Pete Hegseth zu Besuch in Stuttgart

US-Verteidigungsminister: Erst jeder selbst, dann mit Hilfe der USA

Der neue Chef des Pentagons erwartet künftig von Partnern und Verbündeten der USA, dass sie sich um Konflikte in ihrer Nachbarschaft selbst kümmern. Dann würden ihnen auch die USA zur Seite stehen.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth während eines Pressegesprächs vor dem Stuttgarter Hauptquartier des US-Oberkommandos für Afrika.

© dpa/Michael Probst

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth während eines Pressegesprächs vor dem Stuttgarter Hauptquartier des US-Oberkommandos für Afrika.

Von Franz Feyder

Herr Minister ließ auf sich warten. Derweil erzählte der Reporter des US-TV-Senders Fox News live im Halbstunden-Takt aus dem Stuttgarter Regen, dass auf Deutschlands Autobahnen Tempolimits gelten. „Die Deutschen lieben Regeln“, teilte er den Zuschauern des US-Frühstücksfernsehens mit. Das sei „Teil ihrer britisch-französischen Sozialisierung nach dem 2. Weltkrieg“. Von dieser Meinung konnte ihn auch Frau Major nicht abbringen, die ihn dezent in einer Sendepause darauf hinwies, dass „wir hier waren. Im Süden Deutschlands waren die Amerikaner.“

Der erstaunte Blick wich einem professionell interessierten, als sich Herr Minister vor drei Fahnen postierte, die dienstbare Geister vor die Glastür gestellt hatten, hinter der das Hauptquartier des Afrikakommandos (Africom) der US-Streitkräfte beheimatet ist: Pete Hegseth, 44 Jahre alt, seit drei Wochen Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten von Amerika. Seit Dienstag 3.17 Uhr zu Besuch in Stuttgart, das zwei der wichtigsten US-Oberkommandos beherbergt: außer dem für Afrika auch das für Europa.

Mit Elitekämpfern der 10. Special-Forces-Gruppe – einem Gegenstück zum deutschen Kommando Spezialkräfte - hatte er morgens Gewichte gestemmt. Sich danach mit den Offizieren der Stäbe beider Hauptquartiere besprochen. Es war einer seiner ersten Auslandsbesuche – noch bevor er ins Nato-Hauptquartier in Brüssel weiterreiste.

Er habe mit den Generälen und Obristen reflektiert, dass „nicht nur die Absichten Chinas schädlich für uns und Europa sind. Wir haben uns auch mit der geostrategischen Bedeutung Südamerikas und des afrikanischen Kontinents beschäftigt, haben uns den wachsenden chinesischen Einfluss in diesen Regionen angesehen“. Die Konsequenz: Er sei mit den Kommandeuren übereingekommen, die Ebene, auf der Entscheidungen gefällt würden, nach unten zu verschieben. „Ein Befehlshaber kann nicht jedes mal im Weißen Haus oder im Pentagon nachfragen, ob er wie am 1. Februar in Somalia einen Luftangriff auf die islamitische Terrorgruppe al-Shabab fliegen lassen darf.“

Im Moment gebe es keine Pläne, US-Soldaten aus Europa abzuziehen, um sie im Pazifikraum zu stationieren. „Es besteht aber Einigkeit mit dem Präsidenten darüber, dass wir uns die Stationierung unserer Streitkräfte in der ganzen Welt genau ansehen und uns fragen, wo wir wie viele und welche Truppen wir wo vorhalten.“ Das werde auch Thema bei seinem Nato-Besuch sein. Unausgesprochen heißt das: US-Präsident Donald Trump und Hegseth erwarten, dass die europäischen Mitglieder der Allianz sich stärker – um nicht zu sagen – überhaupt militärisch engagieren, um Konflikte zu beenden. „Der gesunde Menschenverstand sagt, dass man sich und seine Nachbarschaft selbst verteidigt. Wir Amerikaner werden unseren Partnern und Verbündeten dabei zur Seite stehen.“ Aber zunächst einmal sei jeder selbst für seinen Vorgarten verantwortlich.

Auf dem Flug nach Deutschland hatte Hegseth zudem ein anderes Zeichen gesetzt. Vor zwei Jahren war die im Staat North Carolina gelegene Kaserne Fort Bragg in Fort Liberty umbenannt worden. Die Ausbildungsstätte für Spezialkräfte war nach dem konföderierten Artilleriegeneral Braxton Bragg benannt gewesen. Ein wegen seiner zögerlichen, unentschlossenen Führung umstrittener General. Einer der größten US-Stützpunkte wurde in Liberty – Freiheit – umbenannt, weil keine Namen konföderierter Generäle mehr verwendet werden sollten. Denn sie hatten so genannten Sklavenstaaten gedient. Hegseth benannte die Kaserne nun nach dem Obergefreiten Roland Bragg. Der Fallschirmjäger wurde für seinen außergewöhnlichen Mut in der Schlacht in den Ardennen 1944 hoch dekoriert. Er hatte mit einem erbeuteten Krankenwagen unter deutschem Beschuss einen verwundeten Kameraden gerettet.

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Erstellt:
11. Februar 2025, 19:38 Uhr

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