Werke dreier großer Komponisten intensiv ausgelotet

Vier Pianistinnen zeigen beim dritten Konzert der Klavierakademie-Teilnehmer echtes Können – Stücke spiegeln unglaubliche Spanne an Emotionen

Die Künstlerinnen des Konzertabends in der Murrhardter Festhalle (von links): Albertina Eunju Song, Hyelee Kang, Ye-Eun Kim sowie Yiran Wu. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Künstlerinnen des Konzertabends in der Murrhardter Festhalle (von links): Albertina Eunju Song, Hyelee Kang, Ye-Eun Kim sowie Yiran Wu. Foto: J. Fiedler

Von Petra Neumann

MURRHARDT. Erneut standen drei ganz große Komponisten im Mittelpunkt des dritten Teilnehmerkonzerts der Internationalen Klavierakademie in der Murrhardter Festhalle: Franz Liszt (1811 bis 1886), Ludwig van Beethoven (1770 bis 1827) und Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 bis 1847). Drei Pianistinnen aus Südkorea und die vierte aus China verwandelten den Abend in einen Hörgenuss der besonderen Art.

Ye-Eun Kim studiert nach ihrem Bachelor in Südkorea seit 2015 in Hannover, um ihren Master zu machen. Sie hatte sich ein wirklich gehaltvolles und schwieriges Stück von Franz Liszt ausgesucht: „Après une lecture du Dante: Fantasia quasi Sonata“ (Nach der Lektüre von Dante: eine Fantasie gleichsam als Sonate). Allein der Auftakt ist schon aufwühlend und kraftvoll, denn der große italienische Dichter beschäftigte sich viel mit den ganz großen Themen: unerfüllte Liebe und Tod. So ist die Melodie voller Dramatik, da ist kein Platz für Leichtigkeit oder Tändelei. Schnelle Kadenzen treiben die Notenfolgen fast bis ans Limit. Spannend ist die Umsetzung des Komponisten der in Gedichtform gefassten Worte in eine musikalische, deren Klänge ungebändigt, fast ungebärdig sind. Auch bei den leiseren Tönen stellt sich nicht unmittelbar eine Entspannung ein, sie verweisen vielmehr auf ein unerfülltes Versprechen. Die junge Musikerin spielte sehr konzentriert, sehr emotional und ausgefeilt. Eine große Vorstellung.

Die Landsmännin Albertina Eunju Song war schon beim ersten Konzert mit von der Partie, aber sie hatte noch ein weiteres Stück vorbereitet, und zwar von Felix Mendelssohn-Bartholdy „Rondo capriccioso Opus 14“. Eine raffinierte Komposition: Die Introduktion führt den Zuhörer in ein Reich der Erzählungen und der Fiktion, bis er sich auf einer bunten Sommerwiese findet und einem Reigen aus märchenhaften Gestalten zuschaut, die nur auf Schabernack und Schalk bedacht sind. Die Intensität der Musik springt einfach über und bezaubert. Auch dieses Mal verzauberte die Künstlerin mit ihrer versierten Spielweise.

Ludwig van Beethoven war ein Komponist, der seinen Noten großen Gehalt gab und seine unruhige Lebenszeit in Musik verewigt hat. Die „Klaviersonate Nr. 32 in c-Moll, Opus 111“ ist keine leichte Kost. Der erste Satz „Maestoso – Allegro con brio ed appassionato“ ist gewichtig und gravitätisch. Selbst als die Melodie eine fugale (ähnlich einer Fuge) Qualität annimmt, spielt sie nur mit dem Element der Beruhigung, denn einmal angestoßen kann diese Schwere nicht mehr gestoppt werden. Yiran Wu aus China spielte sehr akzentuiert, klar und kostete die Bandbreite der musikalischen Vorlage zur Gänze aus. Sie kam 2012 nach Deutschland und macht ihren Master in Detmold. Der zweite Satz der Sonate „Arietta – Adagio molto semplice e cantabile“ hingegen besitzt eine ganz eigene, intensive Stimmung. Er besticht durch Klarheit und hohe Sensibilität, zeitweilig geht die Melodie in feinste, zarte Sequenzen über, die von kristalliner Schönheit sind, doch nicht frei von Sentiment. Eine wunderschöne Interpretation, die das Spektrum des musikalischen Könnens der Klavierspielerin aufzeigte.

Gleich einem Rondo beendete ein weiteres Werk von Franz Liszt den Abend. Mit ihm und Hyelee Kang ging es nach Spanien, und zwar mit der „Rhapsodie Espagnole“. Die Südkoreanerin studiert seit einiger Zeit in Freiburg und hat schon bei wichtigen Wettbewerben Preise gewonnen. Ein feuriger Auftakt „con mucha pasión“ und Spannung in der Melodie tragen den Zuhörer in eine Welt voller Leidenschaft und unbezähmbarer Emotionalität, die von zarter Verliebtheit bis zur wilden Eifersucht reichte. Die Pianistin spielte mit so viel Temperament, dass sie fast die Kapazität des Flügels zu sprengen schien. Schlichtweg großartig.

Zum Artikel

Erstellt:
3. September 2019, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!

Murrhardt und Umgebung

Dem „Schlägle“ ein Schnippchen schlagen

Der Schlaganfall gehört zu den zehn häufigsten Todesursachen. Bei einem Vortrag des Krankenpflegevereins Murrhardt gab der Gefäßchirurg Claus-Georg Schmedt einen Überblick über die Risikofaktoren. Dabei zeigte er auch Präventions- und Therapiemöglichkeiten auf.

Murrhardt und Umgebung

Mode und Markt, Genüsse und Fitness

Der Murrhardter Frühling, gemeinsam von Stadtverwaltung und dem Verein Stadtmarketing organisiert, ist mit vielseitigem Programm und verkaufsoffenem Sonntag auch dank idealem Wetter eine große Attraktion für Einheimische und Gäste aus der Region.