Unterstützt von ihren Glückskindern

Familienmutter Sibylle Wolf holt sich beim Neujahrsschießen im Karnsberger Schützenhaus die Scheibe 2020

Sibylle Wolf aus Fornsbach hat beschlossen, beim Neujahrsschießen der Karnsberger Schützen vorbeizuschauen. „Ich hab meine beiden Glückskinder mit dabei“, sagt sie, als sie sich am Schießstand einreiht. Luise (6) und Elisé (2) dürfen mit dem gebührenden Abstand zuschauen. Später stellt sich heraus, dass sie ihren Job mehr als gut gemacht haben. Ihre Mutter liegt am dichtesten an der Zielmarke.

Markus Blank (rechts) kann seine Neujahrsscheibe mit nach Hause nehmen, er hatte 2019 das entscheidende Quäntchen Glück. Nun folgt ihm Sibylle Wolf (links) nach, die mit ihren Töchtern Luise und Elisé (steht hinter ihrer Schwester) im Schützenhaus vorbeigeschaut und zum Neujahrstag den besten Treffer gelandet hat. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Markus Blank (rechts) kann seine Neujahrsscheibe mit nach Hause nehmen, er hatte 2019 das entscheidende Quäntchen Glück. Nun folgt ihm Sibylle Wolf (links) nach, die mit ihren Töchtern Luise und Elisé (steht hinter ihrer Schwester) im Schützenhaus vorbeigeschaut und zum Neujahrstag den besten Treffer gelandet hat. Foto: J. Fiedler

Von Christine Schick



MURRHARDT. Das neue Jahr begrüßt diejenigen, die es schon aus den Federn geschafft haben, mit Sonnenschein. Vermutlich ist das verlockend schöne Winterwetter, bei dem sich auch die Vitamin-D-Produktion anregen lässt, mit ein Grund, dass sich etliche Besucher im Karnsberger Schützenhaus einfinden.

Gerhard Allmendinger, Vorsitzender der Karnsberger Schützen, wird es jedenfalls nicht langweilig. Er empfängt alle, die ihr Glück mit einem Schuss auf die Neujahrsscheibe versuchen möchten, und leitet Neulinge an, wie mit dem Kleinkalibergewehr umzugehen ist. Erfahrene und Pioniere haben bei dem traditionellen Event des Schützenvereins einigermaßen gleiche Voraussetzungen – denn die Zielmarkierung sitzt gut getarnt irgendwo im schmucken Bild der Holzscheibe. Wer mit seinem Treffer am nächsten liegt, gewinnt. Der Schießleiter legt die Scheibe mit einem spätsommerlichen Erntemotiv in die Halterung und lässt sie über Stahlzüge in 50 Meter Entfernung fahren.

Rainer Hirzel, Stadtrat und Vereinsmitglied, geht die Sache gelassen an. Davon, dass er die Sicht als nicht ideal empfindet – vielleicht liegt’s an der sonnenbeschienen Bahn –, lässt er sich nicht groß drausbringen. Mit im Schlepptau hat er Altbürgermeister Ulrich Burr, der ebenfalls am Stand Platz nimmt, um sein Glück zu versuchen. „Ich hab früher gejagt und auch mal Sportpistole geschossen, aber das ist lange her“, sagt er.

Es folgt ein Frauentrio. Brigitte Kübler, die sich vor einigen Jahren die Scheibe geholt hat und auch schon mal Schützenkönigin war, hat zwei Bekannte mitgebracht, die nun Neuland betreten. Die beiden ziehen sich einen Gehörschutz über – aber der erweist sich beim Anlegen und Zielen als hinderlich. Gemeinsam tasten sich die Frauen an die Sache heran, es wird über Faktoren diskutiert wie beispielsweise, ob frau Rechts- oder Linkshänderin ist und insofern auch mit dem rechten oder linken Auge gezielt wird. Die Feststellung „ich hab aber direkt in die Mitte geschossen“ wird mit „das sagen sie alle“ kommentiert.

Ein weiterer Kandidat setzt sich auf den Stuhl neben Schießleiter Gerhard Allmendinger. „Kleinkaliber hab ich noch nie gut schießen können“, meint der. Der Konter: „Hier geht es nur ums Glück.“ Was aber die Erfahrenen wissen, ist, dass es sozusagen auch eine Kehrseite der Medaille gibt. Wer den Rahmen der Scheibe trifft, muss eine Spende von fünf Euro in die Jugendkasse leisten oder eine Runde für alle schmeißen.

Ein Neuling wird eingewiesen, es folgt der Hinweis, dass der Abzug noch gesichert ist und nach dem Entriegeln nur ganz leicht angetippt werden muss, damit sich der Schuss löst. „Vorher nochmals kurz durchatmen“, sagt Allmendinger. Der trockene Hall kündet vom Vollzug. „Wo ist der jetzt hin?“, fragt der Teilnehmer interessiert. Der Schießleiter ist beim Suchen immer mehr gefordert. An manchen Stellen sieht die Rückseite der Scheibe schon recht ausgefranst und das Holz zersplittert aus. Manchmal sucht sich die Patrone auch ein Vorgängerloch. Aber Gerhard Allmendinger geht davon aus, dass dies hier nicht der Fall war und der Schuss das Rund verfehlt hat.

Dann schaut Titelverteidiger Markus Blank mit seiner Familie vorbei. Der Stadtrat hatte sich 2019 die Neujahrsscheibe geholt. Es folgt Sibylle Wolf, die ebenfalls souverän trifft. Sie ist bei der Reservistenkameradschaft in Fellbach aktiv und nutzt die Gelegenheit, zu Neujahr den Karnsberger Schützen einen Besuch abzustatten, erzählt sie. Später stehen die beiden wieder zusammen, als das Ergebnis verkündet wird.

„Erst in Ruhe schauen, ob du alles im Ziel hast, dann lad ich“, sagt Gerhard Allmendinger zu Wolfgang Hess. Als der Stadtrat sein O.K. gibt und sich die Frage anschließt: „Und hasch droffa?“, meint er: „Weiß ich nicht, hoff ich mal.“ Zwei junge Männer, die sich im neuen Jahr schon zu einer Fahrradtour aufgemacht haben und im Schützenhaus vorbeischauen, reihen sich noch ein, unter den Abschlusskandidaten ist auch Jörg Altvater.

Dann macht sich der Vorsitzende an die Auswertung. Der Zielpunkt sitzt über einem Heustapel der Ernteszenerie, die auf der Scheibe abgebildet ist. Sibylle Wolfs Schuss ist ihm am nächsten gekommen. Auch der Treffer von Jürgen Oker liegt nicht allzu weit entfernt, er erhält den zweiten Platz, gefolgt von Matthias Staiger. Während Markus Blank seine Scheibe auslösen und mit nach Hause nehmen kann, bleibt die aktuelle von Sibylle Wolf erst mal im Schützenhaus. Die Jugendkasse beziehungsweise Neujahrsrunde werden ebenfalls bedacht – mit den Spenden für fünf Rahmenschüsse.

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Erstellt:
3. Januar 2020, 06:00 Uhr

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