Augen-Gesundheit: Studie zur Myopie

Warum Kurzsichtigkeit bei Kindern weltweit zunimmt

Kurzsichtigkeit unter Heranwachsenden ist global weit verbreitet. In Zukunft dürfte das Problem deutlich zunehmen, so eine neue Studie. Am stärksten in einer bestimmten Weltregion. Und: Was man gegen Myopie tun kann.

Ein Junge blickt in den USA durch ein Phoropter – ein Gerät zur Messung der Sehstärke und zur Anpassung von Brillengläsern.

© Jon Shapley/Houston Chronicle/AP/dpa

Ein Junge blickt in den USA durch ein Phoropter – ein Gerät zur Messung der Sehstärke und zur Anpassung von Brillengläsern.

Von Markus Brauer/dpa

Etwa einer von drei Heranwachsenden auf der Welt ist kurzsichtig. Und das Phänomen nimmt stark zu: Bis 2050 werde die Zahl der von Kurzsichtigkeit (Myopie) betroffenen Kinder und Jugendlichen voraussichtlich auf mehr als 740 Millionen steigen, schreibt ein chinesisches Forschungsteam in der Fachzeitschrift „British Journal of Ophthalmology“. Das entspreche weltweit rund 40 Prozent der Heranwachsenden ab fünf Jahren.

5,4 Millionen Kindern und Jugendlichen aus 50 Ländern

Für die Prognose wertete die Gruppe um Yajun Chen von der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou Untersuchungen und Regierungsberichte aus 50 Ländern weltweit aus. Insgesamt flossen Daten von mehr als 5,4 Millionen Kindern und Jugendlichen zwischen 5 und 19 Jahren ein, von denen mehr als 1,9 Millionen kurzsichtig waren.

Kurzsichtigkeit beginnt meist in der Kindheit, dabei werden weiter entfernte Objekte unscharf wahrgenommen. Ursache kann zwar genetische Veranlagung sein, für die seit Jahren registrierte starke Zunahme machen Experten aber vor allem Verhaltensänderungen wie Aufenthalte in Innenräumen und viel Zeit vor Bildschirmen verantwortlich.

Unterschiede nach Alter und Geschlecht

  • Die Prävalenz von Myopie hat demnach bereits zwischen 1990 und 2023 stark zugenommen. Während die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen zwischen 1990 und 2010 mit 24 bis 25 Prozent weitgehend stagniert habe, habe sich der Anstieg in den folgenden Jahren beschleunigt.
  • 2023 seien 36 Prozent der Kinder und Jugendlichen kurzsichtig gewesen, heißt es.
  • Auch zwischen den Geschlechtern gibt es Unterschiede: Mädchen seien etwas häufiger als Jungen betroffen, was nach Einschätzung der Forscher unter anderem daran liegt, dass Mädchen tendenziell weniger Zeit im Freien und mehr Zeit mit Aktivitäten verbringen, bei denen sie auf nahe Objekte fokussierten.
  • Auch eine längere Schulbildung und das Leben in einer Stadt steigern die Wahrscheinlichkeit für Kurzsichtigkeit.

 

 

Globale Herausforderung

Myopie könne in Zukunft zu einer „globalen Gesundheitsbelastung“ werden, heißt es in der Studie. In Ländern mit niedrigem bis mittlerem Pro-Kopf-Einkommen sei ein höherer Anstieg zu erwarten als in Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen.

Die höchste Prävalenz prognostizierten die Wissenschaftler mit 69 Prozent im Jahr 2050 für den Raum Asien. Ein möglicher Grund dafür sei unter anderem, dass Kinder dort früher in die Schule kämen.

Am verbreitetsten war das Phänomen im Zeitraum von 1990 bis 2023 demnach in Japan und Südkorea mit fast 86 und 74 Prozent. Stark betroffen waren ebenfalls Russland (46 Prozent), Singapur (44 Prozent) und China (41 Prozent).

Wesentlich seltener registriert war Pathologische Myopie demnach in diversen afrikanischen Ländern wie Uganda und Burkina Faso mit jeweils grob 1,3 Prozent. In Paraguay waren der Studie zufolge sogar unter 1 Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen.

Info: Draußen spielen beugt Kurzsichtigkeit vor

Hell-Dunkel-Kontraste Um einer Kurzsichtigkeit vorzubeugen, sollten Kinder mindestens zwei Stunden täglich draußen an der frischen Luft spielen. Dazu raten Augenärzte. Tageslicht sei für die Augen angenehm, erklärt sie. Außerdem gebe es draußen weniger starke Hell-Dunkel-Kontraste als in Innenräumen. Dazu kommt: Beim Spielen und Toben müssen die Augen nicht so viel in die Nähe fokussieren, das entspannt den Sehapparat.

Verschwommene Ferne Studien legen laut Experten noch einen weiteren positiven Effekt des Tageslichtes nahe: Die Dopaminausschüttung ist dann höher, was zu einer veränderten biochemischen Steuerung des Längenwachstums der Augen führt. Bei Kurzsichtigkeit oder Myopie, wie der Fachbegriff lautet, ist der Augapfel zu lang, sodass die Netzhaut zu weit von Hornhaut und Linse entfernt ist. Folge: Gegenstände in der Ferne scheinen verschwommen. Nach Angaben des Berufsverbandes der Augenärzte ist rund ein Viertel der Menschen in Deutschland kurzsichtig, mit steigender Tendenz.

Augenmuskeln stark beansprucht Beim Lesen, Spielen am Computer oder Starren auf das Smartphone müssen die Muskeln im Auge die Linse stark verformen. Man vermutet, dass sich das auf Dauer auf das Längenwachstum des Augapfels auswirkt.

Genetik spielt ebenfalls eine große Rolle Es gibt viele Faktoren, die auf das Auge Einfluss nehmen. Auch die Genetik spiete mit Blick auf mögliche Kurzsichtigkeit eine große Rolle. So gibt es Kinder, die den ganzen Tag vor dem PC sitzen und nicht kurzsichtig sind.

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Erstellt:
25. September 2024, 00:40 Uhr

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