Warum drei Eselsohren nicht schlimm sind
Ein Theaterstück mit lustigen Tieren, viel Fantasie und einer klaren Botschaft erlebten die Erst- und Zweitklässler der Hörschbachschule in Murrhardt. Wilhelm Schneck vom Theater Lokstoff aus Stuttgart begeisterte die Jungen und Mädchen und animierte sie zum Mitmachen.
Von Annette Hohnerlein
Murrhardt. „Der Esel hat ja drei Ohren“, das fiel einem der Schüler gleich beim Betreten des Gymnastikraums auf. Und tatsächlich, auf der Bühne steht die lebensgroße Figur eines Grautiers, das statt zwei Ohren drei hat. Das ist etwas Besonderes, aber ist es auch ein Grund, den Kerl abzulehnen?
Um diese Frage geht es in dem Stück „Lümmel – eine tierische Freundschaft“. Von seinen Artgenossen wird Lümmel jedenfalls nicht gut behandelt, das zusätzliche Ohr ist Grund genug, ihn aus der Eselgruppe auszuschließen: „Weil wir Esel mit drei Ohren nicht kennen, wollen wir nichts mit dir zu tun haben“, sagt der Anführer. Zum Glück trifft Lümmel auf die verständnisvolle Häsin Lilo Langohr, die ihn tröstet. Sie weiß, wie er sich fühlt, denn: „Ich habe eine Schwester, die hat nur drei Beine, trotzdem habe ich sie lieb.“ Und sie hat eine Idee: „Lass uns die Schwänze tauschen, dann bist du ein Teil der Hasenfamilie.“ Gesagt, getan, die beiden tauschen Stummel- gegen Wedelschwanz und drehen sich um, um den begeisterten Kindern ihre verwandelten Hinterteile zu zeigen.
Da Lümmel ja nun kein Esel mehr ist, gilt es für ihn eine neue Bezeichnung zu finden. Wilhelm Schneck bittet die Schüler um Vorschläge: Ein Hesel? Ein Pesel? Nein, er ist jetzt ein Hasel. Dann kommt ein Fuchs dazu und wieder wird getauscht: Eselbeine gegen Fuchsbeine und ein Stück Hasenfell gegen Fuchsfell. Die Verwandlung der Figuren geht dank abnehmbarer Teile schnell über die Bühne. Die neue Gruppe besteht nun aus drei „Fuhaseln“, als sich ihnen noch ein Rabe anschließt, werden daraus vier „Rahafuseln“. Sie verstehen sich bestens, spielen ausgiebig miteinander und singen unter Mitwirkung der Kinder: „Hey, hey, hey, was ist denn das, das macht uns Spaß, das macht uns Spaß.“
So viel Fröhlichkeit können sich auch die Artgenossen von Lümmel nicht entziehen. Sie wollen sich der lustigen Truppe anschließen und setzen sich gegen ihren Anführer durch. Am Ende sind alle Tiere Freunde und stellen fest, dass einem viel Schönes entgeht, wenn man jemanden ausgrenzt, der anders aussieht als man selbst.
Wilhelm Schneck bringt die Botschaft ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber kindgerecht mit viel Humor und guter Laune rüber. Er schlüpft in die Rollen sämtlicher Tiere und führt sein Publikum gleichzeitig als Erzähler durch das Stück. Mit seiner lebendigen Spielweise hält er die Kinder 45 Minuten lang bei der Stange, auch dank des interaktiven Ansatzes. „Die Kinder dürfen sich einbringen, sie sollen mitmachen, mitsingen, mitdenken“, sagt der Schauspieler und Intendant des Theaters Lokstoff. So ließ er die Mädchen und Jungen gleich zu Anfang aufzählen, was man im Theater lieber nicht machen sollte: „laut sein“, „reinschreien“, „aufs Handy schauen“, „essen“ und „hauen“, lauteten die Vorschläge der Schüler. Das Stück von Florian Fickel hatte vor neun Jahren am Theaterhaus in Stuttgart Premiere; seitdem hat es Schneck vor rund 100000 Kindern gespielt.
Derzeit gastiert er an mehreren Schulen im Rems-Murr-Kreis. Die insgesamt 23 Aufführungen wurden durch die Unterstützung der Stiftung der Kreissparkasse Waiblingen ermöglicht. Und das Interesse der Schulen, sich eine solche Aufführung ins Haus zu holen, ist groß, verrät Schneck: „Wir hatten dreimal so viele Bewerbungen.“