Von der Macht der Fantasie

Theater Sturmvogel zu Gast an der Bodelschwinghschule Murrhardt – Geschenk des Freundeskreises zu seinem 20. Geburtstag

„Mein Freund Charlie“ heißt die quicklebendige und warmherzige Geschichte von der kleinen Kim, die sich einen Hund wünscht, um nicht mehr alleine zu sein. Zur Begeisterung der jungen Zuschauer der Bodelschwinghschule wirkte neben den beiden Schauspielern auch ein echter Hund auf der Bühne mit, der am Ende auch gestreichelt und gefüttert werden durfte.

Sandra Jankowski als Kim (links) und Frank Klaffke (rechts), der Kims Vater und alle anderen Rollen – hier als überdrehte Mathelehrerin Hasenpups – verkörpert, spielen unglaublich lebendig und beziehen die Schüler immer wieder in das Geschehen auf der Bühne mit ein. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Sandra Jankowski als Kim (links) und Frank Klaffke (rechts), der Kims Vater und alle anderen Rollen – hier als überdrehte Mathelehrerin Hasenpups – verkörpert, spielen unglaublich lebendig und beziehen die Schüler immer wieder in das Geschehen auf der Bühne mit ein. Foto: J. Fiedler

Von Annette Hohnerlein

MURRHARDT. Sie trägt eine ulkige Kappe, eine hellgrüne Latzhose, bunte Ringelsocken, und hüpft wie ein Kobold über die Bühne. Lustig und etwas chaotisch ist sie, die Schülerin Kim. Vom ersten Moment an fesselt sie ihr Publikum in der Turnhalle der Bodelschwinghschule mit ihren Grimassen und ihrem breiten ansteckenden Lachen. Nach der Trennung ihrer Eltern und dem Umzug mit ihrem Vater in eine andere Stadt fühlt sich Kim etwas einsam und wünscht sich einen Freund, am liebsten einen Hund. Von ihrem Vater hat sie nicht viel zu erwarten. Der hastet in seinem grauen Anzug umher, ist ständig mit seinem Handy oder Laptop beschäftigt und hat nie Zeit für Kim. Sein Chef drängt ihn, immer mehr zu arbeiten, selbst am Wochenende, wo er eigentlich einen Ausflug mit Kim unternehmen wollte.

Sandra Jankowski in der Rolle der Kim und Frank Klaffke, der Kims Vater und alle anderen Akteure verkörpert, beziehen die Schüler immer wieder in das Geschehen auf der Bühne mit ein. „Kinder, was macht ein Freund?“, fragt Kim. „Helfen, spielen, Fußball spielen oder auch mal streiten“, kommt es aus dem Publikum zurück. Nach ihren eigenen Haustieren gefragt, nennen die Kinder Katzen, Hunde, Meerschweinchen – und einen Hai.

Für einen großen Lacher sorgt der Auftritt von Klaffke, der in der Rolle von Kims überdrehter Mathelehrerin Hasenpups in Plisseerock und roten Pantöffelchen über die Bühne schusselt. Er verkörpert auch den knurrigen Pfleger Timo im Tierheim, den lustigen Clown Bippo oder Kims fiesen Klassenkameraden Gustav, der ihr den Weg versperrt, Schokolade verlangt und ihr das Heft mit den Hausaufgaben wegnimmt.

Obwohl es manchmal turbulent zugeht, erschöpft sich das Stück nicht in Klamauk und Quatsch; es ist auch eine Geschichte über die Macht der Fantasie. Kim nimmt ihr Publikum mit auf eine imaginäre Reise ans Meer: „Ich höre das Rauschen der Wellen, da oben kreischen die Möwen, eine hat mir auf den Kopf gekackt.“ Ebenfalls nur in Kims Vorstellung existiert auch ihr Hund Charlie, den sie an einer realen Leine führt. Mit Unterstützung der Schüler, die furchterregend knurren und bellen, schafft sie es, den bösen Gustav zu verjagen. „Der hatte Angst vor Charlie, dabei ist der unsichtbar.“

Als Kims Vater wegen Überarbeitung im Krankenhaus landet, nimmt das Mädchen ihn mit in ihren Fantasiewald, den die Kinder durch Geräusche wie das Rauschen des Windes in den Blättern, das Summen der Bienen oder das Quaken der Frösche entstehen lassen. Die Geschichte hat ein Happy End, der Vater wird wieder gesund, er hat bei seinem Chef durchgesetzt, dass er die Wochenenden freihat, und schenkt Kim zu guter Letzt einen wahrhaftigen, lebendigen Charlie.

Dass in diesem Moment der echte Hund des Schauspielerpaars auf die Bühne kommt, lässt die Kinder im Publikum strahlen. Der schwarze Mischlingshund gibt seiner Herrin Pfötchen, macht Männchen, gibt Küsschen und springt durch einen Reifen, den zwei mutige Schüler halten.

Alle Kinder dürfen nach dem Ende des Stücks nach vorne kommen, mit Charlie Bekanntschaft schließen und ihm ein Leckerli geben. Der zertifizierte Schulhund wedelt freundlich und lässt sich durch den Ansturm der vielen Kinder nicht aus der Ruhe bringen. Auch die Kinder in Rollstühlen werden von ihren Lehrern und Betreuern zur Bühne gefahren und können das weiche Fell des Tiers streicheln oder seine nasse Schnauze in ihrer Hand fühlen. Dieser Abschluss war der Höhepunkt des Theaternachmittags, da sind sich Charlien und ihr Mitschüler Julian einig. Die Nummer mit dem Reifen hat Sophia besonders gut gefallen, ihr Urteil: Daumen hoch. Gar keine Angst vor Charlie hatte Sebastian; schließlich hat er selbst einen Hund zu Hause. Seine Biggi kann ebenfalls auf Kommando hinsitzen oder sich auf die Hinterbeine stellen, erzählt der Schüler.

Das Gastspiel des Theaters Sturmvogel aus Reutlingen war ein Geschenk des Freundeskreises an die Bodelschwinghschule. Anlass war das 20-jährige Bestehen des Vereins, so die Vorsitzende Brigitte Rothenburger.

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Erstellt:
18. Mai 2019, 06:00 Uhr

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