Vermeiden oder Veredeln
Aktion des Kreisjugendrings beim Naturschutztag – Tipps zum Upcycling aus Plastikabfällen

© Jörg Fiedler
Frieder Bayer und Julia Röttger vom Kreisjugendring (Zweiter und Dritte von links) beim Basteln. Thema der Aktion: Wie sich aus Abfällen Nützliches oder kleine Dekofreuden machen lassen. Allerdings fanden sich im Freizeitgebiet nur wenig Abfälle, was ja erfreulich ist. Foto: J. Fiedler
Von Ute Gruber
FORNSBACH. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Graupelschauern hielt sich der Andrang am Streuobstmobil des Kreisjugendrings (KJR) in Grenzen. Im Rahmen des Naturschutztages hat das Team ein Mitmachprogramm unter anderem zum Thema Plastikmüll angeboten. „Die Idee war, hier rund um den Waldsee nach Müll zu schauen“, erklärt Betreuer Frieder Bayer am Tisch unter dem grünen Zeltdach, „und dann zu überlegen: Was kann man daraus machen?“ Upcycling heißt der Trend, Ausgebrauchtes nicht nur durch Recycling wieder in den Kreislauf zurückzuführen, sondern den Dingen durch Umgestaltung eine ganz neue Funktion zu geben. Da verwandeln sich Konservendosen mit etwas Farbe und Heißkleber in Stiftebüchsen oder Geschenkpapierspender, ein abgeschlaffter Tennisball dient mit Wackelaugen und Haarschopf als origineller Schlüsselhalter. Im Tetrapack gedeihen nach dem Austrinken der Milch bunte Blumen und Küchenkräuter, Tante Marthas altes Blechbesteck klingelt als Windspiel auf der Gartenterrasse. Eine stabile Einkaufstasche entsteht wahlweise aus Schokoladenpapier oder Capri-Sun-Tüten und der abgetragene Sweater wird ausgestopft und umgenäht zu einem Hundekörbchen für den Jack-Russell-Terrier. Unzählige Filmchen mit „Ideen und Tipps für intelligente Wiederverwertung“ tummeln sich auf dem Internetkanal YouTube, bieten „Einfälle statt Abfälle“ und können dort sogar abonniert werden.
Auf Sansibar habe er gesehen, wie aus Plastikmüll aus dem Meer, der an den Traumstränden der ostafrikanischen Urlaubsinsel angespült wurde, Stoffe gewoben und Kleidung hergestellt werde, erzählt der Landschaftsgärtner, der sich auch mit Alternativen zu Einwegpflanzgefäßen beschäftigt. Auf der Insel gibt es auch ein erfolgreiches Projekt, bei dem alte Glasflaschen zu Schmuckgläsern und Lampen verarbeitet werden. An Touristen verkauft, reduziert dies nicht nur die Müllberge – wenn auch nur geringfügig –, sondern bringt armen Familien ein Einkommen und Umweltbewusstsein. „Der beste Müll ist natürlich der, der gar nicht erst entsteht“, sagt er.
Am Ufer des Waldsees mitten im Schwäbischen Wald besteht dagegen ein ganz anderes Problem: Es gibt gar keinen Müll. Oder aber er wurde von ordnungsliebenden Menschen bereits aufgesammelt. Mit viel Mühe finden sich im Nieselregen vor dem geschlossenen Imbiss ein paar Kronkorken und Plastikflaschendeckel. Die werden mithilfe eines Handbohrers und Draht zu einer Kette aufgereiht. Daneben entstehen aus vorsorglich mitgebrachten Eierkartons mit Pfeifenputzerdraht friedliche Riesenameisen – anatomisch korrekt natürlich, mit sechs Beinen am Brustabschnitt. Naturkunstvolle Visitenkarten werden mit beidseitigem Klebeband, Sand und Brombeer-Fruchtmumien hergestellt. „Kleinkunstwerke eben“, meint Frieder Bayer mit einem Augenzwinkern.
Ein kleiner Junge bringt freudestrahlend eine Kaulquappe zur Gruppe. Die wird eingehend in der Becherlupe inspiziert: die großen Augen, die Flossen, der bewegliche Schwanz. Nur widerwillig wird die Idee verworfen, das Tier zu Hause großzuziehen, was erfahrungsgemäß meistens misslingt. Schweren Herzens wird das Froschbaby wieder in die Freiheit des Sees entlassen.
Für das Team des Streuobstmobils beginnt mit dem Familientag bei der Remstal-Gartenschau am kommenden Sonntag ein Mammutprogramm mit 25 verschiedenen Aktionen im Rahmen des dortigen Grünen Klassenzimmers. Allerlei Unterrichtseinheiten zu Themen aus Feld und Wald können dort auch von Schulklassen gebucht werden: Brennnessel, Eichhörnchen und Wildbienen stehen zum Beispiel auf dem Programm. Natur soll mit allen Sinnen erlebt werden. Eine originelle Idee ist dabei der Spiegelpfad: Mit einem zehn mal zehn Zentimeter großen Spiegel unter der Nase tastet man sich durch die Natur. Statt den Boden unter den Füßen sieht man vor sich den Himmel und die Laubkronen der Bäume. „Bei Sonnenschein geht das allerdings nicht“, schränkt der Mann mit dem üppigen grauen Bart ein, „da ist die Gefahr zu groß, dass man die Sonne spiegelt und geblendet wird.“ Also sollte der Himmel besser bedeckt sein. Es muss ja nicht gleich Graupelschauer sein.