Verdrehte Fakten im Fokus

Mit „Fake News: Balken bieten für Fortschrittene“ begeisterte das Duo „Zu Zweit“ die Besucher

Falschnachrichten manipulieren. Sie kommen als Notlügen, Hirngespinste oder ausgewachsener Kappes daher. Tina Häussermann und Fabian Schläper richten ihren kabarettistischen Blick auf die Fake News – dem Murrhardter Publikum gefiel’s.

Tina Häussermann und Fabian Schläper gastierten einmal mehr in Murrhardt: Diesmal nahmen sie sich der Fake News an.Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Tina Häussermann und Fabian Schläper gastierten einmal mehr in Murrhardt: Diesmal nahmen sie sich der Fake News an.Foto: J. Fiedler

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Das Publikum kam in den Heinrich-von-Zügel-Saal und das Kabarettistenduo Tina Häussermann und Fabian Schläper zu bewundern, aber wo waren die Künstler? War der Auftritt etwa eine Fake News, so wie es das neue Programm versprach? Bogen sich etwas schon die Balken über den Wartenden vor Lachen über die Herbeigeschrittenen, wo der Titel doch hieß: Balken biegen für Fortgeschrittene?

Zum Glück nicht, es gab nur ganz viel Stau zum Wochenende und deshalb einige Minuten Verspätung, aber dann ging es ab mit einem Feuerwerk aus Wortwitz.

Der Meister aller gefaketen Neuigkeiten kommt – wie soll es auch anders sein – aus der neuen Welt, dort, wo alles möglich ist. Politics as usual, halt. Mit dem smarten Phone geht das auch ganz easy und mit dessen Hilfe auch die Evolution rückwärts; der homo erectus krümmt sich so lange über das leuchtende Rechteck, bis er wieder als Australopithecus mit der Nase am Boden rumschnüffelt.

Bis dahin gibt sich der moderne Mensch super gestresst, super wichtig, checkt 1000 Mails und fällt im Urlaub in eine schwere Depression: Wo ist die Ablenkung vom inneren Nichts? Da wird doch glatt die Nagelfeile spannender als ein James Bond (naja, zur Not kann man sie auch als Mordinstrument benutzen – ist so ein kabarettistischer Einfall). Die Vorreiterrolle in Sachen Lifestyle haben die Deutschen mittlerweile an die Chinesen abgeben müssen. Da hat man den multigetaskten Mitarbeitern ein 20-minütiges Mittagsschläfchen (Powernap) verordnet. Dieser Fakt war Tina Häussermann und Fabian Schläper ein pfiffig-pfeifendes Liedchen wert mit einem Superperkussionsduett auf den mitgebrachten Koffern.

Ein Leben auf der Überholspur ist natürlich genauso einseitig wie eines im Loserland. Deshalb gab es zum wohltemperierten Ausgleich ein schönes Liebeslied mit nahezu philosophischen Gedanken zur Wirkungsweise des Satzes „Ich liebe dich“. Diese drei Worte besitzen eine solche Schlagkraft, dass sie direkt zum Stressfaktor ausarten können und sich ins Gegenteil verkehren. Aber...gesetztenfalls, diese drei Wörter besäßen ein Happy End, sodass alles plötzlich doppelt wird: Das Bett, das Zimmer, die Herzen, aber auch das Doppeltsehen nach ein paar Doppelten zu viel?

Wieder Stress pur, aber zum Glück gibt es auch alles zur Hälfte: die Halbzeit, die Halbwahrheit und vieles mehr (der schwäbische Halbdackel fehlte leider in der Aufzählung). Und die Moral von der Geschicht: Doppelt plus halb gibt nichts Ganzes. Oder auch nichts Rechtes, wie es das Leben der meisten Normalos nun mal ist, da kann man nur neidisch auf die Glücklichen schielen, die einen Koffer voller Geld finden, die ein aus dem fünften Stock fliegendes Baby cool auffangen und vom Nichts zum Superstar avancieren – für einen Tag zumindest.

Passend zur Jahreszeit gab es eine nahezu Ovid’sche Metamorphose: Die Moritat vom Erdbeermädchen Ludmilla, das dank seines guten Erdbeerschnapses zur Promilla mutiert und gleichzeitig mit seiner Hilfe den miesepetrigen Spargel-Klaus zur ihrem Spargelkönig macht.

Kurzum, Tina Häussermann und Fabian Schläper sprühten mal wieder bei ihrem jüngsten Auftritt in Murrhardt vor Geist und Witz und zeigten dem Publikum, wie gutes Kabarett funktioniert: kritisch, ironisch, pfiffig, schlagkräftig und gar nicht piano am Piano. Apropos: Das ist kein Fake Resümee.

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Erstellt:
6. Mai 2019, 06:00 Uhr

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