Mindestalter für das Amt
Wie alt muss man sein, um Bundeskanzler zu werden?
Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick darüber, ab welchem Alter man Bundeskanzler werden kann und welche Voraussetzungen sonst noch erfüllt sein müssen.
Von Lukas Böhl
Um Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland zu werden, muss man mindestens 18 Jahre alt sein und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Es ist nicht erforderlich, Mitglied des Bundestags zu sein. Die Wahl des Bundeskanzlers erfolgt durch den Deutschen Bundestag, nachdem der Bundespräsident einen Kandidaten vorgeschlagen hat. Für die Wahl benötigt der Kandidat in der Regel die sogenannte absolute Mehrheit der Stimmen im Bundestag, was auch als "Kanzlermehrheit" bezeichnet wird.
Gibt es ein Höchstalter?
Für das Amt des Bundeskanzlers gibt es keine gesetzliche Höchstaltersgrenze. Laut Artikel 38 Absatz 2 des Grundgesetzes ist wählbar, wer das Alter erreicht hat, mit dem die Volljährigkeit eintritt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Verfassung keine Altersobergrenze für den Kanzlerposten vorsieht. Auch im Bundeswahlgesetz (§ 15 BWahlG) ist keine entsprechende Grenze festgelegt. Dies gilt ebenso für Bundestagsabgeordnete, was bedeutet, dass sowohl Abgeordnete als auch der Bundeskanzler theoretisch in jedem Alter gewählt oder im Amt bleiben können, solange sie ihre Aufgaben ausführen können.
Warum waren bisher alle Bundeskanzler über 50?
Obwohl das Mindestalter für das Kanzleramt bei nur 18 Jahren liegt, waren bisher alle Bundeskanzler bei Amtsantritt über 50 Jahre alt. Dies liegt vor allem daran, dass die Kandidaten in der Regel eine lange politische Karriere durchlaufen müssen, bevor sie für das höchste Regierungsamt in Betracht kommen. Ein Bundeskanzler benötigt umfangreiche politische Erfahrung, Führungsqualitäten und ein breites Netzwerk in der Partei und im Parlament, um die notwendige Unterstützung zu gewinnen. Diese Kompetenzen und das Vertrauen der Abgeordneten erarbeiten sich Politiker meist erst nach vielen Jahren im politischen Geschäft. Die Herausforderungen des Amtes, wie die Leitung der Regierung und die Vertretung Deutschlands auf internationaler Ebene, setzen ein hohes Maß an Expertise voraus, das typischerweise erst im fortgeschrittenen Alter erreicht wird.
Mindestalter des Bundespräsidenten
Im Gegensatz zum Bundeskanzler gibt es für das Amt des Bundespräsidenten in Deutschland eine klare Altersgrenze. Um Bundespräsident zu werden, muss man das 40. Lebensjahr vollendet haben. Diese Altersgrenze ist im Grundgesetz festgelegt und soll sicherstellen, dass der Bundespräsident ausreichend Lebenserfahrung und Reife besitzt, um dieses repräsentative und verantwortungsvolle Amt zu übernehmen. Auch hier gilt, dass der Bundespräsident die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen muss.
Wie läuft die Wahl des Bundeskanzlers ab?
Die Wahl des Bundeskanzlers erfolgt nicht direkt durch das Volk, sondern durch den Deutschen Bundestag. Nach einer Bundestagswahl schlägt der Bundespräsident eine Person für das Amt des Kanzlers vor. Diese Person wird dann in einer geheimen Abstimmung von den Bundestagsabgeordneten gewählt.
Absolute Mehrheit erforderlich
Um Kanzler oder Kanzlerin zu werden, benötigt der Kandidat oder die Kandidatin die absolute Mehrheit der Stimmen, auch als „Kanzlermehrheit“ bekannt. Das bedeutet, mehr als die Hälfte aller Bundestagsabgeordneten muss für den Kandidaten stimmen. Wenn dieser Kandidat die absolute Mehrheit erreicht, wird er vom Bundespräsidenten innerhalb von sieben Tagen offiziell ernannt.
Zweite und dritte Wahlphase
Falls kein Kandidat im ersten Wahlgang die notwendige Kanzlermehrheit erhält, tritt der Bundestag in eine zweite Wahlphase ein. In dieser Phase hat der Bundestag 14 Tage Zeit, um eine andere Kandidatin oder einen anderen Kandidaten zu wählen. Auch in dieser Phase ist wieder die absolute Mehrheit erforderlich. Sollte auch in dieser Phase kein Kandidat gewählt werden, beginnt eine dritte Wahlphase. Hier reicht dann eine einfache Mehrheit, also die meisten Stimmen, um Kanzler zu werden. Allerdings hat der Bundespräsident in diesem Fall die Möglichkeit, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen, statt den Kanzler zu ernennen.
Dauer der Amtszeit
Die Amtszeit des Bundeskanzlers ist nicht festgelegt, sondern endet erst mit der Wahl eines neuen Bundestages. In der Regel beträgt die Legislaturperiode vier Jahre, sodass eine Kanzlerschaft in der Praxis oft ebenfalls vier Jahre dauert. Allerdings kann der Bundestag einem amtierenden Kanzler das Vertrauen entziehen, indem er ein sogenanntes „konstruktives Misstrauensvotum“ durchführt. Dies geschah in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland nur einmal, als 1982 Helmut Schmidt durch Helmut Kohl ersetzt wurde.
Fazit: Bundeskanzler werden – ab wann?
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Mindestalter, um Bundeskanzler oder Bundeskanzlerin zu werden, in Deutschland bei 18 Jahren liegt. Es ist nicht erforderlich, Mitglied des Bundestages zu sein, allerdings muss man die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Die Wahl des Kanzlers erfolgt durch den Bundestag, wobei in den meisten Fällen eine absolute Mehrheit der Stimmen notwendig ist. Einmal gewählt, dauert die Amtszeit in der Regel bis zur nächsten Bundestagswahl, es sei denn, der Bundestag entscheidet sich für ein Misstrauensvotum.