Ursachensuche jenseits von Aktionismus
Der Römersee oberhalb der Stadt verliert seit einiger Zeit Wasser. Es hat sich herauskristallisiert, dass der Mönch undicht ist. Ein Vor-Ort-Besuch mit Revierförster Andreas Schlär ist Anlass für einige grundsätzliche Anmerkungen über Veränderungen und natürliche Kreisläufe.

Andreas Schlär registriert schon länger, dass dem Römersee Wasser abhandenkommt. Auch gab es Hinweise aus der Bevölkerung. Er geht davon aus, dass der undichte Mönch (Betonquader im See), über den es gezielt abgelassen werden kann, die Ursache ist. Fotos: C. Schick
Von Christine Schick
Murrhardt. Andreas Schlär, der als Revierförster für den südlichen Bereich des Murrhardter Waldes zuständig ist, beobachtet schon seit längerer Zeit, dass der Römersee Wasser verliert. Auch Meldungen aus der Bevölkerung dazu haben ihn erreicht. Auf seinem niedrigsten Stand könnte der Pegel um bis zu 30 Prozent abgesunken sein, so seine grobe Schätzung. Stellt sich die Frage, woher der Verlust rührt. In den zurückliegenden Jahren hat auch der Wald enorm mit Hitze und Trockenheit gekämpft – insbesondere in den Jahren 2018 und 2019. Es sind nicht nur ganze Bestände verdurstet (wir berichteten), auch der Boden reagiert natürlich auf die Austrocknung. „Es können Risse entstehen, manchmal öffnet sich auch eine Spalte im Fels“, erklärt Andreas Schlär. Grundsätzlich sei das auch am Boden des Sees möglich. Handelt es sich also um Folgen des Klimawandels, die im wahrsten Wortsinn auch tiefgreifender sind? Die Auswirkungen menschlicher Eingriffe in die Natur sind zwar unbestritten, allerdings rät der Revierförster davon ab, voreilige Schlüsse zu ziehen und im nächsten Schritt kurzfristige Aktionen umzusetzen. Er hat im Hinterkopf, dass – sollte sich die Situation nicht ändern – möglicherweise entschieden werden müsste, ob der See ausgebaggert und saniert werden soll. Allerdings wieder ein Eingriff, der mit großem Aufwand geschehen würde und bei dem der längerfristige Erfolg nicht garantiert ist. „Der Römersee speist sich durch Hangwasser und das muss letztlich einfach vorhanden sein, immer nachkommen“, erklärt Andreas Schlär. Will heißen, es macht wenig Sinn, einzelne Phänomene isoliert zu betrachten.
Der Revierförster beschreibt den Waldboden, der vor Ort von Gipskeuper geprägt ist, wie einen Schwamm. Bleibt es lange trocken, verdichtet sich das Material, bei Niederschlag füllen sich die Speicher wieder. „Der Wald liefert uns hochwertiges Trinkwasser“, sagt er. Typisch für den Standort sind Eichen- und Buchenwälder, und die Buche ist für Schlär so etwas wie das Wasserwerk des Waldes. Er weiß von Exemplaren in diesem Gebiet nahe des Felsenmeers, die bis zu 260 Jahre alt sind. Im Winter kommt der Niederschlag bei den kahlen, blattlosen Bäumen besser am Boden an, und als herzförmig, stärker tiefwurzelnder Baum hat die Buche einen Vorteil gegenüber Bäumen wie der Fichte mit ihrem flächigen Wurzelwerk. Im Sommer benötigt sie dann für ihre Blätter mehr Wasser, durch die Kapillarwirkung steigt es im Stamm nach oben. „Bei starker Trockenheit kommt das Gleichgewicht durcheinander.“ Die Jahre 2019 und 2020 waren von zu wenig Niederschlägen geprägt, 2021 hat Andreas Schär wieder etwas aufatmen lassen. „Der Regen hat gutgetan, die Bäume konnten ihn auch aufnehmen, die Situation hat sich verbessert“, sagt er. „Wassertechnisch hat sich der Wald hier erholt.“ Gut so, denn ihm kommt neben seiner Erholungs- und Wirtschafts- auch eine wichtige Schutzfunktion zu – mit klimaausgleichendem Faktor sowie Erosionsschutz.
Bleibt die Frage, weshalb die Verbesserungen sich nicht auch beim Römersee bemerkbar machen. Der Revierförster erklärt vor Ort, dass mittlerweile klar ist, dass der Mönch – sprich der steuerbare Ablass des Sees – undicht ist und ein erstes Handanlegen beim Leck nicht zum Ziel geführt hat. Es braucht ein Abdichten an relativ tiefer Stelle mit einem Ton-Erde-Gemisch, auch Letten genannt. Andreas Schlär hofft, dass er dem Problem so zu Leibe rücken kann. Sollte dies wider Erwarten keinen Erfolg bringen, muss er die Lage weiter beobachten und neu bewerten. Was das Ablassen, Suchen nach Rissen und die Sanierung des Römersees anbelangt, bleibt der Revierförster aber skeptisch beziehungsweise vorsichtig. Der Eingriff mit schweren Maschinen wäre vergleichsweise groß, kostspielig und würde dann nichts bringen, wenn das Hangwasser, das den See speist, langfristig weniger ist beziehungsweise wird. Auch zu bedenken sei, dass sich mögliche Risse am Boden auch auf natürliche Weise wieder schließen können. Noch eher – unabhängig vom aktuellen Fokus – vorstellen kann sich Schlär eine Entschlammung am Rand des künstlich angelegten Sees, um die Einlagerungen zu reduzieren, die vor allem vom Laub stammen. Was den Wasserverlust anbelangt, haben sich aber keine Hinweise für einen Sauerstoffmangel und eine problematische Situation für die Fische im Gewässer ergeben. Auch wenn sich die Ausgangssituation nun aufgrund der Niederschläge etwas verbessert hat, erinnert Andreas Schlär daran, dass der Wald ein wichtiges Zukunftsthema bleibt. Mit Blick auf eine verträgliche Bewirtschaftung und Nutzung eine gewisse Kontinuität zu gewährleisten, sei wichtig. Dazu gehört auch der Artenschutz. „Die Eiche hat in ökologischer Hinsicht einen hohen Stellenwert“, sagt er. Sie bietet vielen Tieren, insbesondere Insekten und Vögeln, einen Lebensraum.

Nah beieinander: Römersee und Felsenmeer.
Natur und Kultur Das Murrhardter Felsenmeer erstreckt sich auf einem etwa 60 Meter hohen Steilhang des Riesberges und beginnt auf einer terrassenartigen Ebene mit dem Römersee, erläutert die Stadt Murrhardt auf ihrer Homepage. Dort fanden in den 1920er-Jahren Römerfestspiele statt, die an die römische Geschichte Murrhardts als Stadt am Limes (Unesco-Welterbe) erinnern sollten. Der Weg führt entlang eines Naturpfads steil bergauf ins eigentliche Felsenmeer, das mit einer bis zu zehn Meter hohen Wand aus Stubensandstein endet. Das Gebiet ist durch einen Bergsturz mit zwei treppenartig abgeglittenen Schollen entstanden. Die mehrere Kubikmeter großen Sandsteinblöcke stammen aus der etwa 100 Meter langen Abrisswand oberhalb des Felsenmeers. Etwa 20 Gehminuten von der Stadtmitte Murrhardt und zehn Minuten vom Parkplatz Römersee an der Riesbergstraße gelegen, findet sich der Rastplatz Römersee zwischen riesigen Buchen und etwa 100 Meter von dem kleinen idyllischen Stausee entfernt.
Premiumwanderweg Weitere Informationen zur Tour rund ums Felsenmeer bei Murrhardt im Netz unter www.feenspuren.de.