Voluminöse Bläsertutti, stilvolle Soli
Das Blasorchester des Musikvereins Stadtkapelle Murrhardt beeindruckt ein großes Publikum mit klangfacettenreichen Darbietungen sinfonischer Werke beim Benefiz-Kirchenkonzert in St. Maria zugunsten des Fördervereins Kirche vor Ort.

Die Stadtkapelle bekommt nach ihrem Konzert stehende Ovationen und spielt noch eine Zugabe. Foto: Elisabeth Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Mit monumental-prachtvollem Klangvolumen und sinfonisch-orchestraler Klangfarbenvielfalt begeistert das Blasorchester des Musikvereins Stadtkapelle Murrhardt eine große Schar von Zuhörerinnen und Zuhörern in der katholischen Kirche St. Maria. Unter der Regie des musikalischen Leiters Jozsef Luczek laufen die Musikerinnen und Musiker zur Bestform auf. Souverän und detailgenau präsentieren sie Kompositionen und Bearbeitungen unterschiedlicher Stilistik mit hoher Präzision der Melodik, Harmonik und Rhythmik beim Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins Kirche vor Ort.
Gleich zum Auftakt hallt der gesamte Kirchenraum wider vom feierlichen, breit gefächerten Klangfarbenspektrum der verschiedenen Instrumente. Sie vereinen sich zu einem großen harmonischen Ganzen bei „Gaudete – Freut euch“, einem aus dem 16. Jahrhundert überlieferten Weihnachtslied, das Mönche und Nonnen in europäischen Klöstern sangen. Vollendet bietet das Blasorchester die vielschichtige Bearbeitung von Brian Beck mit intensiv zum Ausdruck gebrachtem Lob und inniger Verehrung dar.
Stimmungsvoll intoniert das Blasorchester „Teile mein Joch“, eine Melodie aus den 1960er-Jahren mit eingängiger, sanfter Melodik und ausdrucksvoller Harmonik. Der amerikanische Komponist Ivor Bosanko gestaltete sie nach einem Lied von Joy Webb für die Heilsarmee. Der Text bezieht sich auf die Worte Jesu Christi: „Nehmt auf euch mein Joch...“ aus dem Matthäusevangelium. Höhepunkt ist das vom Murrhardter Musikpreisträger Josua Braun brillant präsentierte Kornettsolo.
Die traditionelle englische Ballade „Scarborough Fair“ von 1670 bringt das Blasorchester in einer nuancenreichen, atmosphärischen Bearbeitung zur Entfaltung, die auf der keltischen Interpretation durch Haylay Westenra von der irischen Musikgruppe Celtic Woman basiert. „Celtic Flutes“ von Kurt Gäble erzählt von der Flöte, einem der ältesten Instrumente in fast allen Kulturen, und den Kelten, die sie bei vielen Riten und Bräuchen verwendeten. Im Zentrum des tänzerisch rhythmischen, Lebensfreude ausstrahlenden Werks mit effektvoller Perkussion stehen solistische Partien für zwei Querflöten, die in neuen Melodien die Dramaturgie menschlichen Lebens thematisieren. Helena Hartmann und Jana Pfister gestalten klangschön die filigranen, beschwingten Soli und Duette.
Das von der Klimaveränderung und Erderwärmung verursachte Abschmelzen der alpinen Gletscher und des Eises an den Polen inspirierte den Österreicher Armin Kofler zum Stück „Schmelzende Riesen“, einer atmosphärischen, klangfacettenreichen Komposition für einen Blasorchesterwettbewerb. Der Anfang veranschaulicht mit majestätischen Klängen die Erhabenheit der Gletscher, der schnelle Mittelteil schildert die Fahrt mit einem Schlittenhundegespann über die Weiten der Arktis. Abrupt folgt der letzte Teil, der das Ausmaß des Klimawandels mit einem düsteren, ernsten Klagelied der Gletscher im tiefen Blech verdeutlicht und am Schluss mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in optimistischeren Tönen verklingt.
Das Publikum ist von den grandiosen Darbietungen des Blasorchesters so fasziniert, dass es mit Jubelapplaus und stehenden Ovationen die Mitwirkenden noch zu einer Zugabe motiviert. So intonieren sie die bekannte Weise „Möge die Straße uns zusammenführen – Irische Segenswünsche“ von Markus Pytlik als echten Ohrenschmeichler.
Als „ganz tolle Sache“ hebt Fördervereinsvorsitzender Gerhard Erchinger die Bereitschaft der Stadtkapelle hervor, mit dem Kirchenkonzert den Förderverein Kirche vor Ort und dessen Projekte Begegnungscafé und Fundgrube zu unterstützen. Er dankt den Mitwirkenden für die herrlichen Darbietungen, mit denen sie „den Kirchenraum wunderbar ausgefüllt“ haben. Im vergangenen Jahr seien die Projekte „auf sehr wackligen Füßen“ gestanden, konnten aber dank Spenden für 2023 gerettet werden. Um diese „wichtigen Anlaufstellen für viele Menschen mit breit gefächerten Angeboten“ weiterführen zu können, benötige der Förderverein nun jedoch dringend möglichst viele weitere Spenden, verdeutlicht Erchinger.