Viele Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt

Oberarzt Othzman Alzeedyein vom Urologieteam im Rems-Murr-Klinikum Winnenden informiert auf Einladung des Krankenpflegevereins Murrhardt über moderne und neue Behandlungsmethoden bei Prostatavergrößerung.

Viele Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Großes Interesse fand der jüngste Gesundheitsvortrag des Krankenpflegevereins Murrhardt zum Thema „Moderne Therapie der Prostata – Kleines Organ mit großer Wirkung“. Oberarzt Othzman Alzeedyein vom Urologieteam im Rems-Murr-Klinikum Winnenden informierte über moderne Behandlungsmöglichkeiten bei Prostatavergrößerung und den damit verbundenen Beschwerden.

Diese Drüse produziert einen Teil der Samenflüssigkeit, ist normalerweise kastaniengroß und wiegt etwa 20 Gramm. Das männliche Sexualhormon Testosteron verursache die meist gutartige Prostatavergrößerung, erklärte der Urologe im voll besetzten Heinrich-von-Zügel-Saal. Die „Alterskrankheit“ von Männern beginne meist ab etwa 50 Jahren, doch nehme die Zahl jüngerer Patienten ab 38 Jahren zu. Die Prostata sitzt direkt unterhalb der Blase und umschließt die Harnröhre, darum engt sie diese immer stärker ein, je mehr sie wächst.

Die Folgen sind anfangs lästig, werden aber gefährlich: Der Harnstrahl wird schwächer und unterbricht, man muss pressen und hat das Gefühl, die Blase, deren normales Volumen rund 400 Milliliter umfasst, ist nicht entleert. Hinzu kommen häufiger, heftiger Harndrang mit Nachtröpfeln und Überlaufinkontinenz. Kann die Blase nicht mehr vollständig entleert werden, kommt es zu Entzündungen, Harnverhalten und Blasensteinen. Staut sich der Urin in die Harnröhre zurück, drohen lebensgefährliche Nierenschäden.

Die Prostata kann sogar in die Blase hineinwachsen, auf den Enddarm drücken und so Verstopfung verursachen. „Es ist sehr wichtig, dass Patienten möglichst früh mit der Therapie beginnen, sobald erste Beschwerden auftreten, dann sind die Probleme zu 100 Prozent heilbar“, betonte Othzman Alzeedyein.

Da es verschiedene Therapiemöglichkeiten gibt, gelte es, die individuell passende zu wählen. Für eine präzise Diagnose sind ein ausführliches Gespräch des Urologen mit dem Patienten über dessen Beschwerden und umfangreiche Untersuchungen erforderlich.

Die Prostata wird über den After abgetastet, der Harnstrahl wird gemessen und der prostataspezifische Antigenwert wird bestimmt. Dieser „ist ein Gewebe-, aber kein Tumormarker“, stellte der Oberarzt klar. „Je höher der Wert, desto größer ist die Prostata.“ Hinzu kommen Ultraschall- und Magnetresonanztomografie, damit der Urologe ein genaues Bild vom Zustand der Prostata und der umgebenden Organe bekommt und die Therapie planen kann. Geringe bis mittelschwere Beschwerden können mit verschiedenen Medikamenten gut behandelt werden, die aber konsequent einzunehmen sind, auch können Nebenwirkungen auftreten, verdeutlichte Alzeedyein.

Von pflanzlichen Mitteln zur Behandlung rät der Arzt ab

Sogenannte Alphablocker wirken auf die Nervenrezeptoren und erleichtern die Blasenentleerung, reduzieren indes den Blutdruck, daher sollte man sie abends einnehmen. Bei schwereren Symptomen kommen Medikamente zum Einsatz, die den Hormonstoffwechsel hemmen und so der Prostatavergrößerung entgegenwirken. Doch die viel beworbenen pflanzlichen Mittel „bringen nichts, daher können wir Ärzte sie nicht empfehlen“, stellte der Urologe klar.

Für die operative Therapie gibt es verschiedene minimalinvasive Techniken. Eine moderne ist die iTind-Operation: Bei einer Blasenspiegelung wird ein Implantat im zusammengefalteten Zustand in der Harnröhre platziert. Während der fünftägigen Behandlung entfaltet es sich wie ein Stent und übt an drei genau definierten Punkten leichten Druck aus, sodass in der Harnröhre neue Kanäle für die Harnentleerung entstehen. Das Implantat bewirkt die geringere Durchblutung und Schrumpfung des Gewebes, verbunden mit einer Umformung der Harnröhre, und wird nach fünf bis sieben Tagen wieder entfernt.

Eine neue, sehr effektive Operationsmethode ist die computerunterstützte, robotische Wasserstrahlresektion. Sie ermöglicht mithilfe von zwei Bildgebungsarten die schnelle, präzise und schonende Entfernung von überschüssigem Prostatagewebe durch einen computer- und robotergesteuerten, mikrofeinen und hitzefreien „Aquabeam“, sprich Wasserstrahl. Vorteile sind die schnelle Heilung, Beseitigung der Beschwerden und Erhaltung der Sexualfunktion. Wird mit einer Gewebeprobe Prostatakrebs festgestellt, kommt das Da-Vinci-Chirurgiesystem zum Einsatz.

Dreidimensionale, hochaufgelöste Sichtverhältnisse ermöglichen eine perfekte Tiefenwahrnehmung, die zehnfache Vergrößerung lässt feinste Strukturen erkennen, sodass die Operation wie unterm Mikroskop verläuft. Über eine Konsole werden die Kamera- und Roboteroperationsarme mit Mikroinstrumenten gesteuert. Sie bewegen sich wie eine Hand und können über Bewegungsfilter optimiert werden, was sehr präzise Schnitte ermöglicht. „Für die Behandlung in der Urologie in Winnenden ist eine Einweisung vom Hausarzt oder Urologen erforderlich“, so Othzman Alzeedyein.

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Erstellt:
11. November 2023, 06:00 Uhr

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