Mannheimer Student tot aufgefunden
Vermisster Johann W. wollte auf Kreta den „Tod der Mutter verarbeiten“
Seit Mitte Februar war Johann W. auf Kreta vermisst. Jetzt haben Bergsteiger die Leiche des Mannheimer Studenten gefunden. Der 20-Jährige wollte beim Trailrunning den Tod seiner Mutter verarbeiten, teilt die Schwester mit. Nun trauert die Familie erneut.

© privat/Spendenaufruf „gofundme“
Trotz aufwendiger Suche mit Helikopter und Drohnen im Bereich der Samaria-Schlucht konnte Johann W. nicht lebend gefunden werden.
Von Florian Dürr
Die Familie von Johann W. hat alles Erdenkliche versucht, um den auf Kreta vermissten 20-Jährigen noch lebend zu finden: Hubschrauber, Drohnen und Spürhunde organisiert, Helfer mobilisiert – und eine Spendenaktion gestartet, um die aufwendige Suche in der im Winter gefährlichen Samaria-Schlucht zu finanzieren. Doch seit Freitag müssen die Geschwister, der Vater und die Tante mit der traurigen Gewissheit leben: Johann W. ist tot. Bergsteiger haben die Leiche des jungen Mannes aus Heidelberg gefunden, mit Hilfe von Fotos und der Kleidung konnte er identifiziert werden.
Der 20-Jährige wollte auf Kreta seinem Hobby nachgehen
Seit Mitte Februar galt der Mannheimer Student als vermisst. Der Informatikstudent war alleine in den Urlaub auf der griechischen Insel aufgebrochen. Am 13. Februar soll er sich noch im Bereich der Samaria-Schlucht aufgehalten haben, doch seitdem gab es kein Lebenszeichen mehr. Bis zu jenem Tag hielt Johann W. seine Familie in Deutschland über seine Reise auf dem Laufenden: „Um 18.34 Uhr hat er mir seinen Standort geschickt. Zwei Stunden später schrieb er ‚alles bestens’“, berichtete eine seiner Schwestern auf der Instagram-Seite, die über die Suche nach ihrem Bruder informierte: „Am selben Abend schrieb ich ihm wieder, die Nachricht erreichte sein Handy, aber wurde von ihm nicht mehr gelesen.“
Der 20-Jährige war ein begeisterter Trailrunner, wollte auf Kreta seinem Hobby nachgehen – auch am 13. Februar in der bei Touristen beliebten Schlucht. Im Winter ist die Gegend gefährlich, der Zugang zur Schlucht eigentlich verboten. Bei den niedrigen Temperaturen waren die Chancen zuletzt nur noch sehr gering, Johann W. lebend zu finden. Dennoch gab die Familie lange nicht auf, sammelte über einen Spendenaufruf mehr als 100 000 Euro, um die Maßnahmen weiter zu finanzieren.
Emotionaler Beitrag der Schwester auf Instagram
Doch die Wetterbedingungen auf Kreta erschwerten die Suche immer wieder. „Wir sind völlig erschöpft und fühlen uns ausgebrannt“, hieß es in einem Update auf der Spendenplattform vom 2. März. Die Familie habe deshalb entschieden, die Rückreise nach Deutschland anzutreten, „um Kraft zu tanken und unsere vielen Erlebnisse und tiefe Trauer zu verarbeiten“, wie die Tante von Johann W. in dem Eintrag schrieb.
In der vergangenen Woche dann meldete sich eine seiner Schwestern auf Instagram zu Wort – und verfasste den Text über ihren Bruder bereits in der Vergangenheitsform: „Mit Johann konnte man viel Spaß haben, er war derjenige, den man als Kind überreden konnte, seinen Teller leer zu essen, wenn man ihm Smarties versprach“, schrieb die Frau auf Englisch in dem emotionalen Beitrag über das jüngste der vier Geschwister.
Schwester: „Er hat es unterschätzt“
Im Herbst des vergangenen Jahres war ihr Bruder derjenige, der die krebskranke Mutter in ihren letzten Tagen eng begleitete, sich liebevoll um sie kümmerte – und im Hospiz sein Bett neben ihrem platzierte. Nach dem Tod der Mutter widmete ihr Bruder viel Zeit dem Laufen, investierte in gute Sportschuhe und nahm an Wettbewerben teil. „Das Rennen war seine Art, die Trauer zu verarbeiten“, schrieb die Schwester.
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Dann, im Februar, habe er sich endlich eine Pause erlaubt, buchte spontan die Reise nach Kreta. „Fast jeden Tag ist er mindestens 20 Kilometer gelaufen, hat morgens und abends lange Läufe gemacht“, berichtete seine Schwester. An jenem 13. Februar wollte ihr Bruder noch einen letzten großen Trailrun vor der Rückreise nach Deutschland machen.
„Aber er hat es unterschätzt, nicht erwartet, dass dort so viel Schnee liegen würde. Und er hatte nicht das passende Equipment“, vermutet die Schwester: „Und dann wurde es dunkel.“ Was genau passiert sei, weiß auch die Familie nicht. „Aber“, so die Schwester, „wir wissen, dass wir ihn für immer vermissen werden.“

© privat/Spendenaufruf „gofundme“
Die Suche nach Johann W. rund um die Samaria-Schlucht gestaltete sich schwierig.

© privat/Spendenaufruf „gofundme“
Die Wetterverhältnisse auf Kreta zwangen die Familie des 20-Jährigen, die Suche zu unterbrechen.

© privat/Spendenaufruf „gofundme“
Im Winter ist die Gegend gefährlich, der Zugang zur Schlucht eigentlich verboten.

© privat/Spendenaufruf „gofundme“
Auch Drohnen kamen bei der Suche nach dem Mannheimer Studenten zum Einsatz.