Schwimmer holt Silber in Paris

Wie Oliver Klemet sein Glück in der Seine findet

Tokio-Olympiasieger Florian Wellbrock verlässt Paris ohne Medaille. Sein Trainingskollege dagegen freut sich über Silber im Zehn-Kilometer-Rennen. Wie kam das zustande?

Oliver Klemet präsentiert nach dem Marathonschwimmen stolz seine Silbermedaille vor großer Kulisse.

© /imago/Steffie Wunderl

Oliver Klemet präsentiert nach dem Marathonschwimmen stolz seine Silbermedaille vor großer Kulisse.

Von Dirk Preiß

Was wurde in den Tagen vor und von Paris nicht alles über die Seine gesprochen. Klar, sie war der Star der Eröffnungsfeier. Danach aber auch der olympische Wettkampfort, dessen Auswahl besonders kritisch gesehen wurde. Wegen der schwankenden Wasserqualität wurden Trainings und sogar das Männerrennen im Triathlon verschoben. Nun, am Freitagmorgen, schwammen zum letzten Mal olympische Athleten im Fluss durch Paris.

Danach, logisch, wurde auch Oliver Klemet gefragt, wie das mit der Seine, ihrem Wasser und der Strömung denn nun gewesen sei. Da grinste der Freiwasserschwimmer ein bisschen, schaute an sich herunter und meinte: „Wenn ich auf meine Medaille schaue, dann freue ich mich, dass ich hier war.“ Denn eben hatte der 22-Jährige über zehn Kilometer Silber gewonnen und ergänzte mit Blick auf die Kulisse bei der Siegerehrung: „Einen besseren Ort hätte man nicht finden können.“

Auf der Pont Alexandre III., dieser prachtvollen Brücke, hatte Oliver Klemet kurz zuvor seine Medaille bekommen, im Hintergrund war der Eiffelturm zu sehen, im Wind wehte die deutsche Fahne bei der Siegerehrung – neben zwei ungarischen Flaggen. Olympiasieger wurde Kristof Rasovszky, Dritter David Betlehem. Der Olympiasieger von Tokio ging dagegen erneut leer aus. Und hatte damit offenbar ziemlich zu kämpfen.

In der Mixed Zone, wo die Sportlerinnen und Sportler nach den Wettbewerben auf die Journalisten treffen, tauchte Florian Wellbrock zunächst gar nicht auf. Allerdings besteht für die Athleten eine Pflicht, diesen Weg zu absolvieren. Über eine Stunde nach Ende des Rennens kehrte der 26-Jährige also zurück – um den geforderten Gang wortlos zu absolvieren. Dann war er wieder weg.

Florian Wellbrock stapft wortlos davon

In Tokio 2021 war Wellbrock noch eines der deutschen Gesichter der Spiele gewesen. Bronze im Becken über 1500 Meter, Gold im Freiwasser über zehn Kilometer. Olympia in Paris dagegen wurde für den gebürtigen Bremer dann aber zur kompletten Enttäuschung. Über 800 und 1500 Meter scheiterte er in den Beckenwettbewerben bereits im Vorlauf. Als er die Arena in La Défense dann hinter sich gelassen hatte, schien es besser zu laufen. Zunächst.

Das Marathonrennen bestimmte Wellbrock jedenfalls lange vorne mit. Als es aber in die entscheidende Phase ging, fiel er zurück. Platz acht wurde es am Ende – weshalb ihm nur blieb, seinem Trainingspartner nach dem Rennen zu dessen Medaille zu gratulieren.

Florian Wellbrock lebt und trainiert in Magdeburg in der Gruppe von Bundestrainer Bernd Berkhahn, auch der Paris-Olympiasieger Lukas Maertens (400 Meter Freistil) gehört dazu, ebenso Isabel Gose (Bronze über 1500 Meter Freistil) – und eben Oliver Klemet. Vor zwei Jahren ist der junge Mann aus Bad Homburg von Frankfurt nach Magdeburg gewechselt, schon im Jahr davor trainierte er – während seines letzten Schuljahres – immer wieder dort. „Ich bin froh, dass mir die Schule das damals ermöglicht hat“, erzählte er nun und kam zu dem Schluss: „Ich denke, es hat sich auch ausgezahlt.“

Nach dem Abitur wurde Oliver Klemet Teil der Sportfördergruppe der Bundeswehr, kann den Schwimmsport seitdem quasi unter Profibedingungen betreiben, was vor allem der Regeneration zugutekommt. 2023 wurde er WM-Dritter über die Zehn-Kilometer-Strecke. „Da habe ich realisiert, dass es möglich ist, auch bei Olympia eine Medaille zu gewinnen“, sagte er. In der Seine demonstrierte Klemet am Freitag aber nicht nur seine Leistungsentwicklung der vergangenen zwei Jahre, sondern auch sein taktisches Gespür.

Weil er unbedingt als Zweiter auf die Schlussrunde gehen wollte, nahm er einmal einen anderen Weg als die Konkurrenten – und setzte sich gemeinsam mit Kristof Rasovszky ab. Zwar spürte er auf der Geraden dann noch einmal die Hände der aufkommenden Gegner an seinen Füßen, bis zum Zielanschlag ließ er aber niemanden mehr passieren.

„Mein Traum war es, eine Medaille zu gewinnen“, sagte er. Und schaute noch einmal zufrieden an sich herunter.

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Erstellt:
9. August 2024, 12:22 Uhr

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