Vortrag: Die Beine gesund halten

Professor Claus-Georg Schmedt vom Diak Klinikum Schwäbisch Hall referiert bei einer Veranstaltung des Krankenpflegevereins Murrhardt über Krampfadern und die Schaufensterkrankheit.

Claus-Georg Schmedt erklärt, wie die verschiedenen Krankheitsbilder behandelt werden. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Claus-Georg Schmedt erklärt, wie die verschiedenen Krankheitsbilder behandelt werden. Foto: Stefan Bossow

Von Petra Neumann

Murrhardt. Für den ersten Vortrag im neuen Jahr hat der Krankenpflegeverein Murrhardt einen hochkarätigen Redner eingeladen, nämlich Professor Claus-Georg Schmedt vom Diak Klinikum Schwäbisch Hall, der im Heinrich-von-Zügel-Saal zum Thema „Gesunde und schöne Beine – Was Sie über die Schaufensterkrankheit und Krampfadern wissen sollten“ referierte.

Beide Erkrankungen betreffen das Gefäßsystem des Menschen, dennoch gibt es einen gravierenden Unterschied. Die sogenannte Schaufensterkrankheit, deren medizinischer Terminus „periphere arterielle Verschlusskrankheit“ (PAVK) lautet, ist eine Erkrankung des arteriellen Gefäßsystems und des Vorlaufs des Bluts, wohingegen die Krampfadern das venöse Gefäßsystem und den Rücklauf des Blutes betreffen. Beidem kann eine genetische Disposition zugrunde liegen, die durch eine ungesunde Lebensweise verstärkt wird.

PAVK-Patienten sind dazu angehalten, ihren Lebensstil zu verändern

Bei der PAVK verkalken die Schlagadern, sodass kaum noch sauerstoffreiches Blut vom Herzen in die betreffenden Körperstellen, vornehmlich die Beine, gelangen kann. Die Folge davon sind starke Schmerzen, die Gehbewegungen unmöglich machen. Der Patient muss sich ausruhen, bis er wieder ein wenig weitergehen kann. Diesem Umstand hat die Krankheit auch ihren umgangssprachlichen Namen „Schaufensterkrankheit“ zu verdanken. Ursachen können neben der Vererbung Faktoren wie Rauchen, Alkoholgenuss, fettreiche Kost, Bewegungsmangel oder Dauerstress sein, die wiederum zu Bluthochdruck, Übergewicht oder Diabetes mellitus führen können. Deshalb ist es bei aufkommenden Beschwerden laut Claus-Georg Schmedt von dringlicher Wichtigkeit, dass man diese Gewohnheiten ablegt. Schließlich kommt die Krankheit nicht plötzlich, sondern sukzessive.

Unter Umständen führt das dazu, dass der Körper zur Selbsthilfe greift und „Umgehungsstraßen“ von selbst ausbildet, sodass der Betreffende gar nicht merkt, dass bei ihm eine Arterie verstopft ist. Anfänglich versucht der Arzt, mit Medikamenten wie Blutverdünnungsmitteln dem Übel beizukommen. In den fortgeschrittenen Stadien III und IV kommt es zu Ruheschmerzen und Gewebeuntergang, weswegen eine adäquate Behandlung, sprich Operation, unumgänglich ist. Dabei gibt es je nach Schweregrad und Lokation unterschiedliche Möglichkeiten, wie Claus-Georg Schmedt ausführte. Mithilfe einen Katheters weitet der Chirurg die betreffende Engstelle und setzt einen Stent ein. Bei sehr ausgedehnten Verkalkungen muss ein Bypass gelegt werden, der entweder aus der großen vorderen Stammvene gemacht wird oder mithilfe einer Gefäßprothese.

„Unser Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern, Amputationen zumindest zu verringern und das Leben wieder lohnenswert zu machen. Allerdings ist es von absoluter Wichtigkeit, dass der Patient seinen Lebensstil definitiv ändert“, unterstrich Schmedt, „sonst läuft er Gefahr, dass sich unter oder oberhalb des Stents eine neue Verkalkung bildet oder gar im Stent selbst.“

Und auch das zweite angesprochene Krankheitsbild ist nicht ohne Risiken. „Die Krampfadern oder Varizen sind nicht nur ein kosmetisches Problem, sie können im Laufe der Zeit unbehandelt zu offenen Beinen beziehungsweise Geschwüren führen“, unterstrich der Referent.

Mit Sport kann man Krampfadern entgegenwirken

Meist ist nur das oberflächliche Venensystem betroffen, während das tiefer liegende beschwerdefrei bleibt und dieser Umstand hängt damit zusammen, dass die tief liegenden Venen in Muskeln eingebettet sind, die den Rückfluss des sauerstoffarmen oder verbrauchten Bluts unterstützen. Bei den oberflächlichen Venen, die das Blut aus der Haut abtransportieren, ist das nicht der Fall. Deshalb schließen bei ungefähr 50 Prozent der Menschen die Venenklappen nicht mehr richtig. Frauen sind davon mehr betroffen, aber meistens gibt es eine genetische Disposition.

Wie kann man die Problematik lindern? Durch Salben, die Extrakte von rotem Weinlaub oder Rosskastanie enthalten, oder durch das Tragen von orthopädischen Strümpfen. Der letzte Ausweg sei die Operation. Dabei wird die große vordere Stammvene (vena saphena magna) oder nach Bedarf die kurze hintere Stammvene (vena saphena parva) entfernt, entweder durch Stripping, das heißt Herausziehen, oder durch das Veröden beziehungsweise Gerinnen mithilfe eines Lasers. „Die Entfernung von Venen ist insofern nicht problematisch, als wir eigentlich mehr Venen haben als wir brauchen.“ führte der Gefäßmediziner aus. Allerdings ist Venenschwäche keine heilbare Krankheit, man kann ihr aber mit spezieller Venengymnastik, Walken, aber vor allem mit Schwimmen entgegenwirken.

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Erstellt:
19. Januar 2024, 06:00 Uhr

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