Wettquoten
Wer wird der neue Papst?
Ein Kardinalstaatssekretär als möglicher neuer Papst: Britische Buchmacher sehen Pietro Parolin in Führung. Doch ein Sprichwort warnt: „Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.“

© IMAGO/Vandeville Eric/ABACA
Pietro Parolin genoss das volle Vertrauen von Papst Franziskus.
Von Michael Maier
Nach dem Tod von Papst Franziskus am Ostermontag beginnt bald das jahrhundertealte Ritual der Papstwahl. 135 wahlberechtigte Kardinäle unter 80 Jahren treten nach der Beerdigung zum Konklave im Vatikan zusammen, um den neuen Papst zu bestimmen. Eine historische Besonderheit: Die Mehrheit dieser Kardinäle wurde von Franziskus selbst ernannt.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin gilt bei Wettanbietern als Favorit. Bei Paddypower liegt seine Siegchance bei 40 Prozent (Quote 6:4), während William Hill ihm eine Wahrscheinlichkeit von 36,4 Prozent (Quote 7:4) einräumt. Der 70-jährige Italiener steht für eine Fortsetzung des Kurses von Franziskus, vertritt aber in Fragen wie der Homo-Ehe traditionelle Positionen. Das Wettportal Polymarket, das auch schon den Wahlsieg von Donald Trump vohergesagt hatte, veranschlagt Parolins Chancen auf 34 Prozent.
Papst für Krisenzeiten?
Jedoch wäre es in der über 2000-jährigen Kirchengeschichte erst das dritte Mal, dass ein amtierender Kardinalstaatssekretär zum Papst gewählt wird. Das letzte Mal war das 1939 bei Eugenio Pacelli der Fall. Der spätere Pius XII. hatte die Kirche dann 17 Jahre lang durch schwere Zeiten zu leiten.
Gleichauf mit Pietro Parolin sehen die Buchmacher von William Hill den Philippiner Luis Antonio Tagle (Quote 7:4). Der 67-Jährige vertritt in vielen Fragen liberalere Ansichten als Franziskus und hat chinesische Wurzeln. Ein asiatischer Papst wäre zudem ein Novum in der Kirchengeschichte.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
- Geboren: 17. Januar 1955 in Schiavon, Venetien
- Priesterweihe: 27. April 1980 in Vicenza
- Studium: Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Gregoriana
- 1986: Eintritt in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls
- 1986-1989: Diplomat in Nigeria
- 1989-1992: Diplomat in Mexiko
- 2002-2009: Untersekretär für die Beziehungen zu den Staaten
- 2009-2013: Apostolischer Nuntius in Venezuela
- Seit 2013: Kardinalstaatssekretär unter Papst Franziskus
- 2014: Ernennung zum Kardinal
- 2020: Beförderung zum Kardinalbischof
- 2023: Dekan des Kardinalskollegiums
- Gilt als erfahrener Diplomat und Krisenmanager
- Spricht fließend Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch
- Bekannt für seine moderaten, aber traditionsbewussten Positionen
- Setzt sich für Dialog mit China und verbesserte Beziehungen zu Russland ein
Ein Ungar als Papst?
Weitere Kandidaten sind der Italiener Matteo Zuppi, der sich als Vermittler im Ukraine-Krieg einen Namen machte, sowie der konservative ungarische Kardinal Péter Erdö. Letzterer wird bei William Hill mit einer Quote von 8:1 (11,1 Prozent) gehandelt.
Auch andere Namen werden genannt: Pierbattista Pizzaballa, der als Patriarch von Jerusalem Erfahrung im Nahost-Konflikt sammelte, der kongolesische Erzbischof Fridolin Ambongo Besungu als möglicher erster afrikanischer Papst, sowie Jean-Marc Aveline aus Marseille und Jean-Claude Hollerich aus Luxemburg. Als möglicherweise „papabile“ gelten aber auch weitere Überraschungskandidaten.
Die Wettmärkte favorisieren aktuell jedenfalls einen europäischen Nachfolger mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent. Ein altes römisches Sprichwort mahnt jedoch zur Vorsicht: „Wer als Papst ins Konklave hineingeht, kommt als Kardinal heraus.“