Israel

Weitere 7000 Einberufungsbescheide an ultraorthodoxe Wehrpflichtige

In Israel sind weitere Tausende Einberufungsbescheide an ultraorthodoxe Juden verschickt worden. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant genehmigte die Empfehlung der israelischen Armee.

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat Einberufungsbescheide für weitere Tausende ultraorthodoxe Juden genehmigt (Archivfoto).

© dpa/Maya Alleruzzo

Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant hat Einberufungsbescheide für weitere Tausende ultraorthodoxe Juden genehmigt (Archivfoto).

Von red/AFP

In Israel sind weitere Tausende Einberufungsbescheide an ultraorthodoxe Juden ergangen. Der israelische Verteidigungsminister Joav Gallant habe die Empfehlung der israelischen Armee genehmigt, „zusätzliche 7000 Einberufungsbefehle für die Überprüfung und Bewertung von ultraorthodoxen Wehrpflichtigen in der kommenden Phase zu erteilen“, erklärte sein Ressort am Montag. Diese soll demnach „in den kommenden Tagen“ beginnen. 

Eine erste Welle von 3000 zuvor gerichtlich verfügten Wehrdienstverpflichtungen war im Juli verschickt worden. Daraufhin war es zu massiven Protesten strengreligiöser Männer gekommen. Die neuen Bescheide erfolgen zu einer Zeit, in der Israel in einem Mehrfrontenkrieg sowohl gegen die Hamas im Gazastreifen als auch die pro-iranische Hisbollah-Miliz im Libanon kämpft und auf Truppennachschub angewiesen ist.

Im Juni hatte der Oberste Gerichtshof des Landes in einem historischen Urteil die Einberufung ultraorthodoxer Juden zum Wehrdienst angeordnet. Damit reagierte das Gericht auf mehrere Anträge zivilgesellschaftlicher Gruppen, die eine Wehrpflicht für ultraorthodoxe Männer gefordert hatten. Die Entscheidung war inmitten heftiger Debatten um deren bestehende Befreiung vom Wehrdienst gefallen. 

In Israel ist der Militärdienst verpflichtend

Hunderttausende israelische Reservisten sind seit Kriegsbeginn im Gazastreifen, im Westjordanland und an der Grenze zum Libanon im Einsatz - zunächst entlang der Nordgrenze, seit  Anfang Oktober auch mit Bodentruppen im Südlibanon. Von dort aus hatte die mit der Palästinenserorganisation Hamas verbündete Hisbollah im Oktober vergangenen Jahres eine zweite Front gegen Israel eröffnet. 

Die seit Israels Staatsgründung im Jahr 1948 geltende Ausnahmeregelung sorgt schon seit Jahren für Unmut in Israel. Insbesondere seit dem Beginn des Krieges gegen die Hamas im Gazastreifen vor mehr als einem Jahr erhielt die Aussetzung der Regelung neue Dringlichkeit: Seit Kriegsbeginn infolge des Hamas-Angriffs am 7. Oktober 2023 auf Israel fordern immer mehr Israelis, dass auch die ultraorthodoxen Männer ihren gleichberechtigten Anteil am Armeedienst leisten. 

In Israel ist der Militärdienst verpflichtend. Männer müssen 32 Monate in der Armee dienen. Frauen werden für zwei Jahre einberufen. Jedoch können ultraorthodoxe Juden, die sich in einer religiösen Jeschiwa-Schule Vollzeit dem Studium der heiligen Schriften widmen, davon befreit werden. 

Etwa 13 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels sind ultraorthodox

Während die Ausnahmeregelung zur Zeit der Staatsgründung Israels nur rund 400 Jeschiwa-Studenten betraf, wurden auf ihrer Grundlage allein im vergangenen Jahr 66.000 ultraorthodoxe Juden im Alter zwischen 18 und 26 vom Militärdienst befreit. Frauen dieser religiösen Strömung sind automatisch vom Militärdienst ausgeschlossen. 

Laut der israelischen Statistikbehörde zählen etwa 13 Prozent der jüdischen Bevölkerung Israels zu den Ultraorthodoxen, den sogenannten Cheredim. Das sind fast 1,3 Millionen Menschen bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen israelischen Staatsbürgern. Sie halten sich an eine strenge Auslegung der jüdischen Tradition und leben in Israel und anderswo weitgehend in abgeschotteten Gemeinschaften.

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Erstellt:
5. November 2024, 00:06 Uhr

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