TSG Backnang: Özens Hoffen auf den zweiten Versuch

Über den Umweg Landesliga hat es der 21-jährige Ex-Freiberger zurück in die Oberliga geschafft und startet dort bei den Fußballern aus den Etzwiesen gerade durch.

Steht bei der TSG seit dem ersten Pflichtspiel in der Startelf: Talha Özen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Steht bei der TSG seit dem ersten Pflichtspiel in der Startelf: Talha Özen. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Manchmal muss man im Leben erst einen Schritt zurück machen, damit es irgendwann doch noch vorwärtsgeht. So wie Talha Özen, seit dieser Saison beim Fußball-Oberligisten TSG Backnang am Ball und dort bisher die positive Überraschung. Gekommen von Landesliga-Meister Türkspor Neckarsulm hat er sich in den Etzwiesen sofort und zumindest für Außenstehende unerwartet einen Stammplatz als linker Verteidiger erkämpft. Passiert nichts Überraschendes, dann zählt Özen auch morgen ab 14 Uhr im Heimspiel gegen Neuling FC Denzlingen zur Anfangsformation der TSG.

Spielpraxis war dem Talent wichtiger als die Höhe der Liga

„Ich wollte einfach Spielpraxis bekommen“, sagt der 21-Jährige und spricht von dem Wechsel vor zwei Jahren, als er den Oberligisten SGV Freiberg verließ und zum zwei Klassen tiefer spielenden Türkspor Neckarsulm wechselte. Der Klub aus dem Unterland, der vergangene Saison in die Verbandsliga aufstieg, hatte ehrgeizige Ziele. Der talentierte Jungspund sollte helfen, die zu verwirklichen. Das Wichtigste aber war für den in Zuffenhausen wohnenden Özen, dass er nach zwei Runden, die wegen Corona abgebrochen worden waren, ehe die Hälfte der Saison gespielt war, regelmäßig und gesichert Woche für Woche auf dem grünen Rasen am Ball sein kann. Dabei hatte er inmitten des Freiberger Starensembles trotz der vielen Ex-Profis im Kader beim SGV bereits seine ersten Oberliga-Minuten im Aktivenbereich gesehen. Der ehemalige Backnanger und Großaspacher Trainer Evangelos Sbonias hatte an den gerade erst der A-Jugend entwachsenen Özen geglaubt – bis zur nächsten Coronazwangspause.

Angesichts der starken Konkurrenz beim SGV drohte danach eine dritte Saison in Folge mit nur wenigen Einsätzen. Dieses Risiko wollte Özen dann aber doch nicht eingehen. Er wählte die für ihn sichere Variante Landesliga. Nun, zwei Jahre später, ist er wieder zurück in der fünfthöchsten Spielklasse. „Die TSG hat mir Perspektiven aufgezeigt“, erzählt er. Dazu zählte sicherlich auch der Backnanger Hinweis, dass der in den sechs Jahren zuvor als linker Verteidiger gesetzte Jannik Dannhäußer den Platz frei macht, weil er zurück zum Verbandsligisten SF Schwäbisch Hall wechselt.

Für Spieler und Verein ist es bisher eine echte Win-win-Geschichte

Der ursprünglich vom FC Cannstatt stammende und über die Spvgg Feuerbach im ersten A-Jugendjahr nach Freiberg gekommene Abwehrmann jedenfalls wagte den zweiten Anlauf in der Oberliga und sagt nach den ersten zwei Monaten: „Ich bin sehr zufrieden.“ Eine Zwischenbilanz, die der Etzwiesenverein auf seinen Zugang bezogen ebenfalls zieht. Dort füllt der 21-Jährige die von Dannhäußer hinterlassene Lücke gut aus. Sowohl in den drei Duellen im WFV-Pokal wie in den ersten beiden Punktspielen stand er die komplette Spielzeit auf dem Feld. So wie beim überraschenden 2:1-Erfolg im Pokalvergleich mit seinem Ex-Verein und Regionalligisten Freiberg. Für ihn durchaus eine besondere Partie, obwohl „ich dort bis auf Co-Trainer Kushtrim Lushtaku, der in Neckarsulm mein Coach war, niemanden mehr kenne.“ Trotzdem sagt Özen: „Gegen den ehemaligen Verein zu spielen ist immer ein extra Ansporn.“

Routinier David Müller war und ist für Özen eine große Unterstützung

Dabei benötigt er den ganz offensichtlich gar nicht. Denn von TSG-Seite werden schon jetzt der Fleiß, die Zielstrebigkeit und das ansonsten eher ruhig Wesen des Zugangs gelobt. Das und vor allem die bisherigen Leistungen halfen ihm, sich in Backnang schnell einen guten Namen zu machen. Er selbst wiederum lobt lieber jemanden, der in den Etzwiesen von Beginn an als Hoffnungsträger galt, aus Verletzungsgründen aber noch nicht richtig zum Zug kam: David Müller, Mittelfeldspieler mit der Erfahrung von fünf Drittliga-Spielen für den VfB Stuttgart II sowie 169 Regionalliga-Einsätzen für Schalke 04 II, die Stuttgarter Kickers und den SV Rödinghausen. „Er hat mir schon in Freiberg viel geholfen und für mich war sein Wechsel nach Backnang ein wichtiger Grund, dass ich auch zur TSG komme“, sagt der 21-Jährige über den 31-Jährigen.

Die Konzentration gilt derzeit ausschließlich dem Fußball und der TSG

Es ist klar, dass Özen hofft, möglichst rasch mit dem Routinier beim Etzwiesenverein zusammen spielen und überzeugen zu können. Zumindest bei ihm klappt das bestens. Vielleicht auch weil er sich gerade ganz auf den Fußball konzentriert, nachdem er sein Studium der Informationslogistik in Stuttgart abgebrochen hat. „Ich will erst mal bei der TSG Fuß fassen. Das steht für mich momentan an erster Stelle“, hat der kampf- und offensivstarke Fußballer noch nicht entschieden, wie es bei ihm beruflich weitergeht. Vielleicht hilft ihm in Sachen Studium oder Ausbildungsplatz ja dasselbe Rezept, das er schon ihm Fußball durchaus erfolgreich probiert hat: Erst einmal einen Schritt zurück machen, damit es dann wieder vorwärtsgehen kann.

Rund ums Heimspiel der TSG Backnang gegen den FC Denzlingen

Trainer Mario Klotz „Die Niederlage beim VfR Mannheim war vom Spielverlauf her unnötig und ärgerlich. Wir haben unsere Leistung in der zerfahrenen Partie nicht aufs Feld gebracht. Das muss sich morgen gegen den FC Denzlingen wieder ändern. Wir müssen schauen, dass wir unsere Heimstärke beweisen und auf dem Platz von Beginn an zeigen. Ganz klar ist, dass wir die drei Punkte da behalten wollen.“

Gegner Der FC Denzlingen ist in der Oberliga nicht unbekannt. 1999 schaffte die Elf aus der Gemeinde am Ausgang des Glottertals das erste Mal den Sprung und hielt sich bis zum Sommer 2002. Im Jahr 2006 stieg der Verein aus der Freiburger Ecke erneut auf, stieg aber gleich wieder ab. Diesen Sommer feierte Denzlingen nun seine dritte Meisterschaft in der Verbandsliga Südbaden und damit den erneuten Sprung in die Oberliga. Dort verzeichneten Trainer Marco Dufner und seine Spieler, von denen viele eine sportliche Vergangenheit in Bahlingen und beim Freiburger SC sowie FFC haben, bisher ein 2:0 in Essingen und ein 0:1 gegen Villingen. In beiden Spielen nicht im Einsatz waren die erfahrenen Angreifer Erich Sautner, der vergangene Saison 23 Tore in 28 Spielen erzielte, und der vom Regionalligisten Bahlinger SC gekommene Stürmer Santiago Fischer.

Personal Bei der TSG hat sich gegenüber der Partie in Mannheim nicht viel geändert. Abwehrroutinier Thomas Doser, der zuletzt aus privaten Gründen fehlte, ist aber nun wieder dabei. David Müller, Niklas Benkeser, Robin Schwemmle, Marius Weller und Leon Leuze sind verletzt und fallen weiter aus.

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Erstellt:
18. August 2023, 06:00 Uhr

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