsere Punkte einfahren, desto weniger Sorgen haben wir“, sagt der Sportliche Leiter, der eine Zitterpartie wie in der vergangenen Runde mit der Rettung am letzten Spieltag gerne vermeiden würde. Im Idealfall nimmt Backnang nach den zwei Nullnummern am Tag der Deutschen Einheit und am vergangenen Samstag bereits aus Reutlingen wieder etwas Zählbares mit, um die aktuellen Kellerkinder weiterhin auf Distanz zu halten.

Zuzutrauen ist es den Roten, die in der Auswärtstabelle den vierten Platz innehaben, allemal. Vier der bisherigen sechs Partien in der Fremde konnten sie für sich entscheiden (4:1 in Bissingen, 2:0 in Nöttingen, 1:0 in Holzhausen, 2:1 in Offenburg), nur in Mannheim (1:2) und eben zuletzt in Villingen gingen sie leer aus. „Auswärts liegen wir deutlich über dem Soll“, weiß Marc Erdmann und glaubt, dass es in Reutlingen beim Tabellenzwölften mit seinen 14 Punkten durchaus so bleiben kann. Wenn es gelingt, „uns wieder auf unsere Stärken zu konzentrieren“. In seinen Augen sind das die Laufbereitschaft, die Zweikampfstärke, eine hohe Konzentration und die mannschaftliche Geschlossenheit. „Wir müssen die individuellen Fehler reduzieren, kompakt stehen und dann mutig nach vorne spielen“, fordert Backnangs Funktionär. Vielleicht bleibt den TSG-Fans dann auch der 14. Oktober 2023 in bester Erinnerung, wenngleich ein WFV-Pokal-Finale wie vor 32 Jahren noch einmal etwas anderes ist.

Backnangs Duell mit dem Zweiten der ewigen Oberliga-Tabelle

Rück- und Ausblick Das 0:3 gegen Essingen und das 0:4 in Villingen erinnerten Backnangs Oberliga-Fußballer daran, dass das Drinbleiben weiterhin oberste Priorität hat und die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Diese Spiele seien aufgearbeitet, versichert TSG-Trainer Mario Klotz, „wir haben diese Woche hart trainiert“. Stets mit dem Ziel vor Augen, beim SSV Reutlingen am morgigen Samstag (15.30 Uhr, Stadion an der Kreuzeiche) eine Reaktion auf die Rückschläge zu zeigen. „Wir wollen mit einem positiven Ergebnis nach Hause fahren“, kündigt der 39-Jährige an.

Gegner Reutlingen belegt in der ewigen Tabelle der 1978 gegründeten Oberliga Baden-Württemberg den zweiten Platz hinter dem SV Sandhausen. In den vergangenen Jahren musste der Blick aber meist nach unten gerichtet werden – und das bei einem Verein, der 1965 erst in der Aufstiegsrunde als Zweiter hinter Mönchengladbach den Aufstieg in die Erste Bundesliga verpasste. 2000 schaffte der SSV unter Trainer Armin Veh den Sprung in die Zweite Bundesliga. 2003 ging es wieder runter, nicht zuletzt wegen eines Abzugs von sechs Punkten aufgrund von Verstößen gegen Lizenzauflagen. Seit 2010 ist mittlerweile Oberliga angesagt beim viermaligen WFV-Pokal-Sieger (1988, 1990, 1999, 2015).

Personal Neben den langzeitverletzten Marius Weller und Athanasios Coutroumpas fehlt der TSG nur der zuletzt erkältete David Müller.

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Erstellt:
13. Oktober 2023, 06:00 Uhr

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