Demi Moore
Und als nächstes der Oscar?
Die SAG Awards gelten als wichtigster Gradmesser für die Academy Awards – und Demi Moore jetzt endgültig als Oscar-Topfavoritin. Späte Würdigung für eine, die immer wieder unterschätzt wurde.

© dpa/Jordan Strauss
„Schwer“ sei der kleine Schauspieler, sagt Demi Moore, die jetzt einen SAG Award ihr Eigen nennen darf.
Von Theresa Schäfer
Seit über 45 Jahren ist Demi Moore im Filmgeschäft. Aber die einzigen Preise, die die heute 62-Jährige zuverlässig mit nach Hause nehmen durfte, waren die „Razzies“. Und die will keiner haben, denn die „Goldene Himbeere“ ist ein Schmähpreis für die schlechtesten Filme und Schauspielperformances. Drei Mal bekam sie den Anti-Oscar verliehen, noch viel öfter war Moore für eine „Razzie“ nominiert.
Doch in dieser „Award Season“ hat sich etwas verändert: Demi Moore nimmt plötzlich Preis um Preis mit nach Hause – und gilt als Topfavoritin für die 97. Oscar-Verleihung am 2. März. Für ihre eindringliche Darstellung einer nach Jugend lechzenden alternden Schauspielerin in dem Thriller „The Substance“ wird die 62-Jährige zurecht gefeiert.
In Coralie Fargeats Horrorfilm spielt Moore eine einst berühmte TV-Ikone, die eine mysteriöse Substanz einnimmt, um eine jüngere Version ihrer selbst (gespielt von Margaret Qualley, die Tochter von „Rom Com“-Ikone Andie MacDowell) zu kreieren. Das Experiment hat üble Folgen.
Am Sonntag holte Moore nun auch noch bei den Screen Actors Guild Awards – kurz als SAG Awards bekannt – die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin. Das ist besonders wichtig, weil der Preis als Gradmesser für die Academy Awards gilt. Schauspielerinnen und Schauspieler bilden nämlich auch in der Academy, die über die Oscar-Vergabe abstimmt, die größte Gruppe.
„Das ist das erste Mal, dass ich überhaupt irgendwas gewinne“
Es wirkt, als könnte Demi Moore es selbst kaum fassen, dass sie so spät in ihrer Karriere endlich Anerkennung für ihre Arbeit erhält. „Ich mache das seit über 45 Jahren“, sagte sie, als sie Anfang Januar den Golden Globe gewann, „und das ist das erste Mal, dass ich überhaupt irgendwas gewinne.“ Seither hat jede ihrer Dankesreden dasselbe Thema: Glaub an dich, mach weiter, auch wenn es mal nicht läuft. „Manchmal hatte ich Erfolg und manchmal bin ich gescheitert“, sagte sie bei den SAG Awards am Sonntagabend. „Aber ich konnte immer weitermachen.“
1990 hatte Moore ihren Durchbruch: Für ihre Rolle in „Ghost“ an der Seite von Patrick Swayze – samt legendär gewordener Töpferscheiben-Szene – war sie für den Golden Globe nominiert. Gewonnen hat den Preis aber jemand anderes. So ging es weiter: Zwei Jahre später gab sie an der Seite von Tom Cruise in dem Justizdrama „Eine Frage der Ehre“ eine toughe Marine-Anwältin. Robert Redford unterbreitete ihr 1993 „Ein unmoralisches Angebot“. Für „Striptease“ konnte sie 1996 eine bis dahin nie dagewesene 12-Millionen-Gage verlangen. Moore wurde zu einer der Topverdienerinnen Hollywoods, aber die Anerkennung von Kritikern und Kollegen bekamen andere.
Mehr als ihre Schauspielleistung interessierte stets ihr Privatleben: Ihre Ehe mit dem Superstar Bruce Willis, mit dem sie drei Töchter hat. 1991 posierte eine hochschwangere Demi Moore nackt für die Zeitschrift „Vanity Fair“ – was damals noch ein unerhörter Tabubruch war. Genauso wie die Beziehung mit dem 15 Jahre jüngeren Kollegen Ashton Kutcher, die Moore den Ruf einbrachte, ein männerfressender „Cougar“ zu sein. 2019 veröffentlichte sie ihre Biografie – und offenbarte, dass die Schauspielerei sie aus einer schwierigen Jugend gerettet habe.
Für das junge Mädchen Demi, das mit 16 Jahren ihre ersten Schauspielversuche machte und nicht immer an sich glaubte, bedeute dieser Preis alles, sagte Moore am Sonntag noch. „Ich habe dafür keine Worte, deshalb sage ich einfach nur: Danke. Vielen Dank.“