Wertvolles für Küche und Hausapotheke
Bärbel Oftring präsentiert ihr Gartenbuch „Wird das was oder kann das weg?“ und gibt Tipps, wie Gärten zu Naturinseln werden
„Jeder kann in seinem Garten etwas für die Artenvielfalt wilder Pflanzen und Tiere tun“, betonte die Biologin und Autorin Bärbel Oftring. Auf Einladung der Stadtbücherei Murrhardt präsentierte sie ihr Gartenbuch „Wird das wasoder kann das weg?“. Rund ums Thema hatte sie auch eine Auswahl von Büchern über Naturthemen im Gepäck.
Von Elisabeth Klaper
MURRHARDT. Bärbel Oftring, die über 140 Bücher über Naturthemen für Kinder und Erwachsene veröffentlicht hat, war schon mehrfach bei Veranstaltungen der Stadtbücherei für Kinder in der Walterichstadt zu Gast. Nun stellte sie erstmals ein Buch für Erwachsene bei ihrer Lesung im Rahmen der Ausstellung „Landart – Spuren der Natur“ von Mäg (Margit) Körner vor, die nur eine Handvoll Zuhörer in den Heinrich-von-Zügel-Saal lockte. Nichtsdestotrotz vermittelte die Autorin gut gelaunt, optimistisch und überzeugend ihr Herzensanliegen, den Schutz der heimischen Natur, Tiere und Pflanzen.
Ihr Gartenbuch, übrigens 2018 auf der Leipziger Buchmesse von der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft als eines der fünf besten ausgezeichnet, vermittelt Basiswissen für Einsteiger und gibt auch viele Anregungen für naturnahe, lebendige Gärten. Dazu kombiniert die Autorin die Bestimmung der Pflanzen mit vielen Tipps für deren Verwendung. „Erst sollte man genau hinschauen, bevor man eine Pflanze herausreißt“, empfahl sie. Viele sogenannte Unkräuter seien wertvolle Wildkräuter, die sich vielseitig verwenden lassen, beispielsweise als Salat, Würzkräuter oder Heilkräuter für Tees oder Salben. Mit ihren Tipps will Bärbel Oftring auch an das traditionelle Wissen über Heilkräuter anknüpfen, das heute weitgehend verloren gegangen ist.
An den Blattformen – länglich, rund oder vielteilig – lassen sich die verschiedenen Pflanzenarten, nützliche und unerwünschte, leicht voneinander unterscheiden. In ihrem Buch, das nach diesen Blattformen gegliedert ist, stellt die Biologin 100 Gartenpflanzen in detaillierten Porträts vor, die sich selbst aussäen. Am Abend gab sie zu jeder Blattform mehrere Beispiele. So die vielseitigen Heilkräuter Spitz- und Breitwegerich mit länglichen Blättern: Der Blattsaft des Spitzwegerichs lindere Juckreiz und wirke entzündungshemmend, ebenso gegen Husten, darum könne man daraus mit Honig selbst Hustensaft herstellen. Und der Breitwegerich sei „ein perfektes Pflaster“, beispielsweise gegen Blasen bei Wanderungen.
Weiter der Ehrenpreis mit runden Blättern: Er bedecke den Boden, den „Darm des Gartens“, in dem unzählige Kleinlebewesen Humus erzeugen. Auch blühe er das ganze Jahr und sei daher eine wichtige Futterpflanze für Wildbienen und Hummeln. „Er ist als Salat essbar und schmeckt ähnlich wie schwarzer Tee.“ Der Giersch mit vielteiligen Blättern, der unter Sträuchern und Hecken wuchert und so ebenfalls für gute Bodenverhältnisse sorge, „schmeckt ähnlich wie Karotte und Petersilie, darum eignet er sich bestens als Gemüse, aber auch für Pesto“, betonte Bärbel Oftring.
Überdies verdeutlichte die Autorin in einem Vortrag die große ökologische Bedeutung der Gärten, die etwa vier Prozent der Gesamtfläche Deutschlands umfassen, mehr als die Naturschutzgebiete mit etwa 3,5 Prozent. „Gärten bilden Brücken zwischen Naturräumen: Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, sie als Naturinseln zu gestalten, in denen Wildpflanzen wachsen dürfen.“ Zum Beispiel die Brennnessel, die Raupen-Futterpflanze für 50 verschiedene Schmetterlingsarten ist. Bärbel Oftring empfahl auch, möglichst heimische Kultur-, Nutz- und Zierpflanzen zu verwenden und auf Exoten wie den Kirschlorbeer oder Schmetterlingsbaum zu verzichten, da sie für heimische Insekten nicht nutzbar sind.
Eine wichtige Aufgabe der Politik wäre die Veränderung der landwirtschaftlichen Nutzung: Weg von den großflächigen Feldern hin zu mehr kleinteiligen Nutzflächen, mit ungenutzten Brachflächen und Randstrukturen dazwischen, wie Blumenwiesen oder -streifen und Hecken. Denn „die Monokulturen der Landwirtschaft sind für Insekten so wertvoll wie geteerte Parkplätze“. Der dramatische Rückgang unserer heimischen Naturräume und Biotope, Insekten und Vögel – „ein Drittel der heimischen Tier- und Pflanzenarten sind in den vergangenen Jahrzehnten verschwunden“ – sei eine noch schwerwiegendere Bedrohung als der Klimawandel, so die Einschätzung der Biologin.
Neben dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei auch das zu häufige Mähen von Grünflächen ein Grund dafür, dass Schmetterlinge, Heuschrecken oder Käfer immer seltener werden. Denn: „Insekten brauchen Zeit, um zu wachsen“, vor allem im Larvenstadium, als Raupe und Puppe.
Abschließend wies Bärbel Oftring auf die große Bedeutung von Wildbienen und Hummeln für die Bestäubung hin. Darum zeigte sie, wie man ganz einfach aus einem Bündel Schilfröhrchen ein Mini-Insektenhotel auch für den Balkon basteln kann.
Bärbel Oftring: Wird das was oder kann das weg? Erwünschte und unerwünschte Garten- pflanzen erkennen. Taschenbuch, 144 Seiten, 307 Farbfotos, 10 Farbzeichnungen, Klappen- broschur. Kosmos Verlag Stuttgart, 2017. ISBN: 978-3-440-15303-1. Preis: 16,99 Euro.
