Wolfsburg
Über 100.000 Beschäftigte bei Warnstreiks von VW
An den Warnstreiks bei Volkswagen parallel zur vierten Runde der Tarifverhandlungen haben sich nach Angaben der IG Metall fast 103.000 Beschäftigte beteiligt. VW sprach von 55.000.
Von red/AFP
An den Warnstreiks bei Volkswagen parallel zur vierten Runde der Tarifverhandlungen haben sich nach Angaben der IG Metall fast 103.000 Beschäftigte beteiligt. Die Gewerkschaft teilte am Dienstag mit, dass bundesweit an neun Standorten von VW sowie bei Tochterunternehmen von der Frühschicht am Montag bis zur Nachtschicht insgesamt 102.600 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt hätten. Der VW-Konzern dagegen meldete nur 55.000 Streikende.
Die IG Metall sprach von einem „historischen Moment“, auf den sie gleichwohl „gerne verzichtet hätte“. Verhandlungsführer Thorsten Gröger erklärte: „Niemand von uns will den Konflikt mit dem Unternehmen, das beispiellose Vorgehen der Kündigung unserer Tarifverträge durch Volkswagen macht diesen aber unumgänglich.“ Die vierte Runde der Tarifverhandlungen sei zwar konstruktiver als die Gespräche zuvor gewesen - „das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin etliche Differenzen zwischen uns und dem Unternehmen bestehen“.
Bei Volkswagen gilt der Haustarifvertrag, um den verhandelt wird, für rund 120.000 Beschäftigte. Nach Angaben von VW beteiligten sich über alle Standorte und Schichten hinweg 55.000 Beschäftige an den Warnstreiks. Das seien etwas weniger als in der Vorwoche gewesen, als VW knapp 57.500 Streikende gezählt hatte. Das Unternehmen muss nach eigenen Angaben die Zahl der Warnstreikenden an die jeweiligen Arbeitsagenturen übermitteln.
Volkswagen hat nach einem Gewinneinbruch einen harten Sparkurs mit Stellenstreichungen und Standortschließungen angekündigt. Auch deutliche Lohnkürzungen stehen zur Debatte. Das Unternehmen verweist auf im internationalen Vergleich zu hohe Kosten am Produktionsstandort Deutschland. Sie müssten sinken, damit VW wettbewerbsfähig bleibe. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen Standortschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht hinnehmen.
Die Friedenspflicht beim Autohersteller lief Ende November aus. Seitdem sind Warnstreiks möglich. Ausgenommen ist das Werk in Osnabrück, wo nicht der Haustarifvertrag gilt, sondern der Tarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie.