Was war schuld am Aussterben?

Urzeit-Waldelefanten könnten noch heute in Europa leben

In Deutschland könnte es noch heute Elefanten geben. Die vor rund 35.000 Jahren ausgerotteten Europäischen Waldelefanten waren an ein Klima wie im heutigen West- und Mitteleuropa angepasst. Ausgestorben sind sie offenbar erst, als frühe Menschen sie gnadenlos jagten, wie Paläontologen ermittelt haben.

Die europäischen Waldelefanten sind vor rund 35.000 Jahren ausgestorben. Aber ohne die Bejagung durch Vorfahren könnte es sie noch heute bei uns geben.

© © Hodari Nundu/CC-by 4.0

Die europäischen Waldelefanten sind vor rund 35.000 Jahren ausgestorben. Aber ohne die Bejagung durch Vorfahren könnte es sie noch heute bei uns geben.

Von Markus Brauer

Bejagung und klimatische Veränderungen führten zum Verschwinden der Steppenbewohner vor 10 000 Jahren. Ob Flusspferd, Höhlenlöwe, Steppennashorn oder Waldelefant: Europa war früher von vielen Großsäugern bevölkert, deren Verwandte wir heute nur noch aus Afrika kennen.

Europäischer Waldelefant

Ein Teil dieser europäischen Megafauna starb aus, als die letzte Eiszeit begann und das Klima zu kalt für die wärmeliebenden Arten wurde. Bei anderen Vertretern dieser Großsäuger sind die Gründe für ihr Aussterben jedoch weniger klar.

Dazu gehört auch der Europäische Waldelefant (Palaeoloxodon antiquus), das größte Landsäugetier des Eiszeitalters. Mit einer Schulterhöhe von bis zu vier Metern und einem Gewicht bis zu 13 Tonnen war er größer als heutige Elefanten und das eiszeitliche Wollhaarmammut.

Typisch für dieses Rüsseltier waren zudem die langen, geraden Stoßzähne. Der Waldelefant wanderte vor rund 700.000 Jahren nach Europa ein, prägte die Landschaften unseres Kontinents und überlebte sogar mehrere Eiszeiten.

Warum starb der Waldelefant aus?

Erst vor rund 35.000 Jahren starb der Europäische Waldelefant aus. Aber warum? War ein Nahrungsmangel durch die sich verändernde Landschaft schuld? Wurde es auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit zu kalt? Oder war der Mensch im Spiel, wie schon für andere Vertreter der Megafauna vermutet?

Um das zu klären, haben Franka Gaiser von der Universität Bayreuth und ihre Kollegen Lebensraum, ökologische Ansprüche und Klimatoleranz des Waldelefanten genauer untersucht.

Waldelefant überlebte mehrere Eiszeiten

Elefanten gehören zu den größten Landsäugetieren der Erde und werden oftmals als sogenannte Ökosystem-Ingenieure bezeichnet, da sie ihre Umgebung beispielsweise durch Fraß, Trampeln oder Graben nachhaltig verändern.

Der europäische Waldelefant überlebte mehrere Eiszeiten, bevor sie in der letzten wegen der zusätzlichen Bejagung durch Menschen ausgerottet wurde. Während seiner Lebenszeit hat der europäische Waldelefant dazu beigetragen, dass offene Flächen und lichte Wälder die Landschaft Europas geprägt haben. Dementsprechend sind auch viele heimische Pflanzenarten heutzutage an solche Bedingungen angepasst.

„Der deutsche Name ,Waldelefant‘ entstammt der Annahme, dass diese Art bevorzugt in bewaldeten Regionen Europas lebte. Fossilfunde zeigen jedoch, dass P. antiquus oft in offenen oder halboffenen Habitaten mit mosaikartiger Vegetation lebte, ähnlich wie moderne Elefanten“, sagt Manuel Steinbauer, Inhaber des Lehrstuhls für Sportökologie an der Universität Bayreuth.

Blick zurück in die Klimageschichte der Erde

Um die Lebensweise von P. antiquus und insbesondere seinen tatsächlichen Lebensraum – die sogenannte realisierte Nische – zu rekonstruieren, durchsuchte das Forscherteam die wissenschaftliche Literatur sowie paläontologische Datenbanken nach Fossilfunden von P. antiquus, die den sogenannten Marine Isotope Stages zugeordnet werden konnten.

Marine Isotope Stages sind Zeitabschnitte in der Erdgeschichte, welche die Klimageschichte widerspiegeln, da sie Warm- sowie Kaltzeiten repräsentieren. Das Bayreuther Forscherteam ordnete Fossilfunde aus ganz Europa einer Warm- oder Kaltzeit zu und rekonstruierte anhand von Klimamodellen in diesen Zeiten die realisierte Nische der Waldelefanten.

Im Vergleich mit modernen Klimadaten zeigt sich: Die Waldelefanten könnten auch heute noch in Europa leben. Insbesondere das Klima in West- und Zentraleuropa wäre für den Waldelefanten geeignet, mit Ausnahme von Bergregionen wie den Alpen oder dem Kaukasus.

Überleben trotz Eiszeit und Waldverlust

Die letzte Eiszeit war also nicht schuld am Aussterben der Waldelefanten. „Die Klimabedingungen während des Höhepunkts der letzten Eiszeit zwangen die Elefanten zwar dazu, sich in den Mittelmeerraum zurückzuziehen. Sie beeinträchtigten aber nicht sein Überleben in Europa“, berichten Gaiser und ihre Kollegen.

Selbst in den kältesten Phasen der letzten 45.000 Jahre wäre es demnach für diese Giganten des Pleistozäns an den europäischen Mittelmeerküsten und in der Türkei noch warm genug gewesen.

Bejagung machte Eiszeitriesen den Garaus

Warum aber sind diese einst prägenden Großsäuger Europas dann ausgestorben? Nach Ansicht der Forscher spricht einiges dafür, dass der Mensch die entscheidende Rolle spielte. Die intensive Bejagung der Waldelefanten und anderer Großsäuger durch unsere eiszeitlichen Vorfahren, kombiniert mit dem geschrumpften Verbreitungsgebiet, führte vermutlich zur Ausrottung der europäischen Elefanten.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die europäische Tierwelt heute noch Vertreter der Megafauna umfassen würde, wenn diese nicht durch den Menschen ausgerottet worden wären“, schreiben die Experten. Sie vermuten, dass dies nicht nur für den Waldelefanten, sondern vielleicht auch für andere Großsäuger des Eiszeitalters gelten könnte.

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Erstellt:
28. April 2025, 16:44 Uhr
Aktualisiert:
28. April 2025, 17:12 Uhr

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