Tag der Trennungen am 11. Dezember
„Weihnachtszeit löst großen Druck bei vielen Paaren aus“
Nach einer Facebook-Studie ist der 11. Dezember der Tag, an dem sich die meisten Paare trennen – und das zwei Wochen vor Weihnachten. Sorgt der Weihnachtstrubel wirklich für Trennungen oder ist am Internationalen Tag der „Break Ups“ gar nichts dran?
Von Lea Jansky
Es ist das Fest der Liebe, der Harmonie und der Besinnlichkeit. Doch anstatt eine gemütliche Weihnachtszeit mit dem Partner zu verbringen, zu kuscheln und Weihnachtsfilme zu schauen, schlägt die besinnliche Zeit bei vielen Paaren ins Gegenteil um. Der Weihnachtsstress, Geschenke kaufen, die Weihnachtsfeier von der Arbeit, Weihnachtsmarkt-Besuche – viele Beziehungen halten diesem Trubel nicht stand.
Das zeigt eine Statistik aus England. Demnach soll der 11. Dezember der Tag der Trennungen sein. An diesem Tag, knapp zwei Wochen vor Weihnachten, trennen sich die meisten Paare. Belegt wird dies durch die Statistik des britischen Journalisten und Grafikdesigners David McCandless aus dem Jahr 2008. Für die Erhebung hat McCandless mit seinem Kollegen Lee Byron auf Facebook 10.000 Beziehungsstatus-Updates nach den Keywords „Schluss gemacht“ und „Trennung“ untersucht.
Die Ergebnisse zeigten in der Grafik zwei Spitzen, zu denen die meisten Facebook-Nutzer ihren Beziehungsstatus von „vergeben“ auf „single“ umstellten. Einerseits in der Zeit zwischen Februar und März zur „Spring Break“. Der zweite Höhepunkt der Trennungen war der besagte 11. Dezember – zwei Wochen vor Weihnachten. Doch ist wirklich was dran an diesem „Break Up Day“?
Können Paartherapeuten den Break Up Day bestätigen?
Fragt man bei Paartherapeuten in Stuttgart nach, sind sich alle einig: Vom Internationalen Tag der Trennungen hat noch keiner von ihnen etwas gehört. Allgemein könne man die Rate an Trennungen nicht unbedingt an einer bestimmten Jahreszeit festmachen, berichten alle auf Anfrage unserer Redaktion.
Die Stuttgarter Paartherapeutin Birgit Kohlhase sieht die Adventszeit dennoch als Stressfaktor für viele Paare. „Die ganzen alten Vorstellungen von der Weihnachtszeit und Harmonie und Liebe und Miteinander und Soziales stecken irgendwo noch in uns drin und dann ist die Realität aber oft eine andere“, beschreibt Kohlhase die herausfordernde Weihnachtszeit.
Feiertage bringen bei vielen Paaren das Fass zum Überlaufen
Der Stuttgarter Psycho- und Paartherapeut Luis Kimyon findet die Weihnachts- und Winterzeit paradox, denn „eigentlich ist es ja das Kontroverse, viele lieben es im Winter zusammen zu sein, man ist nicht viel draußen unterwegs, man will kuscheln, man freut sich, wenn man in einer Partnerschaft ist und so dieses heimelige hat“. Gleichzeitig sieht Kimyon aber die Problematik: „Die Weihnachtszeit löst sehr viel Druck bei vielen Paaren aus und ist konfliktreich – alles ist sehr eng, sehr familiär, man kann sich nicht ausweichen. Es kann schon sein, dass man es dann irgendwann nicht mehr mit dem Partner aushält. Da können diese Feiertage schon so ein Katalysator sein, dass wenn das Eis bei Paaren sowieso schon dünn ist, dass Weihnachten dann noch der letzte Tropfen ist, der das Eis zum Durchbrechen bringt“.
Den 11. Dezember als Tag der Trennungen sieht Paartherapeutin Felicitas von Alberti fast schon etwas zu früh in der Weihnachtszeit. Vielmehr würden sich Paare nicht unbedingt in der Zeit vor Weihnachten trennen, sondern „nach aller Erfahrung kracht es dann an Weihnachten und dann passiert es eher hinterher. Wenn sowieso schon Chaos pur herrscht, versuchen die meisten noch die Spannung über Weihnachten zu retten und dann geschieht es danach“, berichtet Alberti.
Mehr Patienten der Paartherapie nach Weihnachten?
Wenn die Weihnachtszeit für viele Paare so eine Zerreißprobe ist und aber noch nicht zur endgültigen Trennung geführt hat, gibt es dann mehr Anmeldungen zur Paartherapie nach Weihnachten? Felicitas von Alberti bestätigt, dass sie tatsächlich oft einen Schwung neuer Paare nach Weihnachten hat.
Luis Kimyon hingegen kann dies nicht bestätigen, er habe die meisten Anfragen im Mai, „also wenn der Frühling in den Sommer übergeht. Bei den meisten fängt es dann an so zwei bis drei Monate vorher zu schlummern, so in den Endzügen der Wintermonate wackelt es dann für viele.“ Anlässlich des „Break Up Days“ am 11. Dezember muss man nun jedoch nach den Aussagen der Stuttgarter Paartherapeuten keine Angst vor einer Trennung haben. Was die Statistik von David McCandless außerdem zeigte: Am 24. Dezember trennen sich die wenigsten Paare – hier zeigt die Kurve der Auswertung eine starke Kerbe.