Zu fehleranfällig und zu viele Barrieren

„Audianer_innen“ werden „Team Audi“ – Audi streicht Genderzeichen wieder

Audi verzichtet wieder auf die 2021 eingeführte Gendersprache mit Unterstrich. Vor zwei Jahren wurde die unternehmensweite Regelung noch richterlich abgesegnet. Wie begründet der Automobilhersteller den Schritt?

Audi hat seinen Hauptsitz in Ingolstadt. Ein anderer Standort des Unternehmens befindet sich in Neckarsulm.

© imago/Sven Simon

Audi hat seinen Hauptsitz in Ingolstadt. Ein anderer Standort des Unternehmens befindet sich in Neckarsulm.

Von Rouven Spindler

Audi schafft nach vier Jahren seine umstrittene Gender-Schreibweise wieder ab. Im März 2021 hatte der deutsche Automobilhersteller aus Ingolstadt in seine interne und externe schriftliche Kommunikation eingegriffen – nach Informationen des Focus mit einem 13-seitigen Leitfaden. Die Regeln sorgten etwa dafür, dass die Mitarbeiter nicht mehr „Audianer“, sondern „Audianer_innen“ hießen. Inzwischen ist das Unternehmen zurückgerudert.

Fortan wolle Audi intern wie extern in „redaktionellen Texten und offiziellen Dokumenten“ auf Sonderzeichen wie den Unterstrich, der als Gender Gap bezeichnet wird, verzichten.

Audi nennt Gründe für die Entscheidung

Der Automobilhersteller begründet die Entscheidung einerseits mit „Erfahrungen in der schriftlichen Verwendung des Gender Gap in den vergangenen Jahren“. Es habe sich gezeigt, dass die Gender-Schreibweise Barrieren verursachen können, teilte das Unternehmen mit. Zum Beispiel bei der Übernahme von Pressetexten durch Medien oder auch bei Übersetzungsprogrammen und Vorlesefunktionen sei es zu Problemen gekommen.

Andererseits führt Audi die Entscheidung auf die Vielzahl an Möglichkeiten zurück, die es gibt, um „geschlechtersensible Sprache sichtbar zu machen“. Die „Audianer_innen“ beispielsweise werden laut dem Unternehmen zu „Team Audi“, „Mitarbeiter“ zu „Beschäftigten“. Das Unternehmen setzte „weiterhin auf etablierte, gendersensible Formulierungen, die unsere Werte von Gleichstellung und Inklusion betonen“.

Mittlerweile ist nur noch auf der englischsprachigen Audi-Mediacenter-Homepage die Pressemitteilung vom 2. März 2021 zu finden, in der Audi über die gendersensible Sprache „in der internen und externen schriftlichen Kommunikation der deutschen Standorte“ informiert hatte. Das Ziel: die Geschlechtervielfalt künftig besser abzubilden. Leitlinien „für eine Sprache, die alle Geschlechtsidentitäten einbezieht“, hatten Mitarbeitern eine „Orientierungshilfe“ bieten sollen.

Kritik an diesem Leitfaden für gendersensible Sprache führte das Unternehmen im Jahr darauf sogar vor Gericht. Ein Manager der Konzernmutter VW, der – zumindest zu dem Zeitpunkt – häufig mit Audi-Angestellten zusammenarbeitete, störte sich daran und klagte auf Unterlassung.

Er scheiterte damit zunächst vor dem Landgericht Ingolstadt – und 2023 dann endgültig. Denn das Oberlandesgericht München wies die Berufung gegen das vorherige Urteil zurück.

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Erstellt:
26. Februar 2025, 15:04 Uhr
Aktualisiert:
28. Februar 2025, 10:15 Uhr

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