Assassin’s Creed Shadows im Test
Ubisoft gelingt endlich wieder ein großer Wurf
Ubisoft präsentiert mit Assassin’s Creed Shadows einen überzeugenden neuen Teil der Reihe, der im Japan des 16. Jahrhunderts spielt und durch verbesserte Spielmechaniken besticht.

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Das neue Assassin’ Creed ist im Japan des 16. Jahrhunderts angesiedelt.
Von Lukas Jenkner
Nach einigen, eher mittelprächtig erfolgreichen Publikationen wie „Skulls and Bones“ und „Star Wars Outlaws“ lastet zurzeit wirtschaftlicher Druck auf dem Games-Publisher Ubisoft. Der Aktienkurs ist im Keller, im Januar wurden europaweit Entlassungen angekündigt, Übernahmegerüchte durch einen externen Investor kursieren seit Monaten.
Deshalb ist das neue „Assassin’s Creed Shadows“, das am Donnerstag, 20. März, erscheint, im Grunde zum Erfolg verdammt. Die Assassin’s-Creed-Reihe ist eine von Ubisofts erfolgreichsten Cash Cows, aber auch hier gab es zuletzt mäkelige Kritik: Das Konzept sei ausgelutscht, Neuerungen müsse man mit der Lupe suchen, stattdessen betreibe der Publisher mit überfrachteten offenen Welten Beschäftigungstherapie mit den Spielern. Diese haben mit leichtem Gruseln beispielsweise die World Events und den chaotischen Fähigkeitenbaum bei „Assassin’s Creed Valhalla“ im Kopf.
Die gute Nachricht lautet: Ubisoft hat aus den Kritiken der Vergangenheit gelernt und beim jüngsten Ableger Shadows einiges zum Positiven verändert. Die je nach Geschmack eher mittelgute Nachricht ist, dass AC Shadows nach wie vor als riesige offene Welt angelegt ist, in der man das Grundkonzept „Schleichen und Meucheln“ bisweilen aus dem Blick verliert.
Rache und Geheimnisse: Naoes Abenteuer im Japan des 16. Jahrhunderts
Assassin’s Creed Shadows spielt im Japan des 16. Jahrhunderts. Die junge Naoe erfährt mitten in den Scharmützeln rivalisierender Feudalfürsten, dass ihr Vater lange Jahre ein Geheimnis gehütet hat. Aber da ist er auch schon tot, massakriert von einer rätselhaften Gemeinschaft von maskierten Verschwörern, Kenner der AC-Reihe nicken jetzt wissend. Naoe macht sich auf einen Rachefeldzug auf.
Das ist der Beginn des neuen AC Shadows, anschließend entfaltet sich ein Panorama von Landschaften, in denen es Diebeslager und Paläste zu erobern, Schatztruhen in labyrinthischen Höhlen zu entdecken, Verschwörungen aufzudecken und Verbündete zu gewinnen gilt. Und immerzu muss jemand um die Ecke gebracht werden – Alltagsgeschäft in Assassin’s Creed eben. Naoe entwickelt sich dabei zur mächtigen Ninja und trifft im Verlauf der Story auf Yasuke, einen afrikanischen Samurai, den es als Sklave portugiesischer Missionare nach Japan verschlagen hat.
Kämfperisches Duo: Ninja Naoe und Samurai Yasuke
Die kleine Schattenkriegerin und der hünenhafte Samurai sind ein genialer Kniff von Ubisoft. Anders als in AC Valhalla, in der Wikinger Eivor eine (unglaubwürdige) Allround-Kampfmaschine war, teilen sich Naoe und Yasuke die Herausforderungen. Naoe agiert besser heimlich aus dem Schatten heraus, sie zieht bei frontalen Kämpfen sehr schnell den Kürzeren, zumal gegen mehr als zwei Gegner gleichzeitig. Und das geht beim Schleichen durch eine Burg bisweilen schneller, als ein Shuriken sein Opfer erreicht. Yasuke hingegen ist eher der Mann fürs Grobe. Der gemeinsame Weg von Naoe und Yasuke ist eines der fesselndsten Elemente in der Geschichte des neuen AC Shadows.
Ansonsten gilt für das Spielgefühl von AC Shadows: Ubisoft hat die offene Welt, die Fähigkeiten, Standard-Missionen und Sammelaufgaben angenehm entschlackt, dafür bei der Inszenierung und dem Missionsdesign eine Schippe drauf gelegt. Schöne Option: Die Spieler können selbst entscheiden, wie viel sie sich auf der Karte anzeigen lassen wollen. Im Standardmodus lohnt sich, einfach mal durch die bildschönen Landschaften zu reiten, um Neues zu entdecken.
Visuelles Meisterwerk: Die atemberaubende Welt von AC Shadows
Optisch ist Assassin’s Creed Shadows eine Wucht. Die Landschaften sind wunderschön, die Fernsicht mitunter enorm; Lichteffekte erzeugen besondere Atmosphäre, die Animationen sind geschmeidig und vielfältig. Besonders gelungen sind die Wettereffekte und die Jahreszeiten: Während im Frühling rosafarbene Kirschbäume in der Landschaft leuchten, fegt im Herbst der Wind das Laub über den Boden, im Winter liegt alles unter eine Schneedecke begraben – was sich im Übrigen auch auf das Spiel auswirkt, wenn etwa Gewässer zugefroren sind.
Besonders gelungen sind dieses Mal die Minispiele. Naoe muss sich zum Beispiel an Tiere heranpirschen, um sie als Tuschezeichnung zu verewigen, und wird bei Erfolg mit schönen Szenen aus der japanischen Fauna belohnt. Spaß machen auch die Meditationen, in denen Tasten in einer bestimmten Reihenfolge gedrückt werden müssen, damit Naoe in einen meditativen Flow kommt. Tempelbesuche, Opfergaben an kleinen Heiligtümern und Teezeremonien vervollständigen das Japan-Flair. Regelmäßig muss der Spieler sich in der japanischen Etikette für ein bestimmtes Verhalten entscheiden und liegt ein ums andere Mal daneben. Leicht verneigen, etwas verbeugen oder tief verbeugen? Es ist kompliziert.
AC Shadows im Vergleich zu anderen Titeln
Bleibt am Ende der Vergleich mit zwei anderen wichtigen Games, die in den vergangenen Jahren ihre offene Welt nach Japan versetzt haben. Und da lautet die gute Nachricht: Unterm Strich haben alle Spiele ihre Berechtigung. „Ghost of Tsushima“ verströmt das Flair eines Anime-Martial-Arts-Films mit viel Storytelling, „Rise of the Ronin“ ist deutlich kantiger geraten und spricht eher Gamer an, die sich sonst gerne in als besonders herausfordernd geltenden Souls-Like-Spielen verausgaben. „Assassin’s Creed Shadows“ ist ein bisschen die Familienpackung für alle – etwas weichgespülter, dafür aber vielseitiger – aber mitunter durchaus blutrünstig!
Fazit: Assassin's Creed Shadows überzeugt auf ganzer Linie!
Bei „Assassin’s Creed Shadows“ kann jeder, der mit den vergangenen Spielen der Reihe seine Freude hatte, bedenkenlos zugreifen. Optisch und spielerisch ist der jüngste Ableger rundum gelungen.
Assassin’s Creed erscheint auf Playstation, XBox, PC und Mac und kostet ab 70 Euro aufwärts.

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Assassin’s Creed, wie wir es lieben: Heimlich beobachten wir Gegner, um sie im richtigen Augenblick zu meucheln.

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Das Spiel beeindruckt mit einer enormen Fernsicht.

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Mit Hilfsmitteln wie Rauchbomben sorgt Naoe für Verwirrung.

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Erst Gegner, dann Gefährte: Der afrikanische Samurai Yasuke.

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So kennen wir Assassin’s Creed: Auf einem Dach hockend warten wir auf die richtige Gelegenheit.

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Die grafischen Effekte sind schön und stimmungsvoll.

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Die Geschichte wird mit vielen Zwischenpassagen erzählt.

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So offen sollte nur Yasuke den Gegnern gegenübertreten.